Tanulmányok Budapest Múltjából 29. (2001)
A BUDAI KIRÁLYI VÁR ÉS A VÁRNEGYED MINT POLITIKAI, GAZDASÁGI ÉS KORMÁNYZATI KÖZPONT - Kugler, Georg: Vom mittelalterlichen Ritterorden zum modernen Verdienstorden 89-94
aber vollkommen schmucklos, und dem chaperon genannten weichen Bundhut aus dem gleichen Samt wie der Mantel, mit einem ca. 160 cm langen Samtband, welches als cornette bezeichnet wird. Die Hauptelemente der Stickerei sind die Ordensembleme (Widderfell, Feuereisen und Feuerstein), und der Wahlspruch Karls des Kühnen, des Sohnes des Stifters, „Je l'ai emprins" (Ich habe es gewagt). Der Mantel ist weit geschnitten, hat eine kleine Schleppe und wird auf der rechten Schulter gerafft. Der Bundhut der Ritter ist reicher als der der Ordensoffiziere bestickt, die Ornate sind aber alle gleich. Ordensoffiziere sind der Kanzler (chanceliier), der Sekretär (greffier), der Schatzmeister (trésorier) und der Wappenkönig oder Herold, auch toison d'or genannt. Aus den Ordensemblemen (Widderfell, Feuereisen und Feuerstein) ist auch die Collane zusammengesetzt, die von Anfang an nicht nur zum Ordensornat, sondern zu jedem zeremoniellen Kleid getragen wurde. Das älteste erhaltene Exemplar einer solchen Collane besteht aus Gliedern, die nicht fix miteinander verbunden sind, sondern durch ihre eigenes Gewicht aneinander hängen. Diese Collane aus der Zeit um 1500 ist aus purem Gold und an einzelnen Stellen schwarz emailliert. Aus der Barockzeit sind zahlreiche Vlies-Collanen erhalten, deren Glieder mit Edelsteinen besetzt sind; auch das Ordensemblem wurde oft als großes, diamantenbesetztes Schmuckstück ausgeführt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts werden jene Portraits häufiger, die zeigen, daß das Ordensemblem, das Widderfell, an einem kleinen Bändchen im Knopfloch getragen wurde. Wenn es als Halskreuz an einem roten Band getragen wurde, mußte ein Zwischenstück angefertigt werden. Im 18. und 19. Jahrhundert ließen sich die Mitglieder des Ordens nicht nur im Ornat, sondern auch in den großen Hof-Uniformen mit der Collane portraitieren. Souverän des Ordens ist der jeweilige Chef des Hauses Habsburg. Er führt in dieser Funktion den Titel eines Herzogs von Burgund (Duc de Bourgoigne). Aufnahmen in den Orden finden beim jährlichen Kapitelfest am 30. November in Wien statt. Der Militär-Maria Theresien-Orden Schon in den Jahren 1749 und 1750 regte Feldzeugmeister Graf Daun die Stiftung einer Tapferkeitsauszeichnung an. Tatsächlich stiftete die Kaiserin-Königin erst im jähre 1757, nach der siegreichen Schlacht von Kolin, den militärischen Maria Theresien-Orden, den ersten Verdienstorden Österreichs, noch vor einem entsprechenden Zivilorden. Die aufgeklärten Herrscher verstanden sich als „erste Diener des Staates" und wollten an der Spitze einer Pyramide stehen, die alle Bürger als nützliche Mitglieder der Gesellschaft in sich einschloß. Die Verdienstorden, sowohl die militärischen wie die zivilen, verpflichteten die ausgezeichneten Personen nicht zu einer künftigen Leistung, sondern belohnte eine bereits vollbrachte Tat, welche dem Staat von Nutzen und dem Herrscher zur Ehre gereichte. Eine solche Wertschätzung bürgerlicher Leistungen entsprach dem modernen Staatsideal und nahm Reformbestrebungen der französischen Revolution vorweg, da Verdienst und Leistung jedes Menschen, unabhängig von adeliger Abstammung, belohnt und gefördert wurde. Weder Adel noch katholischer Glaube, schon gar nicht die Nationalität, sondern besondere Tapferkeit vor dem Feind, verbunden mit tatsächlichen militärischen Erfolgen waren daher die Voraussetzungen für die Verleihung des Militär-Maria Theresien-Ordens. Wenn die erfolgreiche Kampfhandlung ausgeführt worden war, ohne daß der Befehl dazu gegeben worden war, so war das kleine weilße Kreuz zum Greifen nahe. Der Kandidat wurde nicht vom Herrscher nach Gutdünken gewählt, sondern auf Grund eines Beweisverfahrens von einem Gremium empfohlen. Der Militär-Maria Theresien-Orden wurde durch die Beschränkung auf Offiziere auch zum ersten Berufsorden Österreichs. Staatskanzler Kaunitz wies daraufhin, daß sehr viele Protestanten im österreichischen Heer dienten, derentwegen man den Orden nicht nach einem Heiligen benennen sollte. Kaunitz wurde übrigens der erste Kanzler des Ordens. Eine eigene Ordensgarderobe erübrigte sich, da die militärische Uniform obligat und seit der Abschaffung 91