Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 13. Kultur und Nationalbewußtsein am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Eszter Aczél)

auf, Frau Déry und Frau Schodel ernte­ten mit ihren Opernauftritten glänzende Triumphe. Außer der Karte über das un­garische Wanderschauspiel werden die Bilder einiger Theater gezeigt, begleitet von den Portraits der Großen aus Schau­spiel und Musikleben sowie den Geschen­ken begeisterter Verehrer. DAS UNGARISCHE NATIONALMUSEUM Die ungarische Nationalkultur entstand in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhun­derts. Ihre herausragenden Zweige sind die Belletristik als Träger der erneuerten ungarischen Sprache, das Theater, die un­garische Malerei und Bildhauerei, die Ar­chitektur und schließlich die auf den Mo­tiven der (Soldaten-) Werbungsmusik auf­bauende Musik. Zum Zentrum des literarischen und kul­turellen Lebens wurde die Stadt Pest. Hier wirkten die meisten Schriftsteller und Künstler, hier wurde die Ungarische Aka­demie der Wissenschaften organisiert, hier öffnete das Nationaltheater seine Pforten und hier entstand der klassizistische Palast des Ungarischen Nationalmuseums. „Graf Ferenc Széchényi, ein in 'beiden' ungarischen Vaterländern schon berühm­ter Mann, hat seine mit großen Mühen und erheblichen Kosten geschaffenen seltenen Sammlungen, die aus Büchern, Handschriften, Bildern, Wappen, Kunst­mappen und Münzen bestehen, mit vor­bildlichem Patriotismus der ungarischen Heimat zur öffentlichen Benutzung an­geboten und geschenkt" (Magyar Hír­mondó, Wien, 25. August 1802). Széchényi wandte sich mit seinem Ange­bot direkt an den König. Er sorgte für die Ernennung des die Sammlung betreuen­den Personals - als Direktor wählte er den Historiker und Philologen Jakab Ferdi­nánd Miller (1749-1823). Am 10. Dezember 1803 übergab Graf Fe­renc Széchényi (1754-1820) seine Samm­lung und zeigte sie dem Palatin Joseph. 1808 wurde auf dem Preßburger Landtag die Gründung des Nationalmuseums be­schlossen und das Museumsgesetz ver­abschiedet. Die Stände hielten zur Förde­rung der ungarischen Sprache und Litera­tur sowie der Sache der materiellen Kul­tur vor der Schaffung der Akademie der Wissenschaften die Errichtung des Natio­nalmuseums für notwendig. Sie riefen die Munizipalbehörden zur Beschaffung der materiellen Mittel auf und beauftragten den Palatin mit der Einleitung der erfor­derlichen Maßnahmen einschließlich der Bauarbeiten. Mit dem Entwurf des Gebäudes beauf­tragte man Mihály Pollack (1773-1855), den ersten Architekten des Landes (Abb. 43). Am 22. Juli 1837 wurde die Grund­steinlegung des Museums vorgenommen. Das große Hochwasser von 1838 über­schwemmte auch die Fundamente des im Bau befindlichen Gebäudes. Der Bau des Museums war 1847 abgeschlossen, die Einrichtung der Sammlungen begann 1846. Das neue Museumsgebäude stand sehr bald im Zentrum der ungarischen Na­tionalgeschichte. Hier fand die Volksver­sammlung im Frühling 1848 statt, und der Festsaal des Museums wurde zur Tagungs­stätte der Magnatentafel. Die ungarischen Frauen ergriffen die Ini­tiative für eine landesweite Aktion zur Einrichtung des Museums. Ferenc Liszt (1811-1886) (Abb. 44) und Ferenc Erkel (1810-1893) gaben Konzerte im Festsaal, aus deren Einnahmen das Mobiliar der

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