Császár István - Soós Viktor Attila: Der ungarische Tarsitius. Das Leben und Martyrium von János Brenner, 1931-1957 (Szombathely, 2003)

Die Ermittlung

Sie hätten schon um 8 Uhr hier sein müssen!' Ich fragte: Was wäre, wenn ich immer noch nicht da wäre? Ich könnte in Ruhe am Bahnhof in Körmend sitzen. Sie haben versprochen, ein Auto wird mich abholen, aber kein Auto hat mich abgeholt, deshalb habe ich gedacht, ich steige in den Zug ein undfahre hierher.' Sie fragten untereinander: 'Hat sie denn kein Auto abgeholt?' Danach begleitete mich ein Polizist in den ersten Stock in einen langen Raum, wo ich mich hinsetzen sollte. Am Ende des Raumes ging eine Tür in einen anderen Raum, dort lief auch ein Verhör. Man begann, mich auszufragen: 'Seit wann kennen Sie den Pfaffen?' Sie meinten János Brenner. Zehn Polizisten waren mit dabei, alle in Zivil. Sie redeten unheimlich schmutzig und derb über Kaplan János. Ich sagte: Es ist traurig, dass Sie von ihm, den man getötet hat, so reden.' Sie brachten die Liebesgeschichte zur Sprache. 'Sie hatten ein Verhältnis mit dem Pfaffen.' Entschlossen antwortete ich: 'Das ist nicht wahr! Das ist eine niederträchtige Lüge. Er hatte weder mit mir noch mit einer anderen ein Verhältnis, da bin ich sicher.' Ich zeigte ihnen meine Handfläche: 'Aus dieser Sicht kenne ich ihn wie meine Handfläche.' Sie taten mir nichts an, aber schwangen den Gummiknüppel vor meiner Nase und sagten: Wir haben ja auch andere Mittel!' Mutig antwortete ich: 'Sie können mich totschlagen, ich kann aber nichts anderes sagen, denn ich werde wegen Ihnen nicht lügen. Das ist die Wahrheit, anderes kann ich nicht sagen, nicht einmal, wenn Sie mich totschlagen. Es wurde still und einer fragte mich: 'Wissen Sie, Kozma ist auch in der Nacht gestorben. - Hier bei uns.' Diese Mitteilung übte eine schreckliche Wirkung auf mich aus. Ich weiß nicht, was sich in mir abspielte, ich neigte den Kopf und eine tiefe Bitterkeit ergriff mich. Ich mochte Herrn Dekan Kozma sehr gern. Ich hob den Kopf und es lag mir schon auf der Zunge zu sagen, ja, ihr habt auch ihn getötet. Zum Glück rutschte mir dies nicht heraus, sonst hätten sie mich bestimmt geschlagen. Einer sagte: 'Warum weinen Sie denn nicht?' Sofort fiel mir ein, sie wissen schon, dass ich geweint hatte, als ich erfahren hatte, dass der Herr Kaplan gestorben war. 96

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