AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1973. Budapest (1976)

III. Könyvtártörténeti és művészettörténeti tanulmányok - Miklóssy János: Irodalmi folyóirataink a Bach-korszakban (1849—1859) - Unsere literarischen Zeitschriften in der Bach-Aera (1849—1859)

Inhalt mit Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in weitern Kreisen anspruchs­voller zu verbinden ohne die dominante Rolle der Literatur preiszugeben. Die literarischen Zeitschriften des Jahrzehntes sind mit Ausnahme der Szép­irodalmi Lapok für die Literaturgeschichte von sekundärer Bedeutung. Die wichtig­eren literarisch-ästhetischen Bestrebungen der Zeit sind merkwürdigerweise haupt­sächlich aus den politischen Tageblättern rekonstruierbar. Diese Lage ändert sich im letzten Drittel des Jahrzehntes mit Beginn der Budapesti Szemle (7. Okt. 1857.). Allerding spielt dabei keine unbedeutende Rolle unser wieder reger gewordenes poli­tisches Leben das für sich in unseren politischen Organen einen immer grösseren Raum beansprucht. Unsere politischen Tageblätter verfügen über mehr Pränumeranten als unsere literarischen Zeitungen (die Regierungsblätter erhalten sogar eine Subvention). Diese sind zur Entwicklung einer literarisch-ästhetischer Konzeption geeigneter als die meistens nur kurze Zeit existierenden literarischen Zeitschriften. Gruppen von guten Mitarbeitern bzw. Schriftstellern konnten sich um so leichter bei unseren Tageblättern entwickeln, da diese von ihnen keine unbedingte politische Gleichschaltung erwar­teten. Unsere politischen Organe, als erstes das Pesti Napló („Pester Tagebuch"), aber auch das Budapesti Hírlap (,,Budapester Nachrichtenblatt") und die Magyar Sajtó („Ungarische Presse") veröffentlichten zahlreiche schönliterarische Kunstwerke hauptsächlich von Mór Jókai und Zsigmond Kemény. Noch wertvoller als der schönliterarische Inhalt der genannten Blätter ist ihr literaturtheoretisch-ästhetischer bzw. fachwissenschaftlicher Inhalt. So viel bedeu­tende Werke erschienen vielleicht in keiner Zeit wie in den fünfziger Jahren. Da unsere Tageblätter — in gewissem Mase — auch die Funktion der Fachblätter erfüllt haben in der ersten Hälfte der fünfziger Jahren, wurden sie gleichzeitig zum Organ das wissenschaftliche Kenntnisse in weitem Kreise verbreitet. Ein Mittelweg zwischen theoretischer Wissenschaft und Publizistik, die wissenschaftlichen Proble in Form der Lektűr besprechenden essayartigen Schriften (wieder einmal in erster Reihe im Pesti Napló) werden zu Konsequenz sowohl in Kunstgattung wie im Styl. Die besten Traditionen der englisch-französischen Revue in sich aufnehmende von Kemény redigierte Pesti Napló mit ihrem anspruchsvollen kritisch-ästhetischen Inhalt wird zum Vorläufer nicht nur der Budapesti Szemle, sondern auch der Zeitschriften von Arany, so der Szépirodalmi Figyelő bzw. Koszorú („Kranz"). Infolge ihrer grös­seren Publizität sind sie die jenige literaturformende, richtungsbestimmende Rolle wirksamer zu erfüllen fähig, die eigentlich von den Stiftern für die Szépirodalmi Lapok („Schönliterarische Blätter") gedacht waren. Ihre Existenz ermöglicht die Organisierung der Gleichdenkenden zu einer Interessengruppe, zur Verwirklichung der von Pákh schon im Jahre 1853 sehr vermissten „Schriftstellerpartei". Für unsere Verhältnisse ist es recht charakteristisch, dass wie die zukünftige literarische Deák-Partei — die alleinherrschende Gruppe in unserem literarischen Leben der sechziger Jahre — sich zu einer Einheit um ein politisches Organ, um den Pesti Napló organisiert, so entrollt die Fahne ihre Opposition ebenfalls unter dem Aegis eines politischen Blattes, unter der von János Vajda redigierten Magyar Sajtó („Unga­rische Presse"), mit Leitung von Vajda und Károly Zilahy. 290

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