Matskási István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 83. (Budapest 1991)

Bunke, Zs.: Herbarium Lumnitzerianum

Zeit in Sankt Georgen (Pozsonyszentgyörgy, Jur pri Bratislave). Bald wurde er Oberarzt, nach dem damali­gen Wortgebrauch "physicus" in der Stadt 'Posonium'. Neben seinem hohen amtlichen Dienst war er nach KANKA auch ein gesuchter Arzt der Stadtbewohner. Wo und wann er sein botanisches Interesse erwarb, darüber sind keine Angaben. Die Wurzel müssen tief liegen. Es scheint, dass er schon in der Familie Impulse bekam; jedenfalls boten die medizinischen Studien sachgemässe Grundkenntnisse dazu. Sein Herbar enthalt nur wenige Zeitangaben (in 31 Fällen); die früheste ist 1768: "Spiraea Aruncus Schemnitzii", dies steht aber isoliert. Man kann davon schliessen, dass der 21 jähri­ge Sammler in seiner Heimat schon Versuche machte mit dem Botanisieren. Er war damals noch kein Medi­zinstudent. Als er zum Doctor medicináé promovierte und einen festen Berufsstand erreichte, schaffte er sich Gelegenheit zur Sammeltätigkeit: "Me et animus et vitae degendae genus iropulit, ut horis subseciuis, quibus a praxi medica vacabat, inquirerem in plantas circa POSONIVM sponte crescentes, easque coliigerem atque describerem" (1791: IV, Praefatio), und dessen Resultat war Flora Posoniensis, "das Beste aus dieser Zeit" (NEILREICH 1866: 2), von wissenschaftlichem Wert. Dies gestaltete er schon nicht mehr im Sinne der Kräuterbücher, sondern in einer neuen Richtung: der Florenforschung (vgl. GOMBOCZ 1936: 195). Das Werk erschien mit dem Beistand von JOANNES HEDWIG in Leipzig. Der aus Siebenbürgen stammende Arzt und be­rühmter Bryologe bestimmte nicht nur LUMNITZERS Moose: "...hie palam Cel. Domino IOANNI HEDWIGIO, Botanices apud Lipsienses Professori P.O. singulares ago gratias, quod non solum muscos frondosos in hoc opere ipse accurate definiuerit; sed etiam benigne curauerit, vt opus ipsum typis exprimeretur." (1791: VIII). HEDWIG studierte gewisse Zeit in Pressburg, die Freundschaft entstand aber wahrscheinlich nicht unmit­telbar. LUMNITZER hatte gute Beziehungen zu mehreren Zeitgenossen auch weit über seine Heimat. In erster Stelle soll PAUL KTTAIBEL genannt werden, der um 10 Jahre jünger war. In Herbarium Kitaibelianum stammen - ohne Zeitangaben - mehr als 160 Pflanzenarten von LUMNITZER. Als WALDSTEIN und KTTAIBEL im Jahre 1798 nach Berlin reisten um WiLLDENOW zu besuchen, kamen sie während der Rückreise durch Pressburg (GOMBOCZ 1936: 298); vielleicht besuchten sie den Autor des Flora Posoniensis. LUMNITZERS und KTTAIBELS gemeinsamer Freund war ANDREAS WOLNY (1759-1827), ebenfalls in Schemnitz geboren; mit zahlreichen Pflanzen vertreten im LUMNITZERS Herbar und noch mehr in Herbarium Kitaibelianum (Proportion 37: 258). Auch in Transsilvanien war Doktor LUMNITZER nicht unbekannt; der Apotheker TOBIAS MAUKSCH aus Klausenburg (Cluj) gab im Jahre 1799 seinem Sohn ausführliche Ratschläge für sein künftiges Leben, Betra­gen, ausländische Reisen usw. An zwei Stellen wird auch "Herr Lumnitzer aus Pressburg" erwähnt, wo der Va­ter seinem Sohne die Freundschaft tugendhaften und verständigen Menschen empfehlt, als Ratgeber und Beschützer (BARADLAI & BÁRSONY 1930: 287-288). Zwei berühmte europäische wissenschaftliche Sozietäten des Zeitalters haben LUMNITZER in die Reihe ihrer Mitglieder aufgenommen. Die im Jahre 1797 in Jena gegründete Mineralogische Gesellschaft tat es als "auswärtigen Ehrenmitglied" bezeichnet; dies scheint aber nicht im Zusammenhang zu sein mit LUMNITZERS Studien in Jena vor 1777 (BENEDEK 1942: 22). Ein Jahr später nach dieser Auszeichung, im Jahre 1805 wurde er Mitglied der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft (ILG 1984: 334). Kaiser FRANZ II. beschenkte ihm mit einer "Pietate et concordia" Inschrift tragenden Goldmedaille (GOMBOCZ 1936: 241). LUMNITZER starb in seiner Berufstätigkeit, im Krankenhausdienst während dem napoleonischen Kriege als Opfer einer Typhusepidemie (KANKA 1865b: 233, 235, GOMBOCZ 1936: 241). Obwohl ihm seine Verpflichtungen nicht wenig Last bedeuteten, hatte er lebenslang gute Beziehungen zu der wissbegierigen Jugend. Zum Zentenarium des Flora Posoniensis erschien ein kurzer Artikel von anonymen Autor, der unter anderem behauptete dass "Ein noch weit grösseres Verdienst erwarb sich aber Lumniczer dadurch, dass es ihm gelang, die studierende Jugend Pressburgs, die ihn auf seinen botanischen Excursionen begleitete, mit Liebe für die scientia amabilis zu erfüllen, und sie zu treuen begeisterten Anhän­gern derselben heranzubilden." (1891: 178). Hier sind keine Namen angeführt, durch die Literatur wurden aber einige bekannt. PÁL KOLBÁNI (1758-1816) der später Arzt in Pressburg und Verfasser vom Werke Unga­rische Giftpflanzen (Pressburg 1791) wurde (Szinnyei 1899: 724-726); GÁBOR KovÁTS-MARTINY (1782-1845) wählte nach LUMNITZERS Anregung neben Mathematik, Chemie und Physik auch die Fächer der Naturge­schichte und wurde Lehrer und ausgezeichneter Pädagog des evangelischen Lyzeums in Pressburg (KANKA 1865b: 237). Es liegen zur Zeit noch keine Beweise vor, es ist aber wahrscheinlich, dass JOSEPH SADLER (1791-1849) und STANISLAUS ALBACH (1795-1853) - beide in Pressburg gebürtig - ebenfalls durch LUMNIT­ZERS Tätigkeit Impulse zur Botanik bekamen. Hier sollen zwei irrtümliche Angaben erwähnt werden. KÁROLY NENDTVICH behauptet in der Biographie von IMRE FRIVALDSZKY (1872: 5), dass LUMNITZER einer unter PAUL KITAIBELS Schüler und Nachfolger gewe­sen sei. Schon die bezüglichen Zeitangaben schliessen es aus: als KTTAIBEL im Jahre 1780 seine Universitäts-

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