Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia
Zoltán Fallenbüchl wacht gegen die Türken erhalten und nun, nach der Rückeroberung des Banates 1716/18 hatten sie diese Wacht naturgemäß nicht mehr zu halten, da die Grenze weit weg von ihren Wohnstätten verlief. Kameraluntertanen wollten sie aber auch nicht werden. Durch eine latente, aber ständige Propaganda des Zarenhofes hatte man sie zu einer Abwanderung in die Länder des ihnen religions- und sprachverwandten russischen Herrschers ermuntert. Das Ärar stellte sich ganz entschieden gegen die Abwanderung und so wurde eine Konfliktsituation aufgebaut, die sehr bedrohlich zu werden schien. In dieser Lage wurde der erfahrene und angesehene Cothmann als Delegierter in die Kameralgüter von Bács entsandt14. Hier konnte er die Probleme der ungarischen, deutschen und serbischen Bevölkerung, ihre Rechtslage, ihre Wirtschaftsleistung und die bei ihnen vorhandenen Gegensätze aus eigener Anschauung studieren. Die Bereisung der Kameralgüter war für ihn doppelt gefährlich: nicht nur mußte er öfters um sein Leben fürchten, sondern gleichermaßen um seine Karriere. Im Falle eines Mißerfolges nämlich wäre sein bislang erworbenes berufliches Ansehen unwiederbringlich dahin gewesen. Es gelang ihm jedoch, die schwierige Aufgabe zu meistern. Neun Jahre später konnte er von dieser Delegation selbstbewußt schreiben ... habe anno 1756 durch das Raizische Volk in dem Bacser Cameral District erregten gefährlichen Aufstand mit göttlichen Mitteln zu dämpfen und eine von mir ausgearbeitete neue Regulation deren unterthanen mit Eur Mayestät allergnädigsten gutheissen daselbst einzufuhren15. Von der Ungarischen Hofkammer hatte er für sein Vorgehen eine Instruktion erhalten, doch ließ er sich hauptsächlich von seiner Erfahrung und weniger von Vorschriften leiten. Über die Situation besorgt, richtete er eine umfangreiche Eingabe an die Hofkammer, welche dann nach Wien weitergesendet wurde. Cothmann selbst wurde dann zum persönlichen Vortrag an den Wiener Hof beordert16. Seine Thesen und Erkenntnisse können nur in ganz kurzer Übersicht dargelegt werden. Die „Gravamina“ der Untertanen wären berechtigt, stellte er eingangs fest. Die Beamten der Kameralgüter sollten strikte Instruktionen erhalten und ihre Pflichten gerecht erfüllen. Ein Urbárium wäre nötig, und die Grenzen der Ortschaften und Güter, selbst der Komitate, sollten genau definiert werden. Cothmann hatte auch erkannt, daß viele Probleme weitgehend durch die verschiedenen Lebensform der einzelnen Volksgruppen bedingt wären. Ungarn und Deutsche, vorwiegend Ackerbauern stünden mit der serbisch-raizischen Bevölkerung, die vorwiegend von der Viehzucht lebt, in natürlichem Interessenskonflikt. Die Dörfer sind zumeist geteilt, Religion und Sprache der Dorfbewohner MOL Budapest, MKL, E 21 Benignae Resolutiones, 1756 April 27. MOL Budapest, Magyar Kancellária Levéltára [Archiv der Ungarischen Hofkanzlei] (in Iiinkunfl: Kane. Ltr.), A 1.Originales Referadae 1765, Nr. 113, Wien 1765 April 10. MOL Budapest, E 1. Prot. Cons. 1756, S. 568, 584, 586, 658, 746, 762. 1629, 1864; S c h ü néni a n n : Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 112; ferner MOL Budapest, MKL E 19. 114