Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Seidl—Siegenfeld. 139 und histor. Denkmale 1905, Titel und Charakter eines Haus-, Hof- und Staatsarchivars 22. Mai 1905, Haus-, Hof- und Staatsarchivar 28. Dez. 1908, Titel und Charakter eines Sektionsrates 22. Jan. 1911, Sektionsrat 28. Dez. 1911, 2. Vizedirektor 27. Nov. 1913, Titel und Charakter eines Hof- und Ministerialrates 16. Aug. 1917. S. ist mit 30. Nov. 1918 in den Ruhestand getreten und am 5. Nov. 1929 in Wien gestorben. S. darf ohne Übertreibung als erste Autorität der ganzen Monarchie in genealog.-heraldischen Fragen bezeichnet werden. Das in privater For­schung erworbene Wissen auf diesem Gebiete, das er schon ins Archiv mitbrachte, konnte er an den reichen Sammlungen desselben in weitem Maße vermehren. Hier wurde ihm in der Beantwortung zahlreicher An­fragen aus dem In- und Ausland und insbesondere in der Ausarbeitung von Gutachten für Ministerium und Hof Gelegenheit gegeben, jenes Wissen und die ihm angeborene Gründlichkeit und Sauberkeit der Forschung zu be­tätigen. Von diesen Gutachten sei u. a, nur das über die Krone im Wappen von Amsterdam (gedruckt in der Publikation von Veder, De herziene offi- cieele voorstelling van hat wapen van Amsterdam 1900) erwähnt und auf die Gutachten betreffend die Vertretung der Okkupationsländer Bosnien und Herzegowina im ungar. Königstitel und die geschichtlichen Beziehun­gen des Hauses Habsburg zu den Okkupationsländern (1908) verwiesen. Auch in den heraldischen Fragen des k. u. k. Hofes hatte S. öfter das ent­scheidende Wort zu sprechen: so als man 1900 eines Gutachtens betreffend die Zusammenlegung des erzh. österr. und gräfl. Chotekschen Wappens bedurfte oder als 1912 die toskan. Linie des Hauses Habsburg das erzh. österr. Wappen mit toskan. Beifügungen statt des toskan. zu führen wünschte. Für den Erzh.-Thronfolger Franz Ferdinand hat S. außerdem eine größere Sammlung von Siegelabgüssen und -abbildungen zur Ent­wicklungsgeschichte des erzh. österr. Wappens angelegt (1910/11). Lang­jährige, eindringliche und umfangreiche Studien erforderten endlich die histor. Gutachten, welche S. als Mitglied der Kommission zur Neuschaffung eines gemeinsamen Staatswappens für die Schilder und Stempel der Ämter, die Fahnen des Heeres, die Flaggen der Marine und die Standarten des Hofes auszuarbeiten hatte (1903 bis 1917). Es fällt ihm auch an der schließ- lichen Lösung der schwierigen Sache ein großes Verdienst zu. War also für S. die Stellung im StA. gleichsam das Sprungbrett für seine autoritative Stellung in genealogischen Fragen, so kamen doch seine Leistungen und Erfolge auch der Anstalt sehr zugute. Er verwaltete die Urkundensammlung und die Reichsregisterbücher, legte die Sammlung von Todes-und Vermählungsanzeigen (Partezettel) an, hielt den sphragistischen Apparat in mustergültiger Ordnung und verfaßte — zum Teil allerdings erst nach der Pensionierung, als er auf einige Monate gegen eine Zulage wieder in dienstliche Verwendung genommen war (1919/20) — einen Zettelkatalog für alle Originalsiegel des Archivs vor 1300 (AB. 522) sowie (schon 1905) ein ebenso wertvolles Zettelrepertorium zu der großen Wap­penhandschrift des Bruderschaftsbuches von St. Christoph am Arlberg (AB. 543/21). S. hat sich auch als erster mit eingehenden Versuchen mit Konservierungsmitteln (Zapon) beschäftigt. Es versteht sich, daß er in

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