Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Szőnyi, Eszter: Alchristliche Funde im Xántus János Museum Győr

46 Szőnyi, Eszter sie in Material und Ausführung ahnlich (TÓTH, 1995. 116., Abb. 8.). Der Ausgraber selbst wagt nicht die ein­deutige Stellungnahme zur profánén oder liturgischen Verwendung, obwohl im in ihrer Nahe freigelegten Gruben Fragmente von Kástchenbeschlágen mit alt­christlichen Darstellungen, Reliquienbehaltern und fur sonstige kultische Zwecke zu gebrauchenden Gegen­stánden gefunden wurden. Sein Hauptargument ist, daB die hier gefundenen sakralen Gegenstande nicht zu dem liturgischen Versammlungsort auf dem Territórium der Festung gehören können, weil der Kultort, die Sammel­stelle mit der christlichen Gemeinde und nicht mit der militârischen Einheit in Verbindung stand. Das Györer Altarfragment ist schon der zweite - auf dem Terrain eines militârischen Lagers entdeckte - liturgische Gegenstand. Somit eröffhet sich die Annahme der Möglichkeit, daB sich nach 313 auch innerhalb des Militars christliche Glaubensgemeinschaften gebildet habén, die ihre religiösen Zusammenkünfte innerhalb des Lagers, an einem dafür gekennzeichneten Ort abhielten. Wie wir wissen, muB es sich dabei nicht unbedingt um einen zu kirchlichen Zwecken gebauten Raum, um die klassische Basilikaform handeln. Zusammenfassend haltén wir also das hier vorge­stellte Györer Fragment aus weiBem Marmor ahnlich dem Donnerskirchener für das Fragment eines zu litur­gischen Zwecken verwendeten Einrichtungsgegen­stands. Aufgrund des Fragments können wir die Form des ganzen Gegenstands (kreis- oder halbkreisförmig bzw. hufeisenförmig) nicht bestimmen, das betrifft aber nicht seine Funktion. Sein Alter ist als spátrömisch festzustellen. Obwohl auch seine Verwendung in roma­nischer Zeit in Frage kommen kann, ist keinesfalls anzunehmen, daB man diesen bekanntlicherweise zur Kircheneinrichtung gehörenden, konsekrierten Gegen­stand unter völliger MiBachtung eines im Mittelalter streng vorgeschriebenen Rituals, nach Kannones von Jacob v. Edessa (BARB, 1952. Fussnote 5.) in einen mit Bauschutt und anderen Abfállen gefúllten Graben stöBt. Ob sich der Kultort auf dem Terrain des Militarla­gers befand, wissen wir nicht. Als zur liturgischen Ein­richtung gehörender altchristlicher Kultgegenstand, der innerhalb eines ehemaligen Militárlagers zum Vor­schein vorgekommen ist, steht das Fragment nicht alléin (TÓTH, 1995. 122.). Zum SchluB möchte ich noch über einen Gegenstand einige Worte aufiern, und zwar über den antromorphen Krug, der aufgrund seiner Besonderheit und Aufschrift ganz verschiedene Wertungen bekommen hat. 4. Glasierter Tonkrug (Abb. 6.). Inventarnummer: 53.159.56., Fundort: Győr-Serfőződomb. Das Museum bekam das Stück als Geschenk von der Friedhofsffla­che, Knochen und sonstige Funde gelangten nicht in die Sammlung (SZŐNYI, 1986. 22.). Das GefáB stellt eine Frauengestalt dar, seine stark bauchige Form bildet den Körper der Frau, sein Hals den Hals und Kopf der Frau. Auf dem Rücken der Gestalt ist der mit Rillen geglie­derte Bandhenkel an den bauchigsten Teil angefügt. Auf dem Kopf der Frau befmdet sich ein rosettenver­ziertes, mit eingekratzten Linien gekennzeichnetes, kranzartiges Diadem. Das Gesicht ist primitiv und pla­stisch ausgeformt. Augen und Ohren wurden im Nach­hinein appliziert. Am Hals befindet sich ein tannenartig ausgebildeter eingeschnittener Halsschmuck. An bei­den Schultern ist je eine Fibel von unerkennbarer Form appliziert. Aus dem kurzarmlichen Kleid schauen dünne Arme aus Tonwürsten geformt hervor, die mit je zwei Armreifen geschmückt sind. In der auf die Brust gelegten linken Hand halt die Figur einen Bêcher (?), in der rechten eine Spindel mit Spinnwirtel und einen Spinnrocken mit Rupfe. Die Handrücken sind primitiv angedeutet. Auf dem Bauch ist eine vor der Glasierung eingekratzte Aufschrift: IENVARIE PIEZESES . Das GefáB ist aus rőtem Ton gefertigt, die Oberfláche ist hellbraun, an manchen Stellen grünlich mit einer, flek­kigen, blasigen Glasur von schlechter Qualitat überzo­gen. Höhe: 280 mm, GefaBmund: 60 mm, Bodendurch­messer: 71 mm. Die erste Publikation in Ungarn ist von Lajos Nagy (NAGY, 1938. 90.), er hat sich nur mit der Aufschrift befaBt und derzufolge das GefáB den altchristlichen Gegenstanden zugeordnet. In erster Linie auf Glasge­fáBen sind áhnliche Aufschriften tatsachlich in alt­christlicher Umgebung aufgetaucht (Pécs, Szekszárd, Ságvár), wie von Irén Bilkei zusammengetragen wurde (BILKEI, 1979. 24., 33-34.), doch halt die Forschung in letzter Zeit die Texte nicht unbedingt für solche mit christlichem Inhalt (TÓTH, 1990. 21.). Eine völlig entgegengesetzte Auffassung vertritt Edit Thomas (THOMAS, 1961. 26-29.). Von ihr wird das GefáB nicht als christlicher sondern als heidnischer Kultgegenstand angesehen. Sie halt es für die Darstel­lung der Moire (Parze) Klotho und für ein für Januarius bestimmtes Hochzeitsgeschenk. Da wir keinerlei sinn­volle Erklárung dafür habén, warum gerade eine Moire auf einer für einen Mann bestimmten Hochzeitsgabe dargestellt sein soil, und da auBer Spinnrocken und Kopfschmuck nichts anderes, z.B. auch die Aufschrift nicht, auf eine Moire hinweist, können wir die Annah­me von Thomas ein für allemal verwerfen. Dies können wir auch um so eher, sind doch im Laufe der letzten Jahre in der Nahe weitere antropomorphe GefaBe ahn­lich dem Györer Stück zum Vorschein gekommen, die von O. Harl (HARL, 1997. Abb. 2.) zusammengefaBt wurden. Bezüglich der fünf, sich in GröBe und Ausfüh­rung gleichfalls sehr ahnlichen Stücke kann angenom­men werden, daB es sich um die Produkte einer Werk­statt irgendwo am westpannonischen Limes handelt (Abb. 7.). Auf keinem der unbeschadigten Stücke gibt es eine heidnische oder christliche Aufschrift oder Symbole. Mit Ausnahme eines Stücks handelt es sich um Grabbeilagen. Weder die entsprechenden Graber noch der Friedhof weist auf derartiges hin. Ich selbst betrachte die GefaBe für besondere Erzeugnisse eines

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