Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
192 Hanns Leo Mikoletzky Augenblick, da er, ungefähr 28jährig, historisch greifbar wird, gibt es nur mehr Prozesse um ihn, wie ihn etwa ein Gläubiger seines Vaters, Joseph Leeb, wegen 172.663 fl. gegen den alten Grafen führte und gerade um die Zeit gewann, da der junge Graf Joseph 1729 die Herrschaft Baja um 5700 fl. an Ignaz Bereczky verpachtete. Nach einigen Monaten, am 7. September, überließ er dieselbe Herrschaft dem damaligen Vizegespan des Komitates Bács, Johann Radies, wodurch wieder ein Prozeß, diesmal zwischen den beiden Pächtern, entstand. Mittlerweile wurden 1731 die Einkünfte der Herrschaft Baja auf dem Exekutionsweg beschlagnahmt. Das auf 65.000 fl. geschätzte Gut selbst blieb schließlich als Pfand bei der Witwe des Leeb, bis es der Graf mit Bewilligung der ungarischen Kammer um 14.000 fl. an Baron Ladislaus Vay und Baron Laurenz Orczy verkaufte u). Jeder Tag im Dasein Joseph Czobors spricht von Leichtsinn und Not sowie von den jämmerlichen kleinen Listen, mit denen der erstere der letzteren vergeblich Herr zu werden sucht. Nach Wurzbach hat der Graf, ein leidenschaftlicher Spieler, auch Holies verspielt „So lange noch Kaiser Franz I., der Gemal der großen Maria Theresia, lebte, erhielt er von Ihm, der ihm sehr wohl wollte, eine Leibrente jährlicher 8000 fl. Als aber sein Beschützer gestorben, gerieth der Graf in sehr peinliche Lagen und lebte in Pesth von einer kleinen Pension, die er der Gnade Maria Theresia’s verdankte“. Daran ist nur so viel wahr, daß Czobor im „Etat des Appointe- mens et Pensions de la Maison de Sa Majesté Imperiale pour l’annee 1749“ mit einem Betrag von 1500 fl. für Quartier und 6000 fl. pro Jahr aufscheint, Summen, die sich auch noch im „Etat des Quartiers“ von 1765 unter den „Differentes pensions: hommes“ finden. Sie gestatten dem geborenen Verschwender noch 1757 die Haltung eines Hofstaates mit mindestens einem Oberjäger, der lebende Rebhühner damals nach Holies verkauft11 12). Die Pension beginnt wohl mit dem Zeitpunkt der endgültigen käuflichen Erwerbung der Güter durch Franz Stephan am 30. Januar 1749 13). Dieser Termin des Ankaufes wird durch das Familienarchiv Czobor bestätigt, in dem Verrechnungen des Wirtschaftsamtes Holics- Sassin bis 1749 Vorkommen14). In einer Eingabe vom 7. Oktober 1754 erwähnt der Verwalter von Holies, Georg Friedrich Prokesch, daß Graf Czobor noch anno 1747 einige seiner Projekte „approbiret hat, Weißen aber mittler zeith die herrschafften Holitsch und Sassin nebst dem Guth Unin cum Jure perenali an Ihro Kayl. Majestät abgetretten worden, mithin ist von darumben mein Vorschlag nicht adimpliret worden“ 15). 11) Gyula Dudás, A Czobor család, in Turul. 12. 1894, S. 23—34. 12) HHStA Generaldirektion der a. h. (kaiserlichen) Privat- und Familien- fonde. A. Fasz. 34/1, dazu HHStA F. A. Poschakten (= künftig Poschakten) 29. 13) Die Originale der Kaufurkunden befinden sich im Archiv des Domkapitels von Preßburg. 14) Der Verfasser dankt diese Auskünfte seinem lieben Freund und Kollegen Dr. Oszkár Sashegyi vom Ungarischen Staatsarchiv in Budapest. 13) Poschakten 14.