Tanulmányok Budapest Múltjából 29. (2001)

A BUDAI KIRÁLYI VÁR ÉS A VÁRNEGYED MINT POLITIKAI, GAZDASÁGI ÉS KORMÁNYZATI KÖZPONT - Kugler, Georg: Vom mittelalterlichen Ritterorden zum modernen Verdienstorden 89-94

Kaisers Leopold I. als König Karl III. den Anspruch auf Spanien stellte und im spanischen Erbfolgekrieg zunächst durchaus erfolgreich war. Er wurde im Jahre 1704 von 33 Ordensrittern als Chef und Souverän anerkannt. Die spanischen Bourbonen-Könige hielten ihn auch als spanschen Orden weiter aufrecht, ohne Archiv, Schatz und Garderobe des Ordens zu besitzen. Während der österreichische Orden sowohl am katholischen Glauben als auch an der hochadeligen Abkunft als Aufnahmebedingungen festhielt, wurde der spanische zum reinen Verdienstorden und daher auch an Protestanten und Nichtadelige verliehen. Österreichern war seine Annahme untersagt. Nachdem Kaiser Karl VI. am 8. Jänner des Jahres 1712 den Eid als Chef und Souverän des Toisonordens abgelegt hatte, ernannte er 21 Ritter, neben einigen Italienern und Spaniern überwiegend Angehörige des Hochadels Österreichs, Böhmens und Ungarns. Dieses österreichische Element verstärkrte sich in den fol­genden Jahrzehnten, obwohl der Orden immer seinen internationalen Charakter behielt, weil auch der Adel international war. Um 1880 etwa betrug die Zahl der Ordensritter 75, davon bestand etwa die Hälfte aus Ausländern, von den Ösierreichern waren wiederum die Hälfte Erzherzöge. Als Karl VI. 1712, wie erwähnt, 21 Ritter promovierte, mußten neue Ornate angeschaft werden, da die vom Ordensschatzmeister in Brüssel aufbewahrten Ornate - 15 alte rote Mäntel, 10 Unterkleider und 10 Kappen - nicht ausreichten. Im Auftrag des Kaisers stellten unter Aufsicht des kaiserlichen Garderobers 86 Kunststickerinnen in Wien 30 neue Ornate fertig, die bereits am Titularfest des Ordens am 30. November (dem St. Andreastag) 1712 erstmals getragen wurden. Sie wurden dem kaiserlichen Garderober anvertraut und in speziell angefertigten Kästen des „Chambre de la Garderobe de l'Ordre" aufbewahrt, das sich in der Wiener Hofburg befand. Der Garderober war den Rittern beim Ankleiden behilflich, reinigte die Ornate nach dem Gebrauch und führte auch notwendige Reparaturen durch. Die älteren roten Ornate verblieben in Brüssel unter der Obhut des „Trésoriers", ebenso die nicht mehr in Gebrauch genommenen weißen und schwarzen. Die Brüsseler und Wiener Garderobebestände des Ordens wurden 1795 mit dem eigentlichen Ordensschatz vor den heran­rückenden französischen Truppen gerettet und nach Wien gebracht. Auf Kaiser Karl VI. folgte Franz von Lothringen als Souverän des Ordens, gleichsam als Repräsentant des Hauses Österreich. Für einige zu promovierende Ritter wurde es notwendig, 12 neue Vliesornate anzuschaffen. Unter ihnen befanden sich auch die zwei erhaltenen Kinderornate. Sie wurden im Jahre 1755 für die feierliche Promotion des zehnjährigen Erzherzogs Karl Joseph und des achtjährigen Erzherzogs Peter Leopold benötigt. Es waren die beiden jüngeren Brüder des Kronprinzen Joseph, der schon in der Wiege in den Orden aufgenommen worden war. Aus der Zeit Kaiser Josephs IL ist eine inventarmäßige Übergabe der Toison-Ordensgarderobe an den neuen Garderober Johann Pichler überliefert. Im übrigen hatte Joseph II. ganz im Sinne seiner Weltanschauung verordnet, die Investituren außerhalb Wiens und auch alle anderen Ordensfeierlichkeiten sollten „sans solennité" vorgenommen werden. Die Promotionen fanden - sehr zum Ärger so mancher Ordensritter - im Alltagsgewand, „en habit ordinaire ou de Campagne" statt, auch erste briefliche Ernennungen wurden durchgeführt. Der Ordensornat wurde nur bei den Titularfesten verwendet. Der nächste Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies, Kaiser Leopold IL, hob viele der josephinischen Verordnungen wieder auf und ließ auch die alten Ordensfeste neu aufleben. Das gemeinsame Auftreten der Toison-Ritter in ihren prachtvollen Ornaten an den hohen kirchlichen Festtagen gehörte zu den wesentlichen Merkmalen des Wiener Hofes und der ihm eigenen Mischung von Tradition und Mode, von Stil und Eleganz. Die bis heute erhaltenen Ornate wurden z.T. im 19. Jahrhundert nach Vorbild der historischen, also spätmittelalterlichen, erneuert und im Jahre 1852 unter Kaiser Franz Joseph zum letzten Mal verwendet. Sie tragen am Kragenfutter die Namen der letzten Träger. Danach wur­den sie in der Ordensgarderobe aufbewahrt und sind heute als Eigentum des Ordens im Monturdepot des Kunsthistorischen Museums deponiert. Der Ornat eines Toisonritters besteht aus einem Mantel aus karmesinrotem Samt, der an den Rändern aufs reichste mit Gold und mehrfarbiger Seide bestickt ist, einem kirschroten Untergewand, ebenfalls aus Samt, 90

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