Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia
lie stammte, die erst 1677 geadelt worden war und sich besonders im Wirtschaftswesen ausgezeichnet hatte. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein12. Noch im November des Jahres 1750 wurde Cothmann zum Kassadirektor der Ungarischen Hofkammer ernannt13. Er überprüfte die Rechnungen und gewann dadurch Kenntnisse der Staatsfinanzen. Seine Vorgesetzten und auch der Hof in Wien erwarteten von ihm Vorschläge zur Hebung der Einkünfte. Die Vermehrung der Staatseinkünfte wäre damals in Ungarn auf dem Weg der Aufhebung der adeligen Steuerfreiheit erreichbar gewesen. Der Adel berief sich jedoch auf seine Verdienste im Österreichischen Erbfolgekrieg durch sein Aufgebot im Sinn des alten adeligen Bluttributes (tributum sanguinis, impöt de sang). Dieser Weg zur Hebung der Einkünfte war damals - und auch später nicht - kaum gangbar. Eine andere Möglichkeit zur Vermehrung der Staatseinkünfte lag in einer besseren Ausnützung der Krondomänen. Cothmann schloß sich dieser Anschauung an, umso mehr, weil er in der Person von Grassalkovich einen schon sehr erfolgreichen Siedlungspraktiker kennengelernt hatte. So hatten der Kameralpräsident und andere Grundherrn, wie Graf Alexander von Károlyi und der einstige Proviantoffizier Johann Georg Freiherr von Harrucker den Weg der Neubesiedlung mit gutem Erfolg begangen. Zwar waren die Genannten Privatgrundherren, doch Cothmann war gewillt, deren Erfahrungen zum Besten des Staates zu nützen. Im Banat von Temesvár, welches unter direkter Verwaltung von Wien stand, leiteten der Hofkriegsrat und die Wiener Hofkammer die Ansiedlung. Diese Kolonisation war zwar sehr kostspielig, führte aber zu guten Ergebnissen. Cothmann kannte die praktischen Prinzipien des Kameralismus, welche am Wiener Hof seit langer Zeit in Geltung waren. Ob er auch die französische und deutsche Fachliteratur, so etwa Boisguillebert, Hor- nigk oder Justi studiert hatte, kann aus den amtlichen Schriften nicht erschlossen werden. Bis 1756 war die Ansiedlungsfrage für Cothmann nur eine, nicht aber die zentrale Frage. Da bei der Ungarischen Hofkammer seit 1746 die departmentale Geschäftsführung eingeführt worden war, bot sich für Spezialisten eine bessere Möglichkeit zur Verwirklichung ihrer Vorstellungen. Für Cothmann bedeutete dies, daß er selbst die Initiative ergreifen konnte. Im Frühjahr 1756 bot sich ihm eine besonders günstige Gelegenheit, seine Besiedlungsprojekte zu realisieren. Unter den in den Komitaten Bács und Bodrog in der Batschka wohnhaften Serben gärte es beträchtlich - einerseits wegen des Verlustes ihrer einstigen Privilegien als Grenzwächter, andererseits wegen der zusätzlichen Besteuerung. Die Privilegien hatten sie am Ende des vorigen Jahrhunderts für ihre GrenzAnton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia 12 Cothmanns Frau kommt in den Pfarrmatrikeln von Preßburg zusammen mit ihrem Mann als Taufpatin häufig, aber unter den Eltern kommt das Ehepaar nicht vor. Cothmann hatte bei 15 Familien - zumeist Beamtenfamilien - nicht weniger als 26 Taufkinder. 13 MOL Budapest, MKL E 20. Referades Camerales Orginales. Liber Referadarum vom Jahr 1751, Nr. 175, S. 84., 1751 Juli 19 und 29. 113