Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

Malleier , E. : 'Zur Geschichte der Organisation des jüdischen Gesundheitswesens 169 sie eine der beiden Vorsteherinnen des neu errichteten „Wöchnerinnenheinies des Pester israelitischen Frauenvereins", das der Stifter Manfred Weiß de Csepel im Andenken an sei­ne jung verstorbene Frau Alice errichten lassen hatte. 10 0 Im Jahr 1912 rief Amélie Neumann zur Gründung eines Bundes jüdischer Frauen in Ungarn auf. Seine Aufgabe sollten die „Be­kämpfung des Unglaubens in der Familie" sowie die „Sanierung sozialer Übelstände" sein. Vorbilder waren die jüdischen Frauenorganisationen in England und den USA, wo sich die Frauen so breit gefächerten Themen wie Bekämpfung des Mädchenhandels, Tbc-Vorsorge oder in der Erziehung verlassener Kinder widmeten. Ein weiterer Vorschlag Neumanns war die Schaffung der Institution der „district nurse" und der „visiting instructors" in der Kran­ken- Rekonvaleszenten- und Armenpflege. 10 1 Was sich angesichts der Geschichte des Enga­gements Amélie Neumanns deutlich erkennen lässt, ist eine Entwicklung hin in jene Berei­che, die den Frauen größere Selbständigkeit boten bei gleichzeitigem Verlassen männlich dominierter Institutionen und einem Engagement im Aufbau weiblicher Organisationsfor­men. Darin ähnelt ihr Verhaltensmuster auffallend jenem von Henriette Weiss und dem Frauenverein „Providentia" in Wien. 10 2 Zusammenfassend lässt sich für Budapest sagen, dass bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges weder die Versuche diverser jüdischen Institutionen, wie IKG, Chewra Kadi­scha oder Krankenhäusern, noch jene ambitionierten Aktivistinnen viel Erfolg in ihren Be­mühungen hatten, die Krankenpflege zu einem attraktiven Beruf für jüdische Frauen aus der Mittelschicht zu machen. Miserable Arbeitsbedingungen, schlechte Behandlung seitens der Ärzte und eine geringe Bezahlung standen diesen Bemühungen im Weg. Erst in der stark veränderten politischen, sozialen und wirtschaftlichen Situation der Nach- und Zwischen­kriegszeit waren die Versuche der Gründung jüdischer Krankenpflegeschulen im Nachfol­gestaat der Habsburgermonarchie erfolgreich. Der Verband ungarischer jüdischer Frauen­vereine „MINOS" gründete in den Zwanzigerjahren eine Krankenpflegeschule am jüdischen Spital. Eine weitere Gründung erfolgte durch den „Pester israelitischen Frauenverein" im „Alice IVeiss-Wöchnerinnenheim", wo in der Zwischenkriegszeit Kinderkrankenpflegerin­nen und Hebammen ausgebildet wurden. 10 3 EISABETH MALLEIER, PhD. histórián emalleier(o>hotmail.com 10 0 Gabel, Julius: Csepel de Weiß Manfred-Stiftung. In: In: Ungarische Wochenschrift , Budapest, 1910, Nr. 14, lf. 10 1 Neumann, Amélie. Ein Bund der Frauen. In: Ungarische Wochenschrift , Budapest, 1912, Nr. 7, 1-3. 10 2 Malleier, in: Wiener Geschichtsblätter, 1998 , Heft 4, 249-269. Zu geschlechterspezifischen Debatten in der Krankenpflege um 1900 siehe: Sylvelyn Hähner-Rombach: Quellensammlung zur Geschichte der Kranken­pflege. Frankfurt am Main 2008; Malleier, E.: „Das Débacle der Frau als Pflegerin" Sexismus und Nationa­lismus in österreichischen Debatten zur Kriegskrankenpflege im frühen 20. Jahrhundert. Beide in: Thiekötter, Andrea-Recken, Heinrich (Hg): Alltag in der Pflege. Dokumentation des 8. Internationalen Kongresses zur Geschichte der Pflege, 2008. F/M. 2009. 10 1 Für diese Informationen danke ich Zsuzsanna Torony vom Jüdischen Archiv in Budapest. Die Quellen dazu aus der Zwischenkriegszeit sind in ungarischer Sprache verfasst.

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