Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)
Hauptmann Kulnigg: Die Römer im Gebiete der heutigen österreichisch-ungarischen Monarchie. Erläuterungen zu einer Uebersichtskarte
260 K u 1 n i g g. als befestigte Puncte lagen. Die südöstliche Flanke der Festungsgruppe bildete Aquincum selbst mit seinen depcndirenden Bollwerken. Von dem daselbst bestandenen Legionslager fanden sich bisher keine Spuren und die von Marsigli beschriebenen zwei Vierecke, von Ziegelmauern und Gräben begrenzt, mögen immerhin Verschanzungen entsprechen, vermöge ihrer Dimensionen können sie aber keinem römischen Legionslager angehört haben. Von dem grösseren dieser Vierecke führt ein Graben an die Donau und eine Wasserleitung in das Gebirge, beide noch kennbar erhalten. Auch ßndet man in Aquincum noch deutliche Ueberreste eines Amphitheaters, welches auf bedeutende Grösse und Bevölkerung der Stadt schliessen lässt. Jenseits Aquincum lag Contraquincum, eine Art befestigter Brückenkopf. Ueber Aquincum hinaus, der nördlichen Spitze der Csepel-Insel gegenüber, lag das Castell Cam- pona (Tétény), welches mit einem eben solchen am linken Ufer, wovon aber nur wenige Reste mehr zu erkennen sind, correspon- dirte und eine Art Donau-Sperre bildete. Aquincum war, abgesehen von der Donaustrasse nach Carnuntum und Vindobona, durch Strassen und befestigte Zwischen- puncte über Sabaria (Steinamanger) einerseits mit Vindobona— Carnuntum, andererseits mit der Drau und Save-Linie verbunden. Von der Hauptverbindung mit Sabaria zweigten in nördlicher Richtung ab: 1. Eine Strasse über Lacu felicis (Csév) nach Gardellaca (Táth). 2. Eine solche über Jasulonibus (Bicske) und Floriana (Boglár) nach Bregaetium. Ferners 3. über Crispiana (Varsány) nach Arrabona (Raab), beziehungsweise Ad statuas (Göngyö). Diese Strassen stellten somit gleichfalls eine Verbindung mit den Castellen an dem oberen Donaulaufe her. In südlicher Richtung: 1. Die Strasse über Herculia (Stuhlweissenburg), Fortiana, Jovia I. (Döbrököz), Sopianae (Fünfkirchen), Altinum (Mohács) nach Mursa (Esseg), als directe Verbindung mit der Drau-Linie. 2. Zwischen Caesariana (Pápa) und Osonibus (Moor) abzweigend über Cimbriana (Veszprim) und Tricciana (Mündung des Koppány) bei Jovia I. (Döbrököz) in den vorerwähnten Strassen20