A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Régészet - Josip Kobal’: Der Depotfund von Chudl’ovo (Kr. Uschgorod, Transkarpaten, Ukraine)

Der Depotfund von Chudl'ovo Stücke vom Typ Nestor B2 in den umliegenden Gebieten gerade auf Einfluß der in der oberen Theißgegend verbreiteten Äxte des Typs B3c erscheinen. In Betracht zu ziehen ist dabei auch die Tatsache der völlig abweichenden Verbreitungsge­biete zum einen der Äxte des Typs Nestor B2 ­hauptsächlich in Mittel- und Nordeuropa (BLAJER 1987. Karte 1., STUCHLIK 1988.Obr.15-) - und zum anderen des Typs B3c. In Siebenbürgen beispiels­weise kommt diese Form gar nicht vor (VULPE 1970.77., NESTOR 1938.138.). Zwar meint Vulpe, daß die Äxte vom Typ B2 dennoch irgendeinen Ein­fluß auf die Gebiete im nordöstlichen Karpaten­becken hatten, welchen er in den Hybridvarianten von Poroszló und Cräciunesti/Tiszakaracsonyfalva zu entdecken wähnte (NISTOR-VULPE 1974.12-13-). Doch obwohl seine typologischen Argumente nach meinem Dafürhalten nicht überzeugend genug sind, teile ich seine Meinung, derzufolge ein großer Teil der Nackenscheibenäxte des Typs B2 und B3 zeit­gleich ist. Diese Ansicht gründet nicht allein auf den oben erwähnten Entwicklungslinien einzelner Typen der Nackenscheibenäxte, sondern auch auf solchen Depotfunden, in denen die beiden Typen zusammen vorkommen: Kvasovo/Kovászó II und Mali Hejevzi/Kisgejőc (KOBAL' 1997.Ryc.6A-B ., Ryc.12.). Aus dem Obengesagten folgt, daß sich die Nak­kenscheibenäxte des Typs B3 sowohl in Siebenbür­gen wie auch in der Gegend am Oberlauf der Theiß unmittelbar aus den Äxten des Typs Bl der Koszider-Periode entwickelt haben. Bei einer Ana­lyse der typologischen Merkmale dieser Nacken­scheibenäxte kann man feststellen, daß von der Grundform des Typs Bl drei genetische bzw. Haupt­entwicklungslinien abzuleiten sind. Das erste und wichtigste Merkmal ist die starke, kreisförmige Ringverdickung an beiden Enden des Schaftrohres, die in gerader Linie von den plastischen „Verzierun­gen" der Äxte des Typs Bl abstammt. Hierzu ge­hören die von Vulpe definierten Varianten Lä­pus/Lápos, Dobrocina/Döbörcsény, Cehäluj/Ma­gyarcsaholy und Breb/Bréb der Äxte des Typs B3 sowie einzelne Vertreter der Varianten des Typs B4. Als Merkmal der zweiten Linie ist zu beobachten, daß die am Ende des Schaftrohres befindlichen pla­stischen „Verzierungen" Schritt für Schritt abflachen und zu einer breiten, bandartigen Rippe (Verdick­ung) werden. Ein Beispiel dafür ist das Stück von Felsőbalog/Vysny Blh oder Stefkova (MOZSOLICS 1973-Taf.7/2., BLAJER 1987.Ryc.la.,2a.,3a.,4a.,5a.). Zu dieser Entwicklungslinie gehören hauptsächlich die Äxte des Typs B2 nach Nestor. Die dritte Ent­wicklungslinie schließlich bilden die Äxte mit langem, zylindrischen Schaftrohr und schmalen, ringförmigen plastischen „Verzierungen". Eine Eigenheit der geschilderten „Verzierungen" ist darüber hinaus, daß sie sich nicht an den Enden des Schaftrohres, sondern weitab davon, irgendwo in der Mitte zwischen den Schultern des Schaftrohres befinden. Dieser Linie gehören die Äxte des Typs Nestor B3c bzw. ein Teil der Äxte vom Typ B4 an, und hierzu attributiert man auch die Stücke aus Chudl'ovo. Ihre genauen Analogien findet man hauptsächlich in den Horten des Ópályi (Uriu-Ópá­lyi)-Horizonts der oberen Theißgegend, einzelne Exemplare gelangten aber auch in entferntere Gegenden. Die mit sechs Warzen verzierten Äxte, deren Hals und Klinge sechseckigen Querschnitt haben (an letztgenannter befinden sich immer Seitenrippen), sind klassische Vertreter der von Nestor beschriebe­nen Nackenscheibenäxte des Typs B3c. Wie bereits erwähnt, teilte Vulpe sie drei Untervarianten zu, je nachdem, ob ihr Hals sechseckig bzw. rund ist oder ob sie in der Mitte der Schaftröhre einen Punkt haben. Tatsächlich ist die behandelte Gruppe der Nackenscheibenäxte wesentlich mannigfaltiger. Selbst wenn man, Vulpe folgend, nur den Halsquer­schnitt untersucht, muß man mit einer weiteren Untervariante rechnen. Und zwar den im Hort von Kvasovo zum Vorschein gelangten Äxten, deren Hals quadratischen Querschnitts ist (KOBAL' 1995/A. PHC. 2/1-2.). Geht man von der Verzierung aus, kann man mit weiteren Varianten rechnen, da es Exem­plare mit unverzierter Scheibe und auch solche gibt, wo sich an der Scheibe 4, 5, 6, 7 oder 8 kleinere Warzen befinden. Am verbreitesten ist die mit sechs Warzen verzierte Variante, die frühestens in der Koszider-Periode auftaucht (Hort von Vcelince/Méhi - FURMÁNEK-MARKOVA 1996.Taf.l/2.), aber erst später (RBC-RBD) allgemein Verbreitung findet. Statistische Erhebungen und die kartographische Erfassung der Funde zeigen sehr deutlich, daß sich die obigen Nackenscheibenäxte in der Gegend am Oberlauf der Theiß verbreitet haben, in anderen Gebieten dagegen nur in verschwindend geringer Zahl vorkommen. Daher betrachten wir diesen Gegenstandstyp als eines der bestimmenden Stücke des Bronzegießerzentrums der oberen Theißgegend (KOBAL' 1995/A. 196.). Von hier gelangte es auf dem Handelsweg in westlicher Richtung bis nach Öster­reich (MAYER 1977.Taf.8/89.), ja vermutlich sogar bis nach Deutschland (KIBBERT 1980.287.Taf. 56/ 81.), und in östlicher Richtung bis in die nördliche Uferregion des Schwarzen Meeres (KOBAL' 1995/B. PHC.2/2-2a.). Das Obengesagte zusammenfassend könnte man die Herkunft und Entwicklung der im Depotfund von Chudl'ovo zum Vorschein gelangten Nacken­scheibenäxte folgendermaßen rekonstruieren: Die hier behandelten Stücke haben sich aus den Äxten des Typs Bl der Koszider-Periode entwickelt (s. das Stück von Vcelince oder die beiden Äxte aus dem Hort von Kvasovo - FURMANEK-MARKOVA 1996. Abb.l., KOBAL' 1995/A.Pnc.3/6-7.). Ihre Weiterent­wicklung erfolgte gleichzeitig (BC-BD) und parallel zu den Nackenscheibenäxten vom Typ Nestor B2, 37

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