Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
3. Wirkungen von Migrationsprozessen auf die Sprache - Márkus Éva: Migration und Sprache am Beispiel des Deutschpilsener Dialekts in Ungarn
158 Márkus, Éva: Migration und Sprache (Deutschpilsen) deutsche Bergleute aus dem Tirol und aus Thüringen in die Bergbaustädte der heutigen Mittelslowakei und der Zips. Die Deutschpilsener Mundart ist also wohl als Ergebnis der Sprachkon- takte und Sprachmischung von zwei Varietäten des Deutschen infolge der Migration zustande gekommen. Diese Varietäten wurden in einer fremdsprachigen und fremdländischen Umgebung ausgeglichen und vermischt. Deutschpilsen ist eine Sprachinsel in Ungam, gelegen in einem Gebiet, wo aber nicht nur Ungam, sondern auch Slowaken in der nächsten Umgebung leben. Demnach muss der Deutschpilsener Dialekt auch mit den beiden erwähnten Fremdsprachen in Kontakt geraten sein. Zum ersten Mal wird Deutschpilsen in einer Urkunde 1138 als „Belsun” erwähnt (Györffy 1987: 250). Die später angekommenen deutschen Ansiedler dürften diesen Namen vermutlich als „Pilsen” übernommen haben (Tarján G. 1990: 77). In der Mitte des 13.Jhs. standen schon zwei Kirchen im Dorf; wahrscheinlich wurde die St Stephanskirche von der ungarischen, die ehemalige St. Nikolauskirche (heute: „Bergmannskirche”) von der deutschen Bevölkerung errichtet. Die Bergmannskirche wurde im 15.Jh. im gotischen Stil umgebaut. Deutschpilsen erlebte seine Blütezeit während der Herrschaft von König Sigismund (1387—1437). In dieser Zeit arbeiteten etwa 100 Bergarbeiter in den Stollen (Tarján G. 1990: 77 und Szabó 1977: 59). Deutschpilsen war im Mittelalter eine der wichtigsten Ortschaften der Gegend; die hiesigen Deutschen arbeiteten teils in den Bergwerken des Graner Erzbischofs, teils in den Weinbergen. Das Silber, das Gold und der berühmte und ausgezeichnete Wein verhalfen den Pilsnern zu Wohlstand. Rege Beziehungen bestanden zu den anderen Bergbaustädten Obemngarns, vor allem zu Schemnit£ (ung. Selmecbánya, slow. Banska Stiavnica). Der Schemnitzer Stadtrat besaß im Jahr 1505 Weingärten in Pilsen. 1419 wurden hier schon Wochenmärkte gehalten, und seit 1549 wurde die Ortschaft in den lateinischen Quellen des öfteren als „oppidum” (Marktflecken) bezeichnet. Deutschpilsen pflegte vor dem 16.Jh. auch Kontakte zur Zips, dies beweisen die Familiennamen Zepesy (1569), Szepesi (1570) und Zybzer (1601), Czipszer (1720) (Török 1964: 16). 2 Nach der Vertreibung der Türken Um 1690 begann die Ansiedlung deutscher katholischer Familien aus dem Hauerland: aus der Umgebung von Deutschproben (ung. Németpróna, slow. Nitri- anske Pravno) und Kremnit£ (ung. Körmöcbánya, slow. Kremnicä). Diese Migration dauerte mehrere Jahrzehnte.