Budapest Régiségei 31. (1997)

Kalicz-Schreiber Rózsa: Kora bronzkori temetkezések a Csepel-sziget keleti partján 177-197

FRÜHBRONZEZEITLICHE BESTATTUNGEN AM ÖSTLICHEN UFER DER CSEPEL-INSEL BEI BUDAPEST Im Verlauf der vergangenen mehr als hundert Jahre kamen kleinere und größere Gräbergruppen, die Detaile mehrerer Gräberfelder, ferner einzelne Gräber mit Glockenbechern im nördlichen Teil der Csepel-Insel zum Vorschein. (Abb. 1) In diesem Beitrag werden die am östlichen Ufer der Csepel-Insel freigelegten und zufällig vorgekommenen Grabfunde behan­delt. Ich bin der Meinung, daß die im großen Teil Europas verbreiteten Glockenbecher eine Einheitlichkeit suggerierende Benennung "Glocken­becherkultur" nicht begründen. Anstatt deren führte ich die Benennung "Glockenbecher-Csepel-Gruppe" ein, die das Wesen besser ausdrücken kann. Dieser Name wurde auch von den ausländischen Forschern angenom­men. 1-' 0 Am östlichen Ufer der Csepel-Insel von Süden nach Norden werden die Bestattungen folgender Fundorte bekanntgemacht: 1. Szigetszentmiklós, Alsóbucka. 11 Vermutlich fünf Brandschüttungs­gräber (Abb. 2, a-c, Abb. 5,1-6). 2. Szigetszentmiklós, Teleki-Str. 45. n Ein Körpergrab (Abb. 6,1-2). 3. Szigetszentmiklós-II. Wasserleitungsgraben und die Linie der Autobahn MO."" 16 1972 wurden sieben Gräber freigelegt und einige Einzelfunde gesammelt (Abb. 3-9) 1988-89 wurden noch 13 Gräber und weitere zwei Siedlungsbestattungen erschlossen. 4. Budapest XXI, Csepel, Királyerdő Str. 100." Vermutlich ein einziges Brandschüttungsgrab. (Abb. 9,1) 5. Bp. XXI, Csepel, Gyimesi Str. 51. Vermutlich ein einziges Brand­grab. (Abb. 9, 2) 6. Bp. XXI, Csepel, Hajós Str. 2. 18 Zwei Urnengräber. (Abb. 10,1-14) 7. Bp. XXI, Csepel, Kökényesi Str. 10. 19 Brandgrab. (Abb. 9, 3) 8. Bp. XXI, Csepel, Damjanich Str. 83. 20 Vermutlich mehrere Urnen­gräber. (Abb. 9, 4) - Budapest XXI, Csepel, Szilas Str. Hier kam eine kleine Aphore vor (Abb. 11), die einigen Gefäßen der Schnurkeramik ähnelt. 21 Sie gelangte wahrscheinlich mit den Glockenbechern auf unser Gebiet, als sich die Träger der Glockenbecher mit der Bevölkerung der späten Schnurkeramik berührten und sie teilweise zusammenlebten. Die Amphore könnte in einem Grab vorgekommen sein. Die Fundorte liegen ausnahmslos in der Uferzone der Donau, so, daß sich die Siedlungen unmittelbar am Ufersaum befinden. Die Bestattungen liegen ein wenig weiter, etwa 200-300 m entfernt vom Ufer, in einer verhältnismäßig schmalen Zone, und sie folgen der sich manchmmal mehre­re km lang ziehenden, kaum unterbrochenen Kette der Siedlungen. 22 Die Bevölkerung der Glockenbecher-Csepel-Gruppe ließ sich in kleineren Gruppen bestatten. Die kleinen Gräbergruppen bildeten größere Bestattungseinheiten, die sich aneinander mit lockeren oder dichteren Fäden knüpften. Diese größeren Einheiten vertraten vielleicht auch die lebenden Einheiten der Bevölkerung, und sie waren durch unbewohnte Gebiete umgeben, in denen auch keine Bestattungen vorkamen. 23-26 Von den Regeln abweichend tauchen auch Siedlungsbestattungen ­obwohl nur ausnahmweise - auf der Csepel-Insel auf. Diese Toten wurden von dem gewöhnlichen Bestattungsritus abweichend, vermutlich mit einem anderen Zweck innerhalb der Siedlung begraben. Auch am östlichen Ufer der Csepel-Insel ist kennzeichnend, daß der überwiegende Teil der Bestatteten durch Brandgräber vertreten ist, und die Skelettgräber nur in niedriger Zahl vorkommen. Von den hier gefundenen und freigelegten 34 Gräbern waren nur vier Skelettgräber. Die zweierlei Art der Verbrennung kann wegen der Lückenhaftigkeit der authentischen Angaben genau nicht abgesondert werden. Im Falle unsicherer Herkunft der Glockenbecher (Abb. 5, 2-3, 6-7) ist es aufgrund ungarischer Parallelen eher an Brandschüttungsgräber zu denken: von den durch Ausgrabungen freigelegten ungarischen Glockenbechern kam nämlich nur ein einziges Exemplar in einem Urnengrab vor. Größtenteils wurden sie in Brandschüt­tungsgräbern gefunden, und nur wenige in Skelettgräbern. 28 In der Umgebung von Budapest überwiegen die Skelettgräber, in denen Gefäße beigegeben wurden, die auch in den Urnengräbern üblich sind. Der bedeutende Teil dieser Gefäße kommt in der Somogyvár-Vinkovci-Kultur vor. Der Körperritus ist also auch in Ungarn in erster Linie nicht an die Glockenbecher zu knüpfen. 2 ' Im großen Gräberfeld von Békásmegyer scheint die Anordnung der Gräber mit Glockenbecherbeigaben unter den überwiegenden Urnengräbern ebenmäßig zu sein. Auch am östlichen Ufer der Csepel-Insel herrschen die Urnenbestattungen vor, was den Bestattungsritus betrifft, und das ist eine örtliche Charakteristik. 30 " 31 Unter den Beigaben erscheinen die kennzeichnenden Glockenbecher in dergleichen Form, Farbe und mit derselben Verzierung wie in großen Gebieten Mitteleuropas (Abb. 5,2-3,6-7, Abb. 6,1-4, Abb. 7,4, Abb. 9, 1, 3, 8). Der von L. Hájek für den ältesten gehaltene sog. "maritime" Typ fehlt auch in Ungarn nicht, 33 und die Ähnlichkeit zwischen den Glockenbechern beider Gebiete offenbart sich auch noch in der gleichmäßigen Anwendung der Inkrustation. Das bezieht sich auf die Schüsseln, meistens Fußschüsseln, ebenfalls des verzierten Randes. (Abb. 9, 5-6). Ihre westliche Herkunft ­wie auch die anderer Funde - ist für sehr wahrscheinlich zu halten. Der auf dem Fundort 3 gesammelte und der auf dem Fundort 6 in einem Urnengrab vorgekommene größere Henkelbecher, die auf dem Bauch mit bei den Glockenbechern üblicher Stempeltechnik verziert wurden, gelten als Sondererscheinungen (Abb. 9,10, Abb. 10, 10). Diese Gefäße betrachte ich eher als örtliche Nachahmungen. 34-38 Die in großer Anzahl vorgekommene­nen Henkelbecher mit kugeligem Körper und niedrigem Hals halte ich in Ungarn für fremd (Abb. 5, 5, 7, Abb. 8, 3, Abb. 10, 4, 13). Ihre besten Parallelen sind in Österreich, Böhmen und Mähren in großer Zahl bekannt. 36 In Ungarn haben sie keinen Vorläufer. Der Zusammenhang wird auch noch durch die kennzeichnende, kreuzförmig oder ähnlich eingeritzte Verzierung betont, die auf dem Boden mancher Näpfe erscheint (Fundort 2, Grab 3: Abb. 7, 3, Hasjós Str. 2: Abb. 10,13, Streufund, Abb. 9,7). 37 Trotz ihrer unleugbaren Ähnlichkeit unterscheiden sich die meisten tiefen Schüsseln durch ein kleines, aber wichtiges Detail von den Schüsseln der westlichen Gebiete. Das Profil der ungarländischen Exemplare ist S-för­mig (Abb. 5, 4, Abb. 6, 5, Abb. 8,2, 4, Abb. 10, 6, 9, ll), 40 die westlichen Schüsseln sind meistens halbkugelig. 41 Aber die paarweise angeordneten Henkel erscheinen auf beiden Gebieten ähnlich. 42 Die ungarländischen Schüsseln, wie auch andere Gefäßformen, weisen in der gegensätzlichen Richtung, d. h. eher Süden, in der Somogyvár, Vinkovci-Kultur Beziehun­gen auf. 43 Die sich unter den in Ungarn bzw. in Böhmen und Mähren vorgekommenen Schüsseln in vielen Detailen äußernden Ähnlichkeiten können vielleicht ebenfalls in den Funden der Somogyvár-Vinkovci- und Makó-Kultur wurzeln. Am Fundort 1 kam eine besondere Schüssel zum Vorschein. Auf dem Boden sind zwei große, lange ovale Durchbrechungen zu sehen, und auf der Seite sind winzige Löcher zu finden (Abb. 5,1). In Csepel, in der Siedlung bei der Hollandi Str., kam ein ähnliches Bruchstück auf dem Boden mit fünf Löchern vor. 44 Mehrere genaue Analogien sind unter den mährischen Grabfunden bekannt. 45 Zweifellos ist, daß die Herkunft ihrer Benutzung nach Nordwesten führt. Unter den ungarischen Grab- und Siedlungsfunden erscheinen die Henkelkrüge mit langem Hals und bikonischem oder abgerundetem Körper sehr häufig. 46 Mehrere Exemplare dieses Typs kamen auch am östlichen Ufer vor (Abb. 8,1,8, Abb. 9,4,7) obwohl seltener. Aber ähnliche Krüge kamen nicht nur in den Fundkomplexen der Glockenbecher, sondern auch der späten Schnurkeramik in Böhmen und Mähren zum 796

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