KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ERSTER ABSCHNITT. Dialogisiert inszenierte Todes- und Toten-Symbole
handen und die Maler befolgen auch heute noch genau die Instruktionen, welche ein Mönch Dionysius von Phourna-Agrapha (Akarnanien, Ätolien) mit der Hilfe seines Schülers, Meister Cyrillus von Chios (nach dem Bericht der Einleitung von Dionysius), nach alten Traditionen versammelt und ausgebessert hat. Dionysios, der auch bei den Russen als ein bekannter Maler erwähnt wird, 1 hat den berühmten Maler Manuel Panselinos von Thessalonich (XII. Jahrhunderts) nachgeahmt, dessen Werke wir heute leider nicht mehr kennen. 2 Auf Grund der Kunstwerke von Panselinos und vielleicht auch nach alten Handschriften ähnlichen Inhaltes hat er die Grundzüge der byzantinischen Malerei festgehalten. Zum ersten, technischen Teil benutzte er — nach seiner eigenen Aussage — die Anweisungen der kretensischen Maler (Anfertigung der Farben, Pinsel, usw.). Wir müssen nachdrücklich betonen, dass dieses Buch in der Beziehung der Totentanzforschung sehr bedeutend ist. Es hat für uns alte Traditionen der Totentanzähnlichen Darstellungen aufbewahrt : die Everyman-Legende vom sterbenden guten und schlechten Menschen, die Parabel vom reichen Mann und armen Lazarus, das Motiv des Glücksrades, der himmlischen Leiter usw. Wie es Brockhaus zulässt, berechtigt uns die Erwähnung des Panselinos nicht, die Entstehung des Buches in das XII. Jahrhundert zurückzulegen, zwar musste das von Dionysius angegebene Material schon i. J. 1300 vorhanden sein. 3 Brockhaus erwähnt auch den Verfall der Athos-Kunst im XVI. Jahrhundert (S. 165), da die Nachahmer Dionysius', der in diesem Werke nur als Ratgeber und Sammler alter, traditioneller Darstellungsweise und nicht als Gesetzgeber auftritt, das Malerbuch als Gesetzbuch ihres Kunstschaffens angewendet haben. Nicht zu übersehen, aber auch nicht sehr bedeutend ist die zufällige Ähnlichkeit des Abschnittes von der Segensgebärde mit dem Werke des Nikolaus Malaxos. 4 In der europäischen Kunst finden wir sogar im XIV. Jahrhundert Darstellungen, die im Malerbuch erwähnt werden. Ja sogar in den Kirchen der Athos-Mönche sind gleiche Bilder des XIII —XIV. Jahrhunderts zu entdecken. Die Jahreszahl der griechischen Ausgabe, 1458, wird daher auch nicht irrtümlich sein 5 und Dionysius soll das Werk ca. 1400 geschrieben haben. 6 Nach anderer Meinung konnte das Werk kaum vor 1468 entstehen. 7 Die Bilder waren trotzdem schon längst vorhanden und Dionysius 1 Schäfer, S. 41. 2 s. Brockhaus, S. 159, Anm. 4. 3 s. Brockhaus. S. 158—166. 4 s. Brockhaus, S. 161. 5 s. Brockhaus, S. 160, 6 s. ebenda, S. 161. 7 K. Krumbacher : Gesch. d. byzantinischen Literatur von Justinian bis zum Ende des oström. Reiches 527— 1453. Leipz. 1897 2. S. 1117-1118. ebenda wird der Druck in Athen 1853 erwähnt. 2. Ausg. von Konstantinides, Athen 1885; vgl. C. Schnaase, Gesch. d. bildenden Künste 2 3. 1869. S. 286 ff. hätte es in seiner Vorrede erwähnt, wenn ei ausser den einheimischen Denkmälern auch anderen, ausländischen Vorbildern gefolgt wäre. Es ist zwar nicht zu leugnen, dass die byzantinische Kunst nicht immer starr und unbeweglich war, — ja die Athos-Mönche verstanden es wohl, auch ihre Persönlichkeit im System der Regeln zur Geltung zu bringen — trotzdem hielt man treu an den alten Traditionen fest, insofern ausländische Einflüsse hier keinen festen Boden fanden. Wenn ein Einfluss der byzantinischen Malerei auf die abendländische Kunst als unwahrscheinlich erscheint, so ist die Geltung eines abendländischen Einflusses in der byzantinischen Kunst noch viel unwahrscheinlicher. Diese Tatsache des stufenweise dahinschreitenden Vorganges der Wanderung der Motive von Süden nach Norden, aus morgenländischen Kulturen in die abendländische Kultur, ist auf dem Gebiete des Totentanzes leicht zu erkennen. Die Legende der drei Lebenden und drei Toten kam angeblich aus Arabien und fand ein Zwischenglied in dem lateinischen Text des XII. Jahrhunderts in Ferrara Die Everyman-Legende stammt (Goedeke, Every-Man, Homulus und Hekastus. Hanover; C. Rümpler ; 1865) aus der arabischen Literatur, bzw. aus dem Buddhismus. Hier erscheint sie anfangs nur in der Form der Freundschaftsprobe. Dieselbe Form behält diese Legende sogar im II. Kapitel der „Disciplina clericalis" von Petrus Alfonsus (1106). Aber schon im II—III. Jahrhundert bei Rabbi Jose ben Kisma gestaltet sich die Legende derartig, dass der Jüngling von einer Not gedrungen die Freunde um Hilfe bittet. Im VI. Jahrhundert, also gleichzeitig mit den Migne Legenden vom sterbenden guten und schlechten Menschen ist diese Not der Tod : Pirkeh Rabbi Elieser. 8 In der Migne-Legende fand die Everyman-Dichtung ein Mittelstadium in ihrer Wanderung nach Europa. Der eine schwarze Ritter der Migne-Legende wird zum Boten Gottes und wird von Gott zum schlechten, sündhaft lebenden Everyman gesandt, ihn vor Gottes Gerichtsstuhl zu bringen: XIII. Jahrhundert, in den Wiener Handschriften, Nr. 2705, fol. 126; 2885 (i. J. 1393) fol. 44. (derartiges deutsches Gedicht auch in Heidelberg, Hschr. Nr. 341. fol. 90). Diese Wanderung der orientalischen Märchen nach Europa ist hauptsächlich zur Zeit der Kreuzzüge leicht zu beobachten. Bei Goedeke wird auch das ebenfalls orientalische, bzw. arabische Märchen erwähnt, welches in dem vor dem Einhorn sich flüchtenden und in einen Brunnen stürzenden Menschen die Gefahren des Lebens symbolisiert. Die Gefahren des ahnungslosen und leichtsinnig genossenen menschlichen Lebens werden auch im 433. Kap. des Malerbuches im Leben des wahren Mönchs dargestellt. Wie auch in andern Darstellungen das Malerbuch nicht etwa eine Entwicklungsstufe des XV., oder XVI. Jahrhunderts vertritt (da müsste es ja schon einen To8 Sabionetta 1567, Cap. 43. S. 25.