Arrabona - Múzeumi közlemények 9. (Győr, 1967)

Tomaj F.: Die Strassen und Plätze von Győr

erhielten nämlich lie Straßen, die mit größter Genauigkeit bezeichnet worden waren, auch neue Namen. Obwohl uns Győrer Straßennaimen auch aus dem 16. Jahrhundert bekannt sind, können wir auf ihre Lage in zahlreichen Fällen nur folgern. Die Namen der ersten, uns bekannten Straßen bezogen sich auf die Lage, Richtung, Form der Straßen. Dieser Gruppe gehören die meisten Győrer Straßenna­men aus dem 16. Jahrhundert an. Auch die nach Öffentlichen Bauwerken — Kirchen und Schulen — benannten Straßen stammen aus alten Zeiten. Auch di Namen der Flüsse — an denen Győr liegt — scheinen schon früh in den Straßennamen auf. Auch die einstige Győrer Burg war Namengeber. Nach den Burgtoren wurden Straßen und Plätze benannt: Donautor Straße, Donautor Platz, Wiener —Tor Platz, Neutor Straße. Da doch Győr eine Bischofsresidenz war, versteht es sich von selbst, daß es bereits in der Árpádenzeit nach Heiligen benannte Straßen gab. Der älteste Straßen­name dieser Art stammt aus dem Jahr 1567. Erst seit der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts — als eine Folge der Aufklärung — wurden Straßen und Plätze Gyors nicht mehr nach Heiligen benannt. An die Zeit der türkischen Besetzung 1694—1698 erinnerte nur ein Straßenname „Vérihalom utca", Bluthügelstraße, die aber seither verbaut ist. Beachtenswert sind auch die nach Beschäftigungszweigen der Einwohner, nach landwerken benannten Straßen, die — wenn wir sie in der chronologischen Reihen­folge ihres Erscheinens betrachten — überaus anschaulich die jeweiligen wirtschaft­lichen Verhältnisse der Stadt widerspiegeln. In Győr gab es Schuhmacher-, Töpfer-, Kürschner-, Schmied-, Seifensieder-, Glockengießer-, Sandalenmacher-, Sporer-, Bött­cher-, Blaufärber-, Bäcker-, Kärrner-, Zuckerbäcker Straßen, bzw. Gäßchen oder Durchgänge. Die Győrer Straßennamen des 18. Jahrhunderts bezeugen, daß die Stadt — wie schon erwähnt — eine Bischofsresidenz, außerdem eine administrativ und militärisch wichtige Zentrale war, in der Gewerbe und Handel blühten. Mehr als ein Drittel der Straßen und Plätze Gyors wurden zum „ehrenvollen Gedenken" an verstorbene hervorragende Persönlichkeiten benannt. Dieser Brauch kam um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Die ersten Personennamen, die auf Straßenschildern erschienen, schließen sich dem ungarischen Freiheitskamp 1848—49 an. Diese Gepflogenheit blühte gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf, als Straßen nach den Großen der Nation, nach namhaften ungarischen Dichtern und Schriftstellern u. s. w. benannt wurden. Auch während der beiden Weltkriege und in der Zwischenzeit wurden Straßennamen verändert, aber nur in unbedeutendem Maße. Aus der Zeit der Räterepublik im Jahre 1919 stammen nur zwei neue Stra­ßennamen: Nationalrat- und Gutenberg Straße. Nach der Befreiung veränderten sich zahlreiche Straßennamen. Im Zuge der einsetzenden regen Bautätigkeit entstanden viele neue Straßen mit Namen, die den Zeitumständen entsprechen. Es gibt keinen einzigen Bezirk in der Stadt, wo nach 1945 Straßen nicht umbenannt worden wären. Neue Persönlichkeiten, neue Ideen und* Gedanken, und neue Geräte des sich entwikkelnden wirtschaftlichen Lebens wurden zu Namenigebern der Straßen und Plätze der Stadt Győr. F. Tomaj 366

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