A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

SOMOGYI, Péter: A szeghegyi (Lovcenac, Szerbia) "lovassír" újraértelmezése

abgetragen. Und nur diesmal — und auch nur in einer der neu zu gestaltenden Ecken des erwei­terten Hofes — stieß man auf menschliche Schädel und merkwürdige alte Sachen. Daher scheint es wahrscheinlich, daß es zumindest in der unmittel­baren Umgebung keine weiteren Bestattungen mehr gab. Ob das Grab zu einem Gräberfeld ge­hörte oder ein Einzelgrab war, läßt sich endgültig aber nur aufgrund von Nachuntersuchungen vor Ort beantworten, vorausgesetzt, daß die Fundstelle, der einstige Hollinger-Hof, mit Hilfe des zeitge­nössischen Katasters zu lokalisieren ist. Roediger spricht eindeutig immer nur über ein Grab bzw. eine Grabgrube, die Ost-West ausge­richtet war. Weil das Grab im gelben Lößboden eingetieft war, waren die durch die dunklere hu­mushaltige Grabverfüllung markierten Konturen des Grabschachtes in der Nähe der in einer Tiefe von 170-180 cm gelegenen Grabsohle bestimmt deutlich zu erkennen. Die Konturen von zwei ne­beneinander angelegten Gräbern wären so kaum unbemerkt geblieben. Gegen die zuerst von Éva Garam geäußerte Annahme, daß man in Szeghegy eigentlich zwei Einzelbestattungen gefunden hätte, spricht auch die Beobachtung, daß die Skelette in gleicher Tiefe lagen. Dieser Umstand schließt näm­lich auch die Möglichkeit aus, daß das eine Grab zufällig in das früher angelegte eingetieft worden ist. Daß Roediger nach dem Entdecken des Pferdeschädels an dessen westlicher Seite entlang, d. h. in Richtung der nördlichen oder südlichen Langseite der Grabgrube, weitergraben ließ und dort auf weitere Fundobjekte stieß, erlaubt eben­falls, einen breiteren Grabschacht anzunehmen. Folglich liefert der von Roediger dokumentierte Befund keine Angaben, die gegen eine Doppel­bestattung von zwei mit dem Schädel nach Westen ausgerichteten menschlichen Skeletten sprechen. Im Gegenteil: Es finden sich sogar Hinweise, die erlauben, diese Aussage weiter zu präzisieren. Als Roediger an der Fundstelle eintraf, war nur noch das östliche Ende des Grabes ungestört, wo die dunklere Grabverfüllung im hellen Lößprofil gleich ins Auge stach. An einer Stelle ragten die Knochen eines Unterschenkels im Profil der abge­schnittenen Grabverfüllung in situ heraus. Deshalb entschloß sich Roediger, zuerst die Grabverfüllung oberhalb der Unterschenkelknochen von oben nach unten abzutragen. Dabei stieß er nacheinander auf den Pferdeschädel, auf zwei Eisenfragmente, die er für Bruchstücke eines Messers und einer Sichel hielt, und zum Schluß auf die Fußknochen eines menschlichen Skeletts (ROEDIGER 1901, 88; ROEDIGER 1903, 274). Da Roediger eindeutig von Unterschen­kel- und Fußknochen eines Individuums berichtet, läßt diese Beobachtung nur die Folgerung zu, daß die Größe der zwei Skelette unterschiedlich war. Die Fußknochen des kleineren Individuums dürften höchstens bis zum Kniebereich des größeren ge­reicht haben. Demnach haben wir es mit den Ske­letten eines Erwachsenen und eines Kindes zu tun. Wie bereits GERE 1983, 14 richtig erkannte, spricht Roediger nur von einem Pferdeschädel. Weitere Teile des Pferdeskeletts (ganz oder par­tiell) vermutet er im östlichsten Grababschnitt, der bereits dem Nachbargrundstück angehörte und von Roediger nicht mehr durchsucht worden war. Daß György Hollinger, der auf Roedigers Bitte einige Tage später diesen Bereich durchforschte, außer der Lanzenspitze, der Sichel und dem Gefäß auch noch Pferdeknochen gefunden, jedoch dem Verein davon nichts berichtet hätte, schließe ich aus folgenden Gründen aus: Zum einen lag der Pferde­schädel eindeutig oberhalb der menschlichen Fuß­knochen. In frühawarischen Reitergräbern, in de­nen sich in der Regel das komplette Pferdeskelett oder Teile davon in einem gemeinsamen und de­mentsprechend langen Grabschacht zu Füßen des Reiters befinden, wurde eine derartige Plazierung des Pferdeschädels noch nie beobachtet. Zwischen dem Reiter und dem Reittier, wenn sie auf der Grabsohle liegen, gibt es immer einen gewissen Abstand. Zum zweiten wurden in diesem Teil des Grabes weder von Roediger noch von Hollinger Fundobjekte geborgen, die als Teile von Zaumzeug oder Geschirrung zu deuten wären. Wie bereits aufgezeigt, kamen die Steigbügel in dem durch die Erdarbeit zerstörten Bereich zum Vorschein. Gegen ihren unmittelbaren Zusammenhang mit dem Pfer­deschädel scheint auch zu sprechen, daß Roediger keine Trense, wie es sonst üblich ist, zwischen den Pferdekiefern erwähnt. Aus diesem Befund auf eine Pferdemitbestat­tung des Typus VI nach Attila Kiss zu schließen, entbehrt jeder Grundlage und ist auch nicht not­wendig: Der Pferdeschädel ohne Pferdefußkno­chen, 40-50 cm höher als die Grabsohle in der Verfüllungserde des Grabes gelegen, entspricht nämlich einer nachweislich existenten, wenn auch seltenen Form der früh- und mittelawarenzeitlichen Pferdemitbestattungen: Grab 33 von Deszk-G, Nr. 42; Grab 4 und 18 von Deszk-H, Nr. 43; Grab 75 von Dévaványa-Köleshalom, Nr. 45; Grab 142 von Környe, Nr. 82; Grab 13 von Mezőkovácsháza, Nr.

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