Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - I. Die Ereignisse im Jahre 1736
264 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. Bataillone und 50 Grenadier-Compagnien, letztere 174 Escadronen und 24 Carabinier-, respective Grenadier ^-Compagnien formirten. Die Lager, in welchen sich diese Truppen sammelten, waren jedoch so ungünstig situirt, dass in Folge öfterer Überschwemmungen, die den ohnehin morastigen Boden noch mehr durchweichten, schon Mitte August 4—6000 Mann am Sumpffieber erkrankt und zum Theil auch schon demselben erlegen waren. Das Verlangen Pálffy’s, die Truppen mindestens aus den ungesundesten Stationen: Bács, Kobyla und Futak zu dislociren, fand daher um so mehr Beachtung, als es mit den persönlichen Wünschen des Kaisers zusammenfiel und auch von der politischen Sachlage unterstützt wurde. Dass die Vermittlungsversuche des Wiener Hofes bisher aus dem Grunde ohne Erfolg waren, weil Russland dieselben augenscheinlich ignorirte und Ende August noch gar keinen Bevollmächtigten für die Verhandlungen ernannt hatte, konnte das bereits tiefreichende Misstrauen gegen dasselbe nur noch verschärfen, bis endlich die Berichte des Grafen Ostein aus Petersburg doch die Bedenken beseitigten. Zunächst erhielt Graf Pálffy die Zustimmung zu einer Verlegung der Truppen, jedoch mit dem Beifügen, dass dieselbe nur in der Richtung „gegen Vorwärts“ stattfinden dürfe, und am 8. September wurde in einer Conferenz, der auch die FZM. Prinz Hildburghausen und Baron Schmettau zugezogen waren, die active Betheiligung Österreichs an dem Kriege Russlands gegen die Pforte definitiv zum Beschlüsse erhoben 2). Die Nachrichten, welche über die türkische Armee einliefen, forderten ven selbst zu raschem Vorgehen auf. Das Hauptheer hatte sich unter dem Grossvezier bei Babadagh südlich Tultscha gesammelt und erwartete keinen Angriff von Westen her; im Lande jenseits des Timok waren nur schwache Besatzungen zurückgeblieben. Der Kaiser besorgte daher, bei längerem Zuwarten die Gelegenheit zu einem vortheilhaften Schlage zu versäumen, und gab dem Hofkriegsrathe den Auftrag, unverzüglich einen Operationsplan vorzulegen, denn 4) Bei den Dragonern. 2) Hinsichtlich des Zustandekommens dieses Beschlusses ist es mit Rücksicht auf die gegenteiligen Darstellungen in manchen Geschichtswerken von Interesse zu erfahren, wie sich der Hofkriegsrath in einem Vortrage an den Kaiser vom 9. October hierüber ausspricht: „ ............Um desto sicherer in Sachen fürzugehen, ha ben. Euer Kaiserl. Majestät allergnädigst anbefohlen, den Inhalt der Ostein’schen Berichte vom 21. und 24. August mit Zuziehung einiger Generale zu überlegen. Solches ist den 8. vorigen Monates erfolgt; alle Meinungen sind ganz einstimmig ausgefallen; dessen ungehindert in wenigen Tagen darauf die ganze Stadt mit dem Gerücht angefüllt war, dass Euer Kaiserl. Majestät in einen Türkenkrieg von ihrer Wenigen verleitet werden wollten, wo doch das ganze Augenmerk dahin lediglich gerichtet war, dass derselbe Euer Kaiserl. Majestät für zukünftiges Jahr nicht allein betreffen möchte, welcher Endzweck dadurch, dass das Unrecht des russischen Hofes in dem, zur Unzeit unternommenen Kriege gegen die Pforte in vollem Masse anerkannt wird, sich nicht just erreichen lässt.“