Bodnár Éva dr.: Balatoni Képtár (Keszthely, 1975)

einige Ansichten von Sümeg, Tátika, Füred und Tihany. Miklós Szerelmey gab 1848 ein Balaton­Album heraus, das Gedichte von János Garay enthielt, zu denen der Künstler zehn Lithographien in sanftem Ton beisteuerte; der Band erschien unter dem Titel „Erinnerung an Füred und Um­gebung." Neben den Burgen war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts das häufigste Thema der zeichnerischen Darstellungen Füred, das sich damals zum Zentrum des Badelebens ent­wickelte. Das Theater von Füred gehört zu den ältesten der ungarischen Bühnen, wir besitzen sein Bild in einer gemeinsamen Arbeit von Károly Lajos Libay und Rudolf von Alt. Von der Füreder klassizistischen Rundkirche gibt es viele Zeichnungen, die bekannteste ist der schöne Stahl­stich des aus Nürnberg gebürtigen Ludwig Rohbock. Einige liebliche Zeichnungen von Füred und der Balaton-Landschaft besitzen wir von Mór Jókai, dem großen ungarischen Romanschrift­steller. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die romantische Landschaftsmalerei im Entstehen begriffen war, malte Sándor Brodszky, ein Schüler der Münchener Akademie, die erste groß­zügige Balaton-Landschaft; sein Gemälde „Sturm auf dem Balaton", das 1851 auf der Ausstellung des Pester Kunstvereins gezeigt wurde, erweckte ein berechtigtes Echo. In den Balaton-Land­schaften Brodszkys, genauso wie in denen seiner namhaften Zeitgenossen, Antal Ligeti, Gusztáv Keleti, József Molnár und Károly Telepy, fühlt man neben anderen guten malerischen Qualitäten, den Patriotismus und den Nationalstolz der Künstler. Eine der hervorragendsten Balaton­Landschaften malte Antal Ligeti 1870 für den Kisfaludy-Saal der Ungarischen Akademie der Wissenschaft: „Der Balaton mit der Burgruine Szigliget". Die schönste Aussicht auf die Bucht von Szigliget gewinnt man vom Aussichtspunkt bei Györök, von hier aus malte Antal Ligeti sein Bild. Eine der bekanntesten und schönsten Balaton-Landschaften von József Molnár stellt das Steilufer von Aliga am östlichen Ende des Balaton bei abendlicher Beleuchtung dar. Die vie­len Zeichnungen in Károly Telepys Skizzenbuch beweisen, daß er seine Balatongemälde immer auf Grund von direkten Naturstudien malte. Karl Max Reissmann stammte aus Thüringen und ist Ungar geworden; er gehörte zwar der Generation der Jahrhundertwende an, aber nach seinem Stil zählen wir ihn zu den Romantikern der Landschaftsmalerei. Den besten Maler fand der Balaton in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in Géza Mészö/y, dem eigentlichen Schöpfer der ungarischen realistischen Landschaftmalerei. Er stellte auf seinen Bildern die unbekannten Schönheiten des Sees, zahllose Details, das Schilf, die Wasservögel, die Fischerherbergen am Ufer usw. dar. Mészöly war der malende Dichter des „Ungarischen Meeres", der beste heimatliche Vertreter des Paysage intime, der verinnerlichten Landschaft. Seine stille, verträumte Natur, die beschauliche Freude an der Einsamkeit, widerspiegeln sich in seinen perlmuttfarbenen Balaton-Landschaften von unvergleichlicher Schönheit: „Fischer­ort", „Wäscherinnen am Balaton", „Abenddämmerung", „Die Bucht von Akarattya", „Ba­dende Bauernkinder" usw. Mészöly studierte in München und Paris, malte aber, wenn auch im Ausland, aus der Erinnerung heimatliche Landschaften. Unabhängig von seinen französischen Kollegen gelangte er zum Paysage intime. Viele seiner Gemälde mit ihren opalenen, dunstigen Farben und ihrem malerischen Zauber können mit gutem Recht mit den Werken des größten Lyrikers der französischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, Camille Corot, verglichen werden. (Kein Zufall, daß im Kunsthandel des Auslands mehrere Mészöly-Bilder als Corot­Originale verkauft wurden.) 50

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