Leopold Auer - Manfred Wehdorn (Hrsg.): Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (2003)
Bestände - VI. Weltreise
Weltreise 181 2 Buda und Pest 1603 Joannes Gosmans (?), Darstellung der Städte Ofen und Pest während der Türkenherrschaft Kolorierte Federzeichnung auf Papier (Ausschnitt) Kartensammlung 1 70 Legende zur Karte: A: Ofen, B: Pest, C: Gellérthegy (Blocksberg) Während des „Langen Türkenkrieges" (1593-1606) versuchten die kaiserlichen Truppen dreimal, die ehemalige Hauptstadt Ungarns, Ofen (Buda), zurückzuerobern (1598, 1602, 1603). 1602 gelang es dem Feldmarschall Hermann Christoph Graf zu Rusworm zumindest, die am linken Ufer der Donau gelegene Stadt Pest einzunehmen. Dieser Erfolg ließ sich aber 1603 nicht weiter ausbauen. Der spät begonnene Truppenaufmarsch und das Eintreffen der türkischen Entsatzarmee unter Lala Mehmed Pascha machten alle Belagerungsversuche unmöglich. Zwischen den beiden Armeen kam es nur zu einem einzigen größeren Zusammenstoß, der sich am 29. September auf der Csepel-Insel (Adonyer Insel) ereignete. Dabei konnte Rusworm den osmanischen Truppen eine schwere Niederlage zufügen. Die gegenständliche Federzeichnung ist mit großer Wahrscheinlichkeit jene, die auf Wunsch Kaiser Rudolfs II. angefertigt wurde. Die 220 Zentimeter lange Papierrolle schildert nicht nur die Schlacht, sondern bildet auch das ganze Donauknie von Waitzen bis zur Csepel-Insel mit topographischer Präzision ab (Norden ist rechts). Außer der Schlachtszene ist besonders das hier reproduzierte Detail mit der Abbildung der Städte Ofen und Pest interessant. In der Ofener Burg ist die alte Residenz der ungarischen Könige gut erkennbar. Das von Kaiser Sigismund erweiterte und von Matthias Corvinus im Renaissancestil umgebaute Schloß wurde während der Rückeroberung der Stadt durch die Kaiserlichen 1686 endgültig zerstört. Ebenfalls zu sehen sind die von den Türken in den Städten Ofen und Pest bzw. in der Umgebung errichteten Moscheen und Bäder, von denen heute nur noch wenige existieren. István Fazekas/Elisabeth Springer
