Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)

Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur

Alba Regia 41. (2012) Das Menschenopfer wurde in erster Linie durch Tiere ersetzt. Haustiere waren als Opfer sehr beliebt, besonders Pferde, Stiere und Hühner, selten auch Hunde: Je wichtiger ein Tier ums Haus herum war, desto stärkere magische Kräfte hatte es. (Katzen wurden aber fast nie benutzt, sie hatten nämlich böse Zauberkräfte.) Wichtig war auch ihre Farbe: Die beliebtesten Farben der Opfertiere waren schwarz, grau oder rot. Die kleineren Tiere wurden völlig begraben, oder eingemauert, den größeren wurde nur der Kopf benutzt, manchmal wurde er auch an die Fassade des Gebäudes gehängt. Die beliebteste Stelle für die Vergrabung eines Tieropfers war die südwestliche Ecke gegenüber dem Ofen, das war vermutlich die „heilige Ecke”. Oft kam es auch vor, dass die Türschwelle mit dem Blut des Tieres begossen wurde. Der erste archäologische Fund eines Bauopfers in Ungarn stammt aus Kardosküt, wo ein komplettes Hahnskelett gefunden wurde. Weitere Opfer kamen unter der Budaer Sankt Peter-Märtyrerkirche, in Esztergom-Szentkiräly, in Jászágó und in Borsod ans Licht. All diese Funde stammen noch aus der Árpádenzeit. Wenn zum Opfer unbedingt ein Mensch benötigt wurde, brauchte man ihn/sie bei kleineren Bauten nicht zu töten: Es genügte eine Haarlocke, oder einige Fingernägel, also ein Stück, die wieder anwachsen kann, aber wertvoll ist. Das Frauenhaar hatte damals großen Wert, denn es hatte die Männer entzückt, es war eine wichtige Zutat für (hauptsächlich schädliche) Zauberformeln, oder es konnte an Perückenmacher und -händler verkauft werden. Solche Opfer wurden in Taródfa, Vác und Eger gefunden. Elek Bartha berichtet über andere Formen der Tiertötung:5 In Patóháza musste ein getöteter Hahn aus dem Fenster des neuen Hauses geworfen werden, um spätere Todesfälle zu vermeiden; in Tiszalüc wurde ein Hahn oder Hühnchen lebendig ins neue Haus eingeschlossen, und die neuen Bewohner zogen nicht ein, ehe das Tier drinnen verhungerte; in Zagyvarékas wurde ein Hühnerkopf über die Türschwelle geworfen, dadurch, dass der Kopf drinnen oder draußen landete, konnte das Schicksal der Bewohner voraus gesagt werden. Es gibt auch Fälle, wo kein Lebewesen umkommen muss, obwohl das nur indirekt als Bauopfer aufgefasst werden kann. Einer alten Aberglaube nach wird derjenige, der als erster im neuen Haus eine Nacht verbringt, kurzfristig erkranken oder sterben. Deswegen war es ein Brauch, ein Tier im Haus für die erste Nacht einzusperren, und am nächsten Tag freizulassen; anderswo hatte sich ein älteres Familienmitglied freiwillig dazu gemeldet, die erste Nacht im Haus zu verbringen; manchmal hatten jüdische Bewohner Christen dazu angeworben. Interessante Beilage zum Eieropfer ist, dass manchmal das Eiweiße in den Mörtel gemischt wurde: angeblich hat der Fürst Imre Thököly seine Bastei mit Eiweiß gebaut, und die damaligen Buchführungen besagen, dass beim Bau von Kapivár (Komitat Sáros) 9000 Eier benutzt wurden. In Ungarn war es Brauch gesegnete Gegenstände zu vergraben: Gesegnetes Amentum (auf Deutsch Kätzchen) im Hetés-Gegend, mit Weihwasser gefüllte Flaschen in Zagyvarékas, in der Gegend von Szeged gesegnte Kerzen, Rosenkranz in Szentpéterfa und Harasztifalu, gesegnetes Gras in den griechisch-katholischen Dörfern des Cserehát­­und des Zempléner Gebirges. Das Begießen der Mauern mit Weihwasser ist heute noch im Brauch. Ganz besondere Variante des Menschenopfers ist das Einmauern der Schatten: Der Schatten von Jemanden wird (oft ohne sein Wissen und Erlaubnis) mit einem Faden oder einer Stück Binse bemessen, und dieses „Messgerät” wird dann eingemauert. In früheren Zeiten hatten hauptsächlich Zigeuner einen wahren „Schattenhandel” betrieben und die Binsen für gutes Geld verkauft. Die abgemessenen Menschen waren darüber jedoch nicht sehr erfreut, denn dem Aberglauben nach bedeutete der Verlust der Schatten ihren kurzfristigen Tod, oder (in Rumänien) ihre Verwandlung zum Vampiren. Dass das menschliche Bauopfer einst auf der ganzen Erde bräuchlich war, wird von weiteren archäologischen Daten angezeigt: Menschliche Skelette wurden in den Fundamenten von Gebäuden gefunden in Irland (in die Klosterfundamente wurden Freiwillige eingemauert), unter den Siebenbürger Sachsen, in einem alten Schweizer Rathaus, in Tofting (eine ganze Wiege mit einem Kinderskelett), in Herzen, in Württemberg, in Leipzig, in Spanien, in der Ukraine und in Großbritannien (Aberdeenshire). Anderswo (in Rom und in Bosnien) wurden kleine Menschenfiguren vergraben. Die Funde bringen natürlich eine Menge Fragen mit sich: Erstens: Sind die gefundenen Skelette wirklich Bauopfer? Es war nämlich üblich, dass sich die Menschen freiwillig im eigenen Haus, oder in einem separierten Raum begraben ließen. Das war eine Art der damaligen Beerdigung. Zweitens: Wurden die Kinderopfer lebendig begraben, oder erst nach ihrem Tod wegen einem anderen Grund. Zu Zeiten der großen Kindersterblichkeit wurden die Leichnahme oft als Opfer benutzt, besonders die der Tod geborenen (weil sie der Ehre der Familie und der Mutter schadeten) und der ungetauften Kinder (weil die Kirche sie nicht beerdigen konnte). Drittens: Wie können die blutigen Menschenopfer mit den Lehren des Christentums korrespondieren? Die Kirche hat die lebendigen Opfer und alle Merkmale der heidnischen Kultur verachtet und verboten, aber trotzdem 5 BARTHA, 1984, 13. 45

Next

/
Oldalképek
Tartalom