Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

68 Gemot Heiß Thomas Szalaházy), die in Gegensatz standen zur Partei des mittleren und niederen ungarischen Adels, die den Woiwoden von Siebenbürgen Johann Zápolya als „nationalen“ König wollte. Es kam zur Wahl und Krönung Zápolyas in Stuhlweißenburg am 10. und 11. November und zur Wahl Ferdinands am 16. Dezember 1526 in Preßburg34). Bevor Ferdinand im Jänner aus Nieder Österreich abreiste, um zuerst die Länder der böhmi­schen Krone in Besitz zu nehmen und dann gegen Zápolya zu rü­sten 35), ernannte er Maria zu seiner Statthalterin in Ungarn. Aufgabe der Königin-Witwe war es, in Ungarn für Ferdinand zu werben und so diplo­matisch günstige Voraussetzungen für Ferdinands Vorgehen gegen Zápo­lya zu schaffen. In den ersten Monaten war es überaus schwierig für Ma­ria und ihre ungarischen Räte in Preßburg, da Zápolya bereits nach dem Abzug der Türken in Ungarn die Macht übernommen hatte. Erleichtert wurde ihre Arbeit durch den Abschluß des Waffenstillstandes 36), und bis zum Sommer wurde soviel erreicht, daß Ferdinand einen leichten Sieg über seinen Gegenkönig errungen hatte 37). Maria hatte im Dienste des Bruders nicht nur ihre Erfahrung und ihre alten Verbündeten eingesetzt, sondern auch ihr restliches Bargeld und ihren letzten Kredit 38). Nach seiner Wahl zum ungarischen König ver­sprach Ferdinand der Schwester, da er nur mit ihrer Hilfe zum König von Ungarn gewählt worden sei, ihre Besitzungen in Ungarn zu schützen oder sie zu entschädigen 39 *), und setzte ihr bis zur Rückgewinnung ihrer 34) Dazu und zum folgenden ausführlicher Heiß Politik und Ratgeber 149 ff. 35) Ferdinand war ohne Unterstützung durch Maria zum König von Böh­men gewählt worden. Der Vergleich ihrer geringen Bedeutung bei der böhmi­schen Wahl mit der großen, die sie in Preßburg hatte, bestärkt meine These, daß ihr Einfluß weniger auf ihrer Würde als Königin, sondern auf ihrer Erfahrung und ihrem wirtschaftlichen Rückhalt in Ungarn beruhte. 38) Waffenstillstand, 1527 März 26 Prag: Konzept und Kopien im HHStA Ungarn 3; Bestätigung durch Zápolya, 1527 April 16 Ofen, ed. Gorski Acta Tomiciana 9 (1861) 127 ff. 37) Siehe dazu Heiß Politik und Ratgeber 166 f. 38) Vgl. Verzeichnis des Goldes und Silbers, das Thomas Beheim (als Münz­meister von Wien) im Auftrag Marias vom 9. September bis 29. Oktober 1526 vermünzen ließ: HHStA Ungarn 354 fol. 241 ff; Verzeichnis des Gold- und Silbergeschirrs, das Thomas Beheim ausmünzen ließ und Marias Kammergrafen (Bernhard Beheim) und „Henneke“ („Kämmerling Hänigkan Oels“) gab, s. d. (1526/27) ebenda fol. 257 ff. Um Franz Batthyány zu bezahlen, lieh Maria 5000 Dukaten: Maria an Ferdinand, 1527 März 14 Preßburg, ed. Wilhelm Baue r—Robert Lacroix Die Korrespondenz Ferdinands I. 2/1: Familien­korrespondenz 1527 und 1528 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 30, Wien 1937) 39 ff. 39) Urkunde Ferdinands für Maria, 1526 Dezember 29 Wien: Or. und Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 10 ff, ed. Hatvani Magyar történelmi okmány­tár 1 50 f.

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