Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Szőke, Béla Miklós: Christliche Denkmäler in Pannonien aus der Karolingerzeit

254 Szőke, Béla Miklós der Thesen von Frau Cs. Sós (zusammenfassend: SZŐKE 1976, 76-84; dagegen: Cs. SÓS 1976, 132­138). Das wichtigste Ergebnis ihrer Ausgrabungen war, daB Schicht „R" nicht vor, sondern nach dem Bau der Steinbasilika entstand, die Pfostengruben sollen also ebenfalls nach diesem datiert werden. Sándor Tóth (TÓTH 1974, 617-630) nimmt an, daft die Pfosten am Anfang der Arpádenzeit für einen Wiederaufbau der Kirche als Baugerüst benutzt wurden (TÓTH 1974, Anm. 3, etwa ahnlich SZŐKE 1976, 76-84). Meiner Meinung nach könnten aber die Pfosten - wegen unbe­antwortet gelassener Fragen der Baugeriist-Theorie (siehe z.B. die in den Gruben zurückgebliebenen Pfo­stenreste oder Mangel an Grâbern aus der Arpádenzeit) - eher Überreste eines profánén Gebaudes aus dem 10. Jahrhundert sein (SZŐKE 1998, 283-284). Es ist ebenfalls fraglich, wem die Kirche geweiht wurde und mit welcher Kirche der Conversio sie iden­tifiziert werden darf. Thomas von Bogyay nimmt wegen des „Baptisteriums" an, daB sie dem Heiligen Johannes dem Tuufer geweiht wurde (BOGYAY 1955, 405). Die Existenz eines „Brunnens" im „Baptisterium" ist aber fraglich, da dieser Befund Ágnes Cs. Sós' Mei­nung nach eher eine Pfostengrube der sog. zweiten Stein-Holzkirche war (Cs. SÓS 1969, 58-62). Eine andere Meinung vertreten Dezső Dercsényi (DERCSÉ­NYI 1948) Géza Entz (ENTZ 1964) und Sándor Tóth (TÓTH 1990, 149), wenn sie die Kirche als die (erste) Hadrianus-Kirche der Arpádenzeit identifizieren. Gegen diese Vorstellung spricht aber, daB weder Bestat­tungen um die Kirche herum, noch eine Bautátigkeit bei der Kirche in der Arpádenzeit bewiesen werden kann, dass also bereits die erste Hadrianus-Kirche der Arpádenzeit in Zalavár-Burginsel Hegen muss. Die in eadem civitate stehende Hl. Johannes der Táufer-Kir­che darf ebenfalls in Zalavár-Burginsel gesucht werden. Demzufolge kann die Kirche von Zalavár-Récéskút mit keiner Kirche der Conversio identifíziert werden. Sie könnte wohl die Eigenkirche einer Adelsfamilie aus der Umgebung Priwinas und Kozels gewesen sein, wie z.B. die Holzkirche von Zalaszabar-Borjúállás-Insel. Die Kirche von Zalaszabar-Borjúállás-Insel In der ersten Hálfte der 80er Jahren des 20. Jahrhun­derts hat Róbert Müller eine einschiffige Saalkirche mit geradem Chor und Narthex freigelegt. Die Holzkirche wurde auf Balken, die auf dem Boden lagen, erbaut. Zwischen Apsis und Schiff der Kirche lag eine schma­le Steinmauer, die Basis einer Chorschranke gewesen sein konnte. Um die Kirche herum wurden 805 Verstor­bene, teils in mehreren Schichten, bestattet. Sie gehören gröBtenteils ins 9. Jahrhundert, einige ins 10. Jahrhun­dert. Die Kirche lag in einem mit einer Palisadenmauer umgrenzten Adelshof, wo in der Náhe des Eingangs ein Holzgebáude, das Wohnhaus der Adelsfamilie, stand. Róbert Müller identifizierte die Kirche mit jener Kirche der Conversio, die im Besitz Wittimars 865 von Salz­burger Erzbischof Adalwin dem Heiligen Protomartyrer Stephanus geweiht wurde (MÜLLER 1994; MÜLLER 1995). Das kulturelle Milieu von Mosaburg/ Zalavár Als Priwina sich am Anfang des 840er Jahren in Mosaburg ansiedelte, „scharte er von überall Völker um sich." {Conversio с 11, WOLFRAM 1979, 52-53) Einen gewissen Teil dieser Völker bildete jené awa­risch-slawische Bevölkerung, die vom Anfang des 7. Jahrhunderts an hier beheimatet war und eine eigen­standige Mischkultur, die sog. Pókaszepetk-Zalakomár Gruppé (SZŐKE 1994, 14-21; Cs. SÓS—SALAMON 1995) hervorbrachte. Charakteristisch ist für diese die birituelle Bestattungsweise, in dem die Slawen in Brand-, wáhrend die Awaren in Körpergrábern bestattet wurden. Das archaologische Fundmaterial zeigt eben­falls eine Dualitat: in der Tracht wurden slawische, awarische und westgermanische Elemente gemeinsam verwendet, wáhrend in den Siedlungen neben awari­schen auch slawische Keramikformen benutzt wurden (siehe die von mir freigelegten Gráberfelder von Zala­komár, Kehida und Söjtör und die Siedlungen auf dem Kisbalaton-Gebiet). Am Anfang des 9. Jahrhunderts ist die unterschiedli­che ethnische Zugehörigkeit in den Bestattungsitten und in der Tracht dieser Bevölkerung noch immer faBbar. Die Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstande zeigen aber immer mehr einen internationalen „Reich­scharakter", denn sie wurden als „Massenwaren" in den unter einem starken karolingischen kulturellen EinfluB arbeitenden manufakturartigen Werkstatten hergestellt (SZŐKE 1992). Dieser EntwicklungsprozeB wurde nach den 840er Jahren markant beschleunigt, was besonders bei den Funden der unteren Gesellschafts­chichten offensichtlich ist (SZŐKE et al. 1992). Die Neugruppierung der Gesellschaft und die Herausbil­dung des neuen, frühfeudalen Adels beinfluBte auch das Handwerk, das nun die Ansprüche eines Hofes befrie­digen sollte und Waffen, Sporen, ferner phantasiereich ausgeführte Gold- und Silberschmuckstücke, bzw. Geweihschnitzarbeiten verfertigte. Der sog. „byzanti­nisch-orientalische" Fundhorizont wurde lange als Eigentum des máhrischen Fürstentums behandelt (POULÍK 1955; HRUBY 1955; DOSTÁL 1965; DOSTÁL 1991; SCHULZE-DÖRLAMM 1993), und aufgrund seiner Ausbreitung versuchte man auch, das sog. „GroBmaTirische Reich" zu rekonstruieren (Cs. SÓS 1973 56-65, Abb. 13-19). Die standig wachsende Zahl dieser Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstande in der Grafschaft von Mosaburg/Zalavár, die niemals unter dem máhrischen Fürstentum stand, bekráftigt aber eindeutig die gesellschaftliche und nicht die ethni­sche Bedingtheit dieses archaologischen Materials.

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