Szekszárdi Vasárnap 1992 (2. évfolyam, 1-52. szám)

1992-12-27 / 52. szám

22 , SZEKSZÁRDI TA§ARNAP 1992. DECEMBER 24. Requiem T~1ine steile Strafie führt den Berg hinan. Ein junger r~i Mann mit einer schwarzen Pelzmütze schlendert bergauf. Die Hánde hat er in die Taschen gesteckt, und er setzt seine Schritte vorsichtig im Schnee, In der Langeweile eines winterlichen Sonntagnachmit­tags blicken Frauen, auf die Eli bogén gestüzt, aus den Fen­stern. Eine winkt und nickt dem Hinaufsteigenden zu, aber der sieht nicht hin. Drinnen lehnen zwei am iauwarmen Kachelofen. „ Wem winkst du?"fragt auf einmal die eine die andere, die hinausschaut. „Dem Hochwürdigen Herrn." „ Wohin geht er?" „Zur Hütte des Zombai. Bestimmt besucht er den Al­tén. " „Der Zombai-Ohm ist ja táglich oben. Er kümmert sich um seinen Wein." > „Trinkt er?"fragt neugierig die eine. „Ich glaube nicht. Er hat immer mafigehalten." „ Und auch wenn er trinken sollte..." sagt gutmütig die Ausschau haltende, ,jeder würde das verstehen. Er und sei­ne Frau habén mehr als fünfzig Jahre zusammen gelebt." „Bei der Beerdigung hat sich der Alte gut gehalten." „Die ersten Wochen ist es schrecklich einsam. Ich weifi das. Als ich meinen lieben Béla begrub..." Das ist ein Gesprachsthema für eine halbe Stunde. Unterdessen gelangt der Hochwürdige Herr an das Ende der Bergstrafie. Er steigt die Treppe hinauf, stolpert über den morastig gefrorenen Feidweg. Und dann ist er zwischen den Weinbergen. Er wendet sich dem ersten Kelterhaus zu. Aus dem Rauchfang des Kelterhauses - oder wie man dort zu sagen pflegt: des Weinberghauses - steigt weifier Rauch in die Hö­he. Drinnen wird mit Holz und Weinreben geheizt. Er drückt die Klinke nieder, ohne anzuklopfert, denn vor einer Hüttentür ist das nicht üblich. Drinnen im Kelierhais halt er sich - er kennt sich aus - nach rechts und klopft an die Tür der kleinen Kammer. „Herein", brummt es von drinnen. In der sich öffnenden Tür erscheint der weifihaarige Kopf des altén Zombai. Er beugt sich vor, und sein Gesicht leuch­tet auf. „ Wiilkommen, Hochwürdiger Herr!" „Guten Tag, János-Ohm!" Sie drücken sich die Hánde. Lange, als würden sie sich nach einer weiten Reise wiedersehen. „Kommen Sie Herein, Hochwürdiger Herr. Nehmen Sie bei unsPlatz... bei mir", verbessert sich rasch der Alte. Behend wendet er sich zum Wandbord, nimmt einen Be­cher heraus und stellt ihn auf den Tisch. Dort steht eine wei­fie Weinflasche mit ein wenig Wein. Er hebt sie hoch und hált sie gegen das Fenster, dann versteckt er sie schnell in der Ecke. Gemáchlich zieht er die Lade auf, holt eine Kerze heraus und zündet sie an. Dann nimmt er aus dem Schrank einen glaiserten Tonkrug, drückt ihn dem Pfarrer in die Hand, und wortlos gehen sie hinaus. Sie schreiten den würzig nach Wein riechenden Keller­gang so hinab, als hátten sie irgendeine Zeremonie durchzu­führen. Sie sind beide Menschen vom Berg, sie wissen, was der Brauch ist. Untén klingt der Glasheber heli auf, der Holzhammer schlágt zweimal auf den Zapfen, und rau­schend Julit sich der bauchige Heber mit rubinfarbenem Rő­ten. Immer noch wechseln sie kein Wort, bis sie ins Zimmer zurückkehren. Der Krug kommt auf den Tisch, der Hausherr blást dei Kerze aus, dann giefit er den tiefglühenden Rőten in die beiden kleinen, dickwandigen Becher. Schweigend he­ten die beiden Mánner sie hoch. Sie blicken einander in die Aigen. „Zur Gesundheit, der Herr möge Sie trösten, Brúder Zombai." Die Augen des Al­tén verschleierten sich. In seiner derben, knotigen, an den Hammer gewöhnten Hand verschwindet fast der Becher." „Zur Gesundheit", kommt nach einer Weile die Antwort. Sie trinken aus. Der Becher klirrt auf dem Tisch, und der alte Zombai reicht dem Pfarrer die Hand. „Danke", sagt er bewegt. Seine Mundwinket zittern. Er bückl sich rasch zum Ofen, stochert in der Glut und legt zwei grofie Kloben auf. Wáhrend dieser langen Minute denken beide an „sie". And die Mutter. Ihre kleine, gedrungene Gestalt trippelt durch das Zimmer, legt das Tischtuch zurecht, stemmt die Hand in die Seite, blickt auf die beiden Mánner, lachelt und verschwindet in der Richtung auf den Friedhof. Der Alte richtet sich mühsam auf und setzt sich wieder an den Tisch. Er fullt die Becher und blickt ins Leere. Jetzt kommt ihm der Pfarrer zu Hilfe. Er halt seinen Be­cher gegen das Fenster und blickt lange auf den blutroten Wein. „Gut ist ergeraten dies Jahr", sagt er anerkennend. Zombai-Ohm greift das Thema dankbar auf. Die fri­schen Wunden seiner Seele schmerzen noch, deshalb flieht er Tag für Tag in das Weinberghaus, um denen auszuwei­chen, die sich verpflichtet fühlen, sie mit ihren Teilnahmebe­zeugungen aufzureiJSen. Wozu Worte, sie fühlen es beide. So schleppt in der folgenden Viertelstunde niemand den Altén auf die Folterbank. Nicht einmal der, der das Recht hátte, als Seelenarzt die Wunden zu untersuchen. Seit Wochen löst sich die Zunge Zombais zum ersten Mai. Er hat jeden Kunstgriff der Rotweinbehandlung im kleinen Finger. „Davon" spricht keiner: was für eine tüchtige Frau die Mutter war; eine arbeitsame, streitbare Gefahrtin des hartköpftgen Schlossers - zweiundfünfzig Jah­re lang. „Man daif den Trester nicht lange sich selbst überlas­sen", erklart er seinem jungen Gast. Der alte Zombai ist ein unvergleichlich geschickter Schlosser. Ja, aber was hátte er mit seiner Fertigkeit erreicht, wenn die Mutter den Verdienst nicht eingeteilt hátte. Sie hielt straff Ordnung und führte die Familie zu bescheidenem Wohlstand. „Aber mit dem Schwefel mufi man behutsam umgehen." Daswufite die Mutter auch. Sie habén ja alles miteinan­der besprochen. Er fing nichts ohne sie an. „Beim Abziehen mufi man sehr aufpassen", brummt der Alte. Zu Hause hat die Mutter auch auf alles achtgegeben. Sie regierte die ganze Familie. Sie liefi nicht zu, dafi etwas den guten Geist in der Familie zerstörte. Mit einer unmerklichen Bewegung streicht der A Ite über seine Augenwinkel. „Dann, bis Weihnachten nicht an das Fafis rühren. Lafi es ruhen." Beide denken an die zur Ruhe gegangene Mutter. Die Erinnerung an sie erwármt die Herzen der beiden Mánner wie der edle Rotwein. „Sie ruhe in Frieden ", so versteht es auch der Pfarrer. So möge auch die Trauer zur Ruhe kom­men, und ihre Seele ruhe in Gott. Es herrsct eine lange Stille, aber sie ist nicht stumm. Die beiden verstehen einander auch ohne Worte. Sie bedütfen keines rührseligen Gefühlsausbruches, um einander die Grö­Jie ihres Schmerzes deutiich zu machen. Der Pfarrer spürt die Erschöpfung des Altén, und dieser die mitfühlende Liebe des Pfarrers. ie sitzen in dem kleinen, warmen Zimmer und spre­^ chen ohne Worte miteinander. Der Alte ist ein christ­lich gesinnter Mensch, und die Gegenwart des Pfar­rers genügt, um die Worte vom ewigen Leben jetzt in dem leeren, nachhallenden Zimmer ihres Herzens erklingen zu lassen. „Ich verstehe dich...ich verstehe dich...danke...danke..." Diese Stille ist wie ein vertrauensvolles Gebet. Neben der lieben Gestalt der Mutter ist in dem Schweigen der aufer­standene Herr nahe, der den Mánnern, die mit dem Tod zu­sammengetroffen sind, Hojfnung und Frieden schenkt. Zu­gleich heben sie die Becher einander zu, mit einer Liebe, die sie bis dahin noch nie empfanden. Die Trostworte habén Zeit bis Sonntag, von der Speise, die am Altar ausgeteilt wird, kann auch Zombai statt wer­den. Ein paar Worte an der Hüttentür, ein warmer Hande­druck, und schon steigt der Besucher in den Nebel zur Stadt hinunter. Schnee stiebt vom Himmel, das Jahr verabschiedet sich mit weifiem Silvester. Oben, hinter dem kleinen Hütten­fenster, entzündet sich ein matter Schimmer. István H. Németh László Ritzel Clown Enttáuschungen bestürmen mich Obwohl leicht lache ich Mein Gast das Leiden Und ich könnte sogar weinen Doch sag' ich; Es záhlt nicht Zeige fröhliches Gesicht Aber suche Einsamkeit Vergesse Lustigkeit Ich fühle Schmerz Es bedrángt mein Herz Zeitweise manchmal In meiner Seele Qual I Doch verstelle ich mich Meine Rolle spiele ich Wie ein falscher Clown Ich weine lachend Ich bin ein Clown Entschuldigung Als auf seinem goldenen Thron Der Verstand miide war Verflüchtigte er sich Zurückgeblieben ist Ein Narr Vata Vágyi Ecce homo nicht nur Moleküle nicht nur Zellen nicht nur Adern nicht nur Gewebe nicht nur Blut und Fleisch auch etwas was beim Namen zu nennen wir uns vor den argwöhnisch forschenden Augen des Computers immer mehr scháumen (Zusatzfrage; Wifit ihr noch, was das ist?)

Next

/
Oldalképek
Tartalom