Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Wellmann, Imre: Die neuzeitliche „landwirtschaftliche Revolution" und ihre Anfänge in Ungarn

er an der Universität bloß theoretisch vorlesen kann. 12 TESSEDIK wurde auch von Graf G. FESTETICS um Rat gebeten, als dieser 1797 in Keszthely das „Georgikon", die erste landwirtschaftliche Hochschule der Welt schuf. In diesem glänzend eingerichteten Institut wurden dann Hunderte von Herr­schaftsbeamten moderner Fachrüstung zu Vorkämpfern und Durchführern der neuen Ideen ausgebildet. 13 Es war bezeichnend für die Fortschrittlichkeit des Unterrichts im Geor­gikon, daß einer seiner tätigsten Professoren, F. PETHE, in seinem Buch 14 der radikalste Vertreter der Umwandlung der traditionellen Landwirtschaft wurde. Es trug zu seinem alles verändern wollenden Optimismus zweifellos bei, daß die große Agrarkonjunktur der napoleonischen Kriege alle ähnliche Bestrebun­gen auch in praxi gleichsam beflügelte. Einige Großgrundbesitzer, deren Gut sich in günstiger Verkehrslage befand und deren Vorwerke, gehörig abgeson­dert, vom Flurzwang der Gemeinde befreit, zur Erprobung von allerhand, Ertrag versprechenden Neuerungen Gelegenheit boten, betraten nach und nach den Weg der neuen Landwirtschaft. Nach ungefähr zwei Jahrzehnten stellte es sich jedoch heraus, daß die Konjunktur der Jahrhundertwende bloß zeitweilig und gebietsmäßig beschränkt die eine Bedingung der landwirtschaft­lichen Revolution: die Absatzmöglichkeit für das in die Fesseln des Feudal­systems und der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Österreich geschlagenen Landes geschaffen hatte. Als die große Zeit der Konjunktur zu Ende ging, wurde es offenkundig, daß die Bedenken von NAGYVÁTHY betreffs der Erneuerung der Landwirtschaft in Ungarn unter den gegebenen Umständen nicht unbegründet sind. 15 Die Probleme, auf die er sich berufen hat — näm­lich daß zu einer intensiven Wirtschaft zu wenig Arbeitskräfte und zu wenig Verbraucher vorhanden sind, daß deshalb der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte im Inland auf große Schwierigkeiten stößt, ferner daß das feu­dale, ausschließliche Bodeneigentum des Adels sowie das Abgaben- und Steuer­system lähmend auf den Fleiß des Bauern auswirkt — waren im allgemeinen auch für die übrigen Teile Osteuropas gültig. Dabei gab es jedoch auch eine spezielle ungarische Gegebenheit, weshalb er die Stallfütterung und damit eine zeitgemäße Wirtschaft nur in einem Teil des Landes für durchführbar hielt. Auf den von den Türken zurückeroberten Gebieten der Großen Tief­ebene boten nämlich die zurückgebliebenen weiten Wüstungen eine so reich­liche Möglichkeit zum Weidegang und zur Heugewinnung, daß es dort nicht sinnvoll gewesen wäre, den künstlichen Futterbau, den springenden Punkt der neuen Landwirtschaft, einzuführen. Die Schwierigkeiten einer Änderung der traditionellen Methoden hat bereits vor NAGYVÁTHY auch TESSEDIK erkannt und in seinem 1784 12S. WELLMANN, IMRE. Tessedik Sámuel (S. Tessedik). Budapest 1954. 94—108. 1? >S. SÜLE, SÁNDOR: A keszthelyi Georgikon (Das Georgikon von Keszthely). Budapest 1967. ^•PETHE, FERENC: Pallérozott mezei gazdaság, mellyet a' magyar mezei gaz­daság' tökélletesebbítésére a' haza' természetéhez 's a' nemzet állapotjához szabva theoretice és practice kidolgozott (Kultivierte Landwirtschaft, zur Vervoll­kommnung der ungarischen Landwirtschaft den natürlichen Verhältnissen des Vaterlandes und dem Zustand der Nation angepaßt und theoretisch und praktisch ausgearbeitet), I —III. Sopron—Pozsony—Bécs 1805—1814. 15NAGYVÄTI, J. op. cit. I 1—24, 334—351, II 286.

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