Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)
József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 3. Die Bestattung - 2. Bodrogkeresztúr-Kutyasor - 3. Kenézlő-Szérűskert - 4. Szerencs-Taktaföldvár
Kultur fanden wir Ockerklumpen am häufigsten in den Kindergräbern, vor allem auf den Schädeln und auf den Unterschenkeln vor, wie auch überwiegend in den Männergräbern. Da wir den Ockerüberzug vor allem auf dem Kopf und Unterschenkel gefunden haben, kann angenommen werden, daß die unbekleidet gebliebenen Teile mit Ocker bemalt wurden. Aus dem auffallend dicken, als regelrechter Fleck wirkenden roten Überzug im Grab 18 von Kisköre kann festgestellt werden, daß zuweilen auch das Totentuch bemalt wurde, insbesondere auf den Teüen, wo der Tote von der Bekleidung nicht bedeckt war. In der Theiß-Kultur zeigen sich bloß die Anfänge des Fleischopfers. In den Gräberfeldern erscheinen diesbezüglich nur in je einem Grab Schweinsknochen. In der Unterbringung von Beigaben ist die von der Gemeinschaft erforderte Sitte nicht ausreichend, um diese selbst innerhalb eines einzigen Gräberfeldes für allgemeingültig zu erklären. Als Beispiel kann das Gräberfeld von Kisköre erwähnt werden, wo Gräber von 9 Männern, 11 Frauen, 11 Kindern und einem Erwachsenen (unbestünmbaren Geschlechtes) waren. Aus den Beigaben geurteilt, dürfte das letztere ein Frauengrab gewesen sein. Bei den Männergräbern erscheinen die Extremitäten zwischen der Beigab enlosigkeit - den Ockerklumpen nicht gerechnet (Grab 6) - und der Bestattung mit sehr reichen Schmuckgegenständen. Aus dem SpondylusArmring der Gräber 9, 36, des geperlten Armringpaares in Grab 35 auf den Unterannen und sogar aus der Perle des Grabes 9 ist ersichtlich, daß die früher als Frauenbeigaben gehaltenen Funde auch in der Tracht der Männer eine bedeutende Rolle spielen. Der Armring und der Gürtel wurden auch auf dem I. Männeridol von Szegvár-Tűzköves dargestellt. 100 Mit einer rituellen Sitte oder Tracht lassen sich die in Grab 32 auf dem Schädel vorhandene Perle und die in Grab 51 von Szegvár gefundene, ebenfalls einzelne Perle erklären, aufgrund welcher angenommen werden kann, daß sie ein Symbol der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft gewesen sein dürfte. Die für die Frauengräber charakteristische Beigabe von Keramik (5 Fälle) ist — mit Ausnahme eines einzelnen Grabes — stets mit einem Gegenstand vertreten. Am häufigsten — jedoch nicht ausschließlich — kommen in ihnen Schmuckgegenstände (Halskette, Perle, Spondylus-Armring, Kopfschmuck), ferner Gürtel- und Kleiderzierden vor. Vier Frauengräber waren beigabenlos. In einem dieser Gräber fehlte das Skelett vom Becken nach oben. Zwei von diesen gehören in die mature Altersgruppe. Bei den Frauengräbern ist also in dieser Gemeinschaft die Unterbringung von Beigaben bzw. die Bestattung in voller Pracht — wie wir dies auch auf dem Kökénydomb sehen konnten — allgemein. Die Zierden bzw. Schmuckbeigaben bezeichnen einen Rang. Dies erscheint in der Tracht der Spondylus-Armringe bzw. der Knochenringe, obwohl uns bei den Fingerringen keine genauen Geschlechtsbestimmungen zur Verfügung stehen. Aufgrund der Spondylus-Armringe, die paarweise oder einzeln sowohl in den Männer- als auch Frauengräbern erscheinen, können wir auf die bedeutende Rolle der Männer schließen. Zur Unterbringung der Keramik gibt es keine verbindlich ausgebildete Sitte. Sie wurde entweder neben das Becken oder den Kopf gelegt. Die Sitte der Unterbringung der Keramik ändert sich je nach Gräberfeldern; in den Fundorten Kökény domb, Szegvár gibt es wenige Keramiken, in Lebő B, Gorzsa, Kisköre, sowie in einzelnen Gräberfeldern der nördlichen Theißgegend (Kenézlő, Bodrogkeresztúr) kommen sie etwas häufiger vor. Gleichzeitig fällt in einzelnen Gräberfeldern (Szerencs) die völlige Beigabenlosigkeit auf. Den Grund hierfür müssen wir in den chronologischen Unterschieden suchen. Die Sitte der Beigabe von Gefäßen verbreitet sich in der letzteren Phase der Kultur fast als Einleitung der von der Frühkupferzeit an allgemein gewordenen Sitte. Für die Bestattung wurde keine eigene Gefäßform erzeugt, es gibt sogar Beobachtungen dafür, daß von den Gefäßen der Haushaltung gerade die gebrauchten, zuweilen beschädigten mitgegeben wurden, wie dies im Gräberfeld von Lebő B sichtbar ist. Die Kindergräber sind sowohl mit Beigaben versehen, oder können auch beigabenlos sein. Das Grab 4 von Kisköre ist — von den Beigaben geurteüt — ein Mädchengrab. Dem Anschein nach wurden Beigaben nur über einem gewissen Lebensalter, vom 4. Lebensjahr an mitgegeben. In den beigabenlosen Gräbern sind Säuglinge bzw. Vertreter der Altersgruppe Inf. I., die entweder Knaben oder solche Personen sind, die die erste Gemeinschaftszeremonie noch nicht mitgemacht haben. In einzelnen Gräbern fanden wir auch Geräte. Am meisten Klingen — bei dem Kopf oder Becken —, Knochenahle bzw. Knochendolch um das Becken (Csóka, Lebő), seltener ein Steinbeil, aus deren Lage wir darauf schließen können, daß sie in Stiel gesetzt in die Hand des Toten gegeben wurde (Békés-Povád, Kenézlő). Unter den Geräten wurde auch die Harpune (Csóka) bzw. die Pfeilspitze aus Knochen (Kenézlő) beigegeben, hier besteht aber schon die Möglichkeit, daß diese zu den Siedlungsobjekten gehören. Die Geräte sind im allgemeinen Beigaben der als Männer- bzw. Kindergräber bestimmbaren Bestattungen, diese Feststellung unterstützt auch die Positur der Männer an der linken Seite. Uns stehen keine Daten zur Bezeichnung der Bestattungszeit zur Verfügung, jedoch auch dafür nicht, daß das nachträgliche Opfer eine Sitte gewesen wäre. Der Umstand aber, daß die stellenweise in dichten Gruppen vorhandenen Bestattungen ungestört waren, zeigt an, daß über die Bestattungen wahrscheinlich Grabhügel errichtet wurden, um sie hiermit noch sichtbarer zu gestalten. Tracht: Die in den Gräbern gefundenen Beigaben bilden das auf die einstige Tracht verweisende Quellenmaterial. Die in diesen Kreis gehörenden "Beigaben" sind eigentlich Trachtzubehöre, die die innerhalb einer Gemeinschaft ausgebildeten Traditionen widerspiegeln. Aus den auf dem Kopf gebhebenen, aus Steinen oder Muscheln hergestellten Zierden können wir auf die Tracht eines Kopfschmuckes schließen.