Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia
ANTON COTHMANN, SIEDLUNGSARBEITER UNTER KAISERIN MARIA THERESIA VON ZOLTÁN FALLENBÜCHL Am 10. April 1765 sandte der ungarische Hofkammerrat Anton von Cothmann eine Bittschrift an die Königin Maria Theresia. In diesem Gesuch um den Baronentitel erwähnt er seine Beweggründe für diese Standeserhöhung: Da ich sowohl aus einem sehr alten Westphalischen Adelichen Geschlecht entsprossen bin als auch Drey und zwanzig Jahre hindurch die allerhöchsten Gnade habe, Euer Kayserlich Königlichen und Apostolischen Mayestät allerunterhänigsten getreüen dienste zu leisten. Wie dieser aus Westphalen stammende Beamte in seiner Wahlheimat wirkte, was er hier schaffen konnte - all dies ist ein interessanter Abschnitt der maria- theresianischen Epoche. Mit dieser kurzen Studie soll seine Betätigung auch in seiner Urheimat eine Würdigung erfahren ‘. Anton von Cothmann wurde am 30. Oktober 1720 in Wien als Sohn des kaiserlichen Hofkriegsratsagenten Martin Konrad Cothman und seiner Ehefrau Maria Elisabeth Brandtheys geboren. Er wurde auf den Namen Anton Ignaz 1 Anton Cothmanns Persönlichkeit ist seit langem in der ungarischen historiographischen Fachliteratur bekannt. Schon vor mehr als einem Jahrhundert publizierte über seine Tätigkeit István I v á n y i in seiner Studie: Cothmann Antal magyar királyi udvari kamara tanácsosának jelentése a Bács kerületi kamarai puszták állapotáról 1763 dec. 28.-án. [Meldung des kgl. ung. Hofkammerrats Anton Cothmann über den Zustand der Kameralheidegüter im Bezirk Bács], In: Szebadka szab.kir. város főgymnasiumának értesitője az 1887/88 tanévről. Szabadka 1888, S. 3-65. József H e r z o g : A magyar kincstár hitelmüvetei Grassalkovich idején [Die Kreditoperationen des ungarischen Ärars zur Zeit von Grassalkovich], In: Századok 47- 48 (1923/24). Besonders auf S. 439 würdigte er die Tätigkeit Cothmanns als Kassadirektor. Ausführlich bearbeitet wird seine Siedlungstätigkeit von Ambrus P 1 e i d e 11: A magyar kinostár apatini telepei Mária Terézia korában [Die Apatiner Kolonien der Ung. Hofkammer zur Zeit Maria Theresias], In: Századok 53-54 (1929/30), S. 384 420 und 486-517. Konrad Schünemann: Österreichs Bevölkerungspolitik unter Maria Theresia. Bd. 1. Berlin 1936, stellte die Rolle Cothmanns hauptsächlich auf Grund des Aktenmaterials des Österreichischen Staatsrates dar. - Aus derselben Quelle schöpfte Győző Ember: Mária Terézia úrbérrendezése és az államtanács [Die Urbarialregelung Maria Theresias und der Staatsrat]. Budapest 1936. Hier wird die mäßigende Rolle des Hofkammerrates deutlich herausgearbeitet. Der bekannte ungarische Historiker Gyula Szekfü würdigte ebenfalls die Tätigkeit Cothmanns in seinem Standardwerk: Magyar Történet, gemeinsam hrsg. mit Bálint Hóman. Budapest 1935, hier Bd. 4, S. 438; diese Erwähnung fehlt auch in dem neuesten ungarischen Geschichtswerk: Magyarország történet 1686-1790 [Geschichte Ungarns 1686-1790], red. v. Győző Ember. Budapest 1989. Bd. 1-2, S. 52-53 und 1445. 1962 widmete Anton Tafferner der Cothmann’schen Meldung eine Studie: Anton von Cothmann und die topographische Bedeutung seiner Relationes Impopulationis. In: Festschrift für Friedrich Lotz. München 1962, S. 11-71. Trotz Cothmanns Bekanntheit in der ungarischen Historiographie ist aber seine Biographie auf Grund archivalischer Forschungen bis zu dieser Studie ungeschrieben geblieben. Der Verfasser hofft mit seiner Arbeit diese Lücke gewissermaßen auszufullen. 109