Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Franz Stephan von Lothringen als Wirtschaftspolitiker
242 Hanns Leo Mikoletzky drei Stunden davon entfernten Herrschaft Sassin (Sasvár), einem seinerzeit berühmten Wallfahrtsort, samt Bur und Kuklow „noch bei Lebzeiten des Kaisers von denen Graff Czoborischen Credi torén “ 53) abgelöst und eingehandelt. Der Zeitpunkt der endgültigen käuflichen Erwerbung dieser Güter war allerdings erst der 30. Januar 1749 54). Doch hat Franz Stephan sie schon 1736 von den Gläubigern abgelöst gehabt und daher de facto besessen55). Als „Kaufschilling“ findet sich in einem freilich viel später zustandegekommenen „Ausweis des jährlichen Ertrages“ von Ende Dezember 1800 für Holies die Summe von 1,192.979 fl. 40 kr., für Sassin, Bur und Kuklow der Betrag von 844.802 fl. 10 kr. verzeichnet56). Ebenfalls noch zu Lebzeiten seines Schwiegervaters nannte Franz Stephan ein Haus mit einem Grundstück auf der Wieden sein eigen, das der kaiserliche Leibarzt Pius Nikolaus von Garelli dem Kaufmann Leopold von Engelskirchen abgekauft hatte. Nach dem Tod Garellis 1739 erstand der Großherzog den Besitz, den er vor seiner Verehelichung eine Zeitlang selbst bewohnt hatte und wo späterdas Palais Rainer errichtet wurde57). Am 6. Juli 1747 kommt das Gut Enyed auf der Großen Schüttinsel (Csallóköz) dazu, das der Kaiser von der verwitweten Maria Eleonore von Germet, geb. von Widmann, um 18.000 rheinische Gulden kauft58), wobei der „Contractus emptionis et venditionis perennalis inter Illustrissimam Dominam Mariam Eleonórám natam de Widmann Domini olim Bernardi Henrici a Ger- meten relictam viduam qua venditricem ab una: nec non Illustrissimum Dominum Franciscum Josephum Baronem a Toussainct“, dem Vertrauten des Herrschers, „qua respective emptorem partibus ab altera“ abgeschlossen wird, der in solchen Fällen meist seinen Herrscher vertreten mußte59). 1754 ersteht er von den Töchtern der Gräfin Fuchs um 400.000 fl. Scharfenegg mit Mannersdorf 60) und 1760 von Joseph Johann Maximilian Grafen Kinsky um 283.721 fl. 33 kr. Eßling und Eckartsau61). Auch Schloßhof an der 53) Khevenhüller 1742—1744, S. 173 f. (zum 29. August 1743). 54) Die Originale der Kaufurkunden befinden sich im Archiv des Domkapitels von Preßburg. Vgl. Iván Nagy, Magyarország családai czimerekkel és nemzék- rendi táblákkal. 3. 1859, S. 210, und Albin Schager-Eckartsau, Die Konfiskation des Privatvermögens der Familie Habsburg-Lothringen und des Kaisers und Königs Karl. 1922, S. 40 f. 55) Vgl. Poschakten 14. 56) HHStA. K. u. k. Privat- und Familienfondsgüterdirektion Wien. B. Fasz. 17. Der Großkanzler Fürst erwähnt 1755: „Die Herrschaft Hollitsch kostet den Kaiser 900.000 Gulden“: Ranke a. a. O. S. 46. Vgl. Hermann Fechner, Die handelspolitischen Beziehungen Preußens zu Oesterreich ... 1886, S. 233. 57) Khevenhüller 1742—1744, S. 222 (zum 11. Juni 1744), 303/A. 116. 58) HHStA. K. u. k. Privat- und Familienfondsgüterdirektion Wien. B. Fasz. 16. 59) Vgl. Fechner a. a. O. S. 233 und Schrötter v. Rauhwegen a. a. O. S. 222 ff. 6«) Khevenhüller 1752—1755, S. 173 (zum 30. April 1754). 61) Khevenhüller 1756—1757, S. 380/A. 137.