Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)
† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer
Karl VT, Triest und die Venezianer benachbarten görzischen Gebiet im allgemeinen unbemittelt und mithin nicht im Stande wäre, die für die Ausweitung des Handels benötigten Kapitalien aufzubringen. Die Modifizierung der Resolution vom 21. Juni 1727 schien dem Freiherrn dringlich geboten, zumal er die Inkonsequenz ihrer Auslegung in Böhmen aufzeigen konnten, wo an reiche und verdienstvolle Kaufleute, gleichsam als Belohnung ihrer bisherigen Tätigkeit und als Ansporn zu künftigen größeren Unternehmungen der Adel verliehen werde187. Bedenklich und demütigend für die kaiserliche Regierung war die nicht im Litorale allein, sondern auch in Krain und in Görz ausgebrochene Münzkalamität. Den Venezianern war es, wie Widmann feststellen mußte, gelungen, diese Gebiete mit ihrer dem Feingehalt nach minderwertigeren Münze zu überschwemmen. Ihr Erfolg war so durchschlagend, daß die kaiserliche Scheidemünze so gut wie völlig aus dem Verkehr gedrängt worden war. Gewohnt mit dem venezianischen Kleingeld zu operieren, zogen die Kaufleute mit der Zeit nicht nur dieses, sondern auch die Gold- zechine dem österreichischen Gulden vor188. Die Gefahr einer wirtschaftlichen Sezession war hier nach Widmann gegeben. Ein Glück war es, daß Venedig nunmehr kraftlos und mit dem Erreichten anscheinend zufrieden, keine weiteren Risiken ein- gehen wollte. Tatsache war jedoch, daß innerhalb des kaiserlichen Hoheitsgebietes eine fremde Währung dem kaiserlichen Gelde vorgezogen wurde. In Laibach und Fiume hatten die Kaufleute sogenannte Merkantil-Collegia zur rascheren Schlichtung interner Streitfälle gegründet. Widmann, der hier eine erfreuliche Initiative feststellte, empfahl höheren Orts nicht nur die Förderung der bereits bestehenden Collegia, sondern darüber hinaus auch die Einrichtung solcher Schlichtungsstellen in Görz und Triest, da er sich von diesen Beispielen eine klaglosere Zusammenarbeit unter den Triestiner Kaufleuten erhoffte189. Fruchtbringend wirkte sich die Tätigkeit dieser Merkantil-Collegia erst unter Maria Theresia und Joseph II. aus, als auch die lang geplante Errichtung eines Banco d’Assicurazione in die Tat umgesetzt werden konnte190. HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 9, fol. 438" „Questo principio s’osservô ancora nei Paesi Ereditarii di Boemia, e lo viene ancora pratticato ulteriormente, ehe quando si promove un Meritato, e rico Negoziante alla Nobiltà, si fà questo ex lege, et conditione, d’essere lui obligato di fare circolar un Capitale considerevole nel Commercio.“ Ebenda, fol. 437" und 438' „... Non si dovrà perder il Minimo tempo di rimediare quel disordine, ehe fü introdotto lasciando entrar tan copiosa moneta veneziana alla mano cio è piccola da cangiare la grossa, e questo male si stende fm’adesso par tutta la Camiola di modo ehe non si vede là nissun danaro piccolo Cesareo. E non si puô quasi supporre ch’in verun Paese di Mondo occorreva un simile caso d’aversi anni- dato una Moneta Straniera vicina in tal maniera, ehe la Paesana ed Intestina d’un Principe nè sia totalmen- te estirpata. Ed essendo ancora sia introdotto questo male in Gorizia, dove si vede per la più parte la moneta grossa Veneziana calante e di bassa lega. Conviene di prevenire quanto prima a questo malo ...“. Ebenda, fol. 437' „Si trovano à Fiume, e à Labach, li Collegii Mercantile che fanno la decisione dei litigii dei Mercanti. Ma convenendo questi non nisi praevie instructio officio Judicis, si dobrebbe stabilir ancora altri Collegii di Commercio nelle dette due Città, il che s’intende parimente per Gorzia, imponen- doli di tener Sessioni frequenti ... per elevar, e stabilir un Commercio vivo nel Litorale Austriaco ...“. Ebenda, fol. 437* „Già fu assicurato, e promesso nei Patenti Publicati, di stabilir un Banco d’Assicurazione nel Littorale ...“. 101