H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 7 - Siebenbürgen und das königliche Ungarn (2. Hälfte 16.-17. Jahrhundert) (Judit H. Kolba)

durch die türkischen Niederlagen in den Türkenbefxeiungskriegen samt seinem ober­ungarischen Fürstentum mitgerissen. In der anderen Hälfte des Saales wird an einige bedeutende Ereignisse aus dem kö­niglichen Ungarn erinnert. DIE GEGENREFORMATION Die Gegenreformation hatte die Zurück­drängung der sich im vorangehenden Jahr­hundert so schnell verbreitenden Reforma­tion zum Ziel. Sie setzte in Wien ein, und mit Unterstützung des Wiener Hofes und der angesiedelten Jesuiten entfaltete sich im königlichen Ungarn ein Ringen mit dem Versuch, die protestantisch gewordene Be­völkerung für die katholische Kirche zu­rückzugewinnen. Nach protestantischem Vorbild mußten auch die katholischen Prie­ster zur Benutzung der ungarischen Sprache übergehen. Zuerst schloß sich der überwie­gende Teil des Hochadels wieder dem katho­lischen Glauben an - in der Jahrhundert­mitte gab es kaum einen protestantischen Magnaten mehr - und dann ein Teil des Ge­meinadels; Bürger und Bauern folgten ihnen infolge der Anwendung von Gewalt. Die größte Gestalt der Gegenreformation war Péter Pázmány (1570-1637). In einer reformierten Familie Várads (Oradea) ge­boren, besuchte er die Jesuitenschule, trat zum katholischen Glauben über und in den Jesuitenorden ein. Er studierte in Krakau (Krakow), Graz und Rom. Seine Laufbahn führte steil nach oben, 1616 wurde er Erz­bisch of von Esztergom und dann auch Kar­dinal. Er schrieb in genußreichem Unga­risch theologische und Missionsschriften, seine vorzüglichen Reden zeigen ihn als einen hervorragenden Meister der frühba­rocken Literatur. Pázmány legte der Erziehung großes Ge­wicht bei, 1623 gründete er in Wien ein neues Priesterseminar, das später nach ihm benannte Pázmaneum, und 1635 die Uni­versität Nagyszombat (Tyrnau, Trnava). Er unterstützte die Jesuiten und die neuauftre­tenden Piaristen bei ihren Schulgründun­gen. Die Gestalt Pázmánys ist ein typisches Beispiel des zwischen beiden Mächten zer­riebenen, aber unter allen Umständen Ungar bleibenden Politikers. Zu Pázmánys Zeit erschien ein neuer Kunst­stil im westlichen Landesteil, der Barock. 1629 entstand mit Miklós Esterházys Un­terstützung und unter Bauleitung italieni­scher Architekten in Nagyszombat (Trnava) das erste Barockgebäude, die Jesuitenkirche. Die Innengestaltung der Kirchen - liturgi­sche Gegenstände (Kelche, Standkreuze) ebenso wie Textilien - tragen noch die Stil­merkmale der Spätrenaissance, wie das aus­gestellte Meßgewand (Abb. 69) mit Adels­stickerei aus Gold- und Silberfaden, der Prälatenhut. Den Hirtenstab ziert das Wap­pen von Jakab Haskó, Bischof von Rozsnyó (Rosenau, Roznava). Das Weihwasserbecken (Abb. 70) ist ein Werk des Goldschmiedes Weigl aus Selmecbánya (Banská Stiavnica). Die Stiche neben den Vitrinen zeigen die Zentren der Gegenreformation: Nagyszom­bat (Trnava), die Fassade der dortigen Je­suitenkirche, und Kassa (Kosice), wo die Gegenreformation im Dom mit der Verle­sung einer Deklaration gegen die Protestan­ten begann. ADEL UND KOMITATE IM KÖNIGLICHEN UNGARN Der Herr über das königliche Ungarn war der in Wien oder Prag lebende, aber in Preß­burg gekrönte Habsburgerherrscher. Die Krö­nung war stets ein bedeutendes Ereignis, der jeweilige Erzbischof von Esztergom setzte dem König unter glanzvollen Forma-, litäten die Kontinuität symbolisierende Heilige Krone aufs Haupt. Der Krönung von Matthias II. (1608) auf dem Stich gibt eine

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