A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

SOMOGYI, Péter: A szeghegyi (Lovcenac, Szerbia) "lovassír" újraértelmezése

ungewöhnlich kleine Dimension der Steigbügel (ihre Gesamtlänge beträgt 12,5 bzw. 12,8 cm) fiel übrigens Lajos Roediger ebenfalls auf (ROEDIGER 1903, 274), ohne daß er diesen Tatbestand bei der Deutung des Befundes berücksichtigt hätte. Hampels Korrektur blieb in der Folgezeit un­beachtet, und das Grab von Szeghegy fand als Reitergrab Eingang in die Literatur der Awarenzeit (GARAM 1992, 144. Taf. 50-52). Im Laufe der nächsten hundert Jahre, d.h. im ganzen 20. Jahrhundert, fielen weder die kleinen Steigbügel noch andere Merkwürdigkeiten des Befundes auf. Offensicht­lich nahm sich lange Zeit niemand die Mühe, die Berichte Roedigers und Hampels Fundbesprechung auf Komma und Beistrich durchzulesen. Ich selber auch nicht! Kein Wunder, daß ich in meinem vor zwanzig Jahren verfaßten, ersten „richtigen" Auf­satz das Reitergrab von Szeghegy obendrein noch als eine reich ausgestattete Bestattung eingestuft habe (SOMOGYI 1982, 193 mit Anm. 21). Es sind mir nur zwei Arbeiten mit der Er­wähnung des Grabes bekannt, deren Autoren sich auch mit der Deutung des Befundes, und zwar nach Roediger 1903, näher auseinandergesetzt haben: Weil zum Grabinventar bekanntlich auch ein Kupferkessel gehörte, untersuchte Eva Garam in ihrem Aufsatz über die römischen Kupferkessel aus frühawarenzeitlichen Bestattungen auch das Grab von Szeghegy ausführlich und veröffentlichte zwei früher unbekannte Archivfotos von den ins Museum Zombor (heute Sombor, Serbien) gelang­ten Fundobjekten. Basierend auf Roediger 1903 rekonstruierte sie eine W-0 ausgerichtete, lange Grabgrube, in deren westlicher Hälfte der Reiter mit dem Kopf nach Westen bestattet wurde. Sein Reitpferd wurde zu seinen Füßen in der östlichen Hälfte des Grabes mitbestattet. „Die zwei Steig­bügel mit Schiingenöse und runder Sohle befanden sich voraussichtlich bei dem Pferdeskelett." Dem­zufolge kommt Garam zu dem Schluß, daß das Grab nach der für die frühawarenzeitlichen Pferde­mitbestattungen von Attila Kiss herausgearbeiteten Klassifikation dem Typ VI angehöre. Weil ROEDI­GER 1903, 272 eindeutig von zwei menschlichen Skeletten berichtete, nimmt Garam an, daß sich in unmittelbarer Nähe des Reitergrabes eine zweite Bestattung befunden haben dürfte, aus der eines der beiden von Roediger dokumentierten Tonge­fäße stammt. Die übrigen Fundobjekte ordnet Ga­ram dem mit Schwert(?), Lanze und Kriegsbeil bewaffneten Reiter zu, der einen silbernen Ohrring und einen einfachen, unverzierten Gürtel getragen hätte, von dem eine mit bronzenem Verschluß versehene Tasche und eine an einer Bronzekette befestigte, bronzene Schelle herabhingen (GARAM 1982, 74-77, 85, Abb. 9-10). Eine wahrhaft merk­würdige Tracht für einen berittenen Krieger, auch dann wenn sein Fuß in einen Steigbügel mit nicht einmal 13 cm Gesamtlänge hineingepaßt hätte! Im ersten Teil seiner Diplomarbeit befaßt sich Lászó Gere mit den aus dem Gebiet der Bácska bekannten frühawarenzeitlichen Bestattungen, da­runter auch mit dem Grab von Szeghegy. Er be­spricht den Befund und das Grabinventar in An­lehnung an ROEDIGER 1903 und GARAM 1982 neu. Bezüglich des Befundes schließt er sich Garams Meinung an, wonach in Szeghegy ein berittener Krieger mit seinem Reitpferd bestattet worden sei und das Grab kein Einzelgrab, sondern Teil eines Gräberfeldes gewesen sei (GERE 1983, 7-12). Er zeigt jedoch auf, daß Garams Rekonstruktion, nach der die Steigbügel links und rechts vom Pferdeskelett gelegen hätten, nicht stimmen kann, weil sie in dem von Hollinger zuerst ergrabenen westlichen Teil des Grabes zum Vorschein kamen. In diesem Zusammenhang hinterfragt Gere auch die bis dahin allgemein angenommene Art der Pferdemitbestat­tung, nämlich das Mitbestatten eines ganzen Pfer­des. Er bezieht sich auf ROEDIGER 1903, 274, wo in der Tat nur von einem Pferdeschädel in einer Tiefe von 130 cm aus dem östlichen Ende des Grabes die Rede ist. Allerdings — fährt Gere fort — sei auch wahr, daß der sich östlich des Pferdeschädels er­streckende Bereich nicht mehr von Roediger, son­dern erst später vom Grundstücksbesitzer durch­sucht worden sei. Ob dieser dort außer den genann­ten, dem Verein auch überreichten Fundobjekten (Lanzenspitze, Sichel, Tongefäß) noch Pferdekno­chen gefunden hat, erwähnt Roediger nicht. Aus diesem Grund sieht Gere die gängige Annahme eines ganzen Pferdeskeletts als nicht gesichert an und schließt die Möglichkeit einer partiellen Pfer­demitbestattung nicht gänzlich aus (GERE 1983. 14). Auf den Gedanken, daß in Szeghegy bloß ein Pferdeschädel mitbestattet worden ist, kam er aller­dings nicht. Auch er — wie viele andere — war zu einem Gefangenen der in der Literatur mittlerweile gefestigten Vorstellung vom Reitergrab geworden. Geres Zweifel dürfte jedoch etwas bewirkt ha­ben, da das Reitergrab von Szeghegy in der jüngs­ten Zusammenstellung über die frühawarenzeitli­chen Gräber mit Pferdemitbestattungen bereits mit einem Fragezeichen aufscheint. In Anlehnung an Garam halten es die Autoren des Katalogs für

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