Benke István, Peter Huber: Palackba zárt bányászat (MOIM Közleményei 29; Zalaegerszeg, 2006)

BERGBAUFLASCHEN AUS DEM GEBIET DER EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE

derartigen, hier hergestellten Objekte in öffentlichen oder privaten Sammlungen angetroffen werden. Lediglich eine einzige Flasche in einer ungarischen Privatsammlung (Göbölyös) mit der Darstellung des Hl. Nepomuk könnte aus Böhmen stammen. 8 Nachforschungen in Sie­benbürgen (u. a. durch Herrn loan Dordea) und in Slowenien (u. a. durch Dr. Ernest Fanin­ger) blieben gleichfalls ergebnislos. Alle Fakten deuten vielmehr daraufhin, und die in Abb. 8 wiedergegebene Beschriftung zeigt es ja beispielhaft, dass die alten „ungarischen" Bergbauflaschen fast ausnahmslos im Räume von Schemnitz - Kremnitz (in der heutigen Slowakei) hergestellt worden sind, even­tuell auch in Hodritsch, Neusohl oder Pukkanz. Schemnitz (Banská Stiavnica, ungarisch frü­her Selmeczbánya oder im heutigen ungarischen Sprachgebrauch Selmecbánya) zählte einst neben Kremnitz (slowakisch Kremnica, ungarisch Körmöczbánya oder Körmöcbánya) und Neusohl (Banská Bystrica, Beszterczebánya oder Besztercebánya) zu den wichtigsten der sie­ben „niederungarischen" Bergstädte. Die Schnitzer wohnten wohl eher in den Arbeitersied­lungen um die Schächte als in den Bergstädten selbst. Nur die Flasche aus 1782 (Sammlung Dr. G. V., Oberbayern) muss - der Beschriftung nach - in Wien entstanden sein, sie gleicht jedoch in Stil und Inhalt ganz den anderen. Somit stammen die Bergbauflaschen aus dem berühmten Bergbaugebiet der alten Mon­archie im heutigen slowakischen Erzgebirge. In diesen damals technisch fortschrittlichen Bergbaubezirken - man war in vieler Hinsicht im 18. Jh. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit führend - blühten der Handel und das Handwerk, aber auch die Kunst und das Kunsthandwerk. Aus dem Bereich von Schemnitz, Kremnitz und Neusohl sind bei­spielsweise kunstvolle „Handsteine" (kleine künstliche Bergwerke als barocke Tafelaufsätze, aus Erzen und Mineralien zusammengesetzt) bekannt, „Herrengrunder Kupfergefäße" (in Neusohl gefertigte vergoldete Kupferbecher und dergleichen) zählen zu den bergbauhisto­rische Raritäten. Vor diesem Hintergrund und in dieser Tradition sind auch die Geduldfla­schen entstanden, in deren liebevoll zusammengefügten Inhalt sich die Arbeitswelt und das soziale Umfeld der Knappen widerspiegeln. Schemnitzer Flaschen im 20. Jahrhundert Die Tradition der bergmännischen Eingerichte wurde in Schemnitz (Banská Stiavnica in der heutigen Slowakei) durch die Arbeiten der Bergmannsfamilie Cerven (Cerven, Cserven) fort­geführt. JOZEF CERVEN (1861-1932, Abb. 9) ist mit charakteristischen Arbeiten seit ca. 1910 bis in sein Todesjahr bekannt, seine Tochter TERÉZIA SIMONOVÁ, geb. Cerven (1899-1992) mit Arbeiten aus 1972-1982, sein Sohn VOJTECH CERVEN (1913-1986) mit Flaschen aus 1971 und 1982. Jozef Cerven, der neun Jahre in Schemnitz als Bergmann gearbeitet hatte, erlitt zwei schwe­re Unfälle und lebte sodann von einer kleinen Rente und dem Verkauf diverser Schnitzarbei­ten. Er stellte etwa ab 1910 gewerbsmäßig Bergbauflaschen, aber auch mechanische Berg­werksmodelle, Krippen u.a.m. her. Die meisten seiner Flaschen baute er in den Jahren zwischen 1928 und 1932. Die Einrichtung der Cerven-Flaschen unterscheidet sich doch etwas von den

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