Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia
Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia lend, versprach er ihnen die dauernde Hilfe der Ungarischen Hofkammer. Die weiteren Ergebnisse zeigen, daß das nicht nur leere Worten waren. Nach Preßburg zurückgekehrt, harrten schon eine Menge anderer Aufgaben auf ihn. Maria Theresia hatte schon 1761 wegen der Verschuldung des Staates die Banknoten - nach französischem und preußischem Muster - einführen müssen. Zuerst galt das nur für die Militärpersonen, die Beamten bekamen ihre Gehälter noch in barem Geld. Mitte 1762 begann man, auch diese in Banknoten zu bezahlen. Sowohl im Statthaltereirat als auch bei der Ungarischen Hofkanzlei führte dies zu Protesten. Cothmann als Kassadirektor hatte es nicht leicht, denn seine Beamtenkollegen waren ausnahmslos gegen diese neue Art der Auszahlung der Gehälter 36. Ob und was für einen Anteil er an der Lösung dieses Problems hatte, ist nicht bekannt: die Herbeischaffung von barem Gelde war jedenfalls seine Aufgabe. Durch eine strenge Kassaordnung beim Salz-, Dreißigstzoll- und Domänenwesen konnten jedenfalls auch die nötigen finanziellen Mittel für die sogenannte „Impopulation“ gesichert werden. In Apafin wurde eine Industriesiedlung mit Manufakturen ins Leben gerufen, Hanf und Flachs angebaut und Maulbeerbäume gepflanzt. Zwei ehemals schlesische Beamte, Franz Joseph Modersfeld und Heinrich Stredula, wurden als Impopulationsfünktionäre in der Krondomäne Bács angestellt, sie hatten für die Werbung von Webern und für die Bebauung von Industriepflanzen zu sorgen37. Ein „Regulationis Systema“ wurde von Cothmann erarbeitet und mußte auf Befehl des Präsidenten Grassalkovich direkt der Königin übersendet werden38. Hierin war aber nun nicht mehr allein von Siedlung, Industrie und Manufakturen die Rede, sondern es wurde ein Gesamtkonzept für die Neugestaltung des ungarischen Wirtschaftslebens entworfen, das unter staatlicher Führung und Kontrolle verwirklicht werden sollte. Inzwischen hatte sich am 17. Juni 1764 der Ungarische Landtag in Preßburg versammelt. Am Anfang dieses Landtages schien es so, als ob cs für die Impopulation- und Industrialisierungspläne Cothmanns eine klare Zustimmung gäbe. Als aber zu Anfang des Jahres 1765 klar wurde, daß der ungarische Adel von der Steuerfreiheit nicht im mindesten ablassen würde, ließ Maria Theresia ihre Industrialisierungsbestrebungen für Ungarn fallen. Damit blieb für Cothmann nur noch die Möglichkeit, weitere Agrarkolonisation zu betreiben, für günstigere Urbarialvcrhältnisse und die Hebung der Landwirtschaft auf den Krongütcrn zu sorgen. Für die Förderung der Manufakturen blieb laut Artikel 24 des Jahres 36 Siehe oben Anm. 23. Die Einsprüche der ungarischen Beamten: MOL Budapest, Kane. Ltr. A 1 Orig. Refer. 1762, Nr. 157 und 178, 1763, Nr. 26 und 153; eb e n d a, MKL, E 1, Prot. Cons 1763, S. 289 und 560. 37 P 1 e i d e 11: Apatiner Kolonie, S. 385-391, und MOL Budapest, MKL, E 1, 1763, S. 523, 534, 548, 635, 677-678, 922, 1033, sowie Prot. Cons 1764, S. 78, 113, 146, 186, 239, 351, 423. 38 MOL Budapest, MKL, E 19, Acta Grassalkovichiana, Fase. 4. fol 118-119, Grassalkovich an Cothmann, 1764 März 6. 119