Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Zsigmond Csoma: Beschaffung von weichem Bauholz (Nadelholz) in Mittel-Transdanubien

dem Mátyás Pok gehörte, während in Oberwart der jü­dische Dampfsägereibesitzer Samuel Schienger Holzwaren vom eigenen Sägewerken großverkaufte. Dieser Großunter­nehmer ließ die gefällten Baumstämme aus seinem Wald durch Fuhrleute herbeischaffen und bezahlte diese nach be­fördertem Kubikmeter Holz. Nach Ungarn transportierte er die Holzwaren nur mehr per Eisenbahn. Oberwart war einst von Wäldern umgeben; im nördlichen Teil der Stadt­flur finden wir den Flurnamen „Fenyőfák“ (Tannen­bäume), ein Hinweis auf die Baumgattungen, die hier vor der Abholzung den Wald bildeten (Imre, 1940, 17). Die Oberwarter Holzfuhrleute belieferten Mittel-Transdanu­bien mit Nadelholz, doch manche gelangten über die zu­gefrorene Donau bis zur Theißgegend. Der Schriftsteller István Kincs, der in seinen Novellen das Leben der Obarwarter schilderte, begegnete noch gegen Ende des 19. Jh. in Tátika nahe des Plattensees einem Oberwarter Holzfuhrmann. Der großangelegte Ferntransport von Holzwaren und die Speicherung großer Holzmengen brach­ten Oberwart den Spitznamen „Bretterstadt” (Deszkavá­ros) ein. In langen Reihen schlängelten sich die schweren Wagen mit ihrer Holzlast auf den Wegen; da mochte mal ein Fuhrmann schon an die hundert seiner „Zunftgenossen“ zählen, die vor ihm talabwärts fuhren. Die Fuhrleute ver­richteten entweder Lohnarbeit (mit eigenen Pferden und Wagen) für die Sägemühlenbesitzer, oder unternahmen selbst die Vermarktung des Holzes aus dem eigenen Wald oder ihrer Auftraggeber. Gewöhnlich erfüllten sie feste Bestellungen, doch kam es auch vor, daß sie ihre Ladung nicht loswerden konnten und dann das Holz auf dem Holzlager der nächsten Stadt verkauften — zu einem nied­rigeren Preis freilich, als wenn sie es einem Besteller zu­gestellt hätten. Vor der Fällung und Zerstückelung wurden die zu fällenden Bäume im Walde stückweise und nach Maß gezählt und die ausgewählten Stämme bezeichnet. Verarbeitet und befördert wurden folgende Holzwaren: Bauholz (Balken, Dachsparren, Klebpfosten, Verbindun­gen) für Zimmerleute, Bretter und Latten für Tischler. Die Särke der Holzwaren wurde in Zoll gemessen (Zoll= 2,6 cm); das Bauholz begann bei 3 Zoll. Die Balken hatten einen viereckigen oder quadratischen Querschnitt. Bei Maßangaben bedeutete die erste Zahl die Höhe, die zweite die Breite des Querschnittes. Somit ergab 6/6 ein guadrati­­sches, 6/7, 7/8, 8/9 oder 10/12 ein rechteckiges Balkenmaß. Dachsparren wurden in Größen von 3/3, 3/4, 3/5, bis 5/6 angefertigt. Die Diele war 2 Zoll stark, wurde aber auch in 6/4 Größe oder auf Sonderbestellung 3 Zoll stark gemacht. Das Brett war gewöhnlich 30 cm breit, doch ergab sich seine Breite aus dem des aufgesägten Stammes. Bret­ter wurden von 2/4 über 3/4 bis 1 oder gar 2 Zoll zugeschnit­ten, außerdem wurden auch Maße von 5/4, 6/4, 7/4 und 8/4 angegeben. Die Länge der Holzwaren betrug 5 m. Außer dem Bauholz sowie Brettern und Latten wurden auch 2 m lange Weinphähle aus gespaltenem Nadelholz in Bündeln (genannt: pund) zu je 25 Stück geliefert. Die Weinbauern der transdanubischen Weingegenden bestellten davon riesige Mengen zur Rebenrekonstruktion nach der verheerenden Phylloxera-Seuche. Die Holzlieferungen der Oberwarter Fuhrleute sind auch in ihren erhalten gebliebe­nen primitiven Geschäftsbüchern und Aufzeichnungen festgehalten. So lieferte z. B. Mihály Böeskör am 16. April Abb. 2.: Holzschuppen und Schweinekoben aus Fichtenbrettern. Oberwart, 1980 1913 dem Sägewerkbesitzer Slenger (sic!) 19 000 Wein­pfähle. Am 5. März 1921 transportierte er ebenfalls von Slenger folgende Holzwaren für die nachstehend angeführ­ten Empfangspreise und verkaufte sie dem Sándor Benkő (nach einer Anzahlung von 1000 Kronen): 4/5 zöllig für 28 Kr., Verkaufspreis: 42 Kr. 5/6 zöllig für 40 Kr., Verkaufspreis: 65 Kr. 6/6 zöllig für 52 Kr., Verkaufspreis: 77 Kr. 6/7 zöllig für 62 Kr., Verkaufspreis: 87 Kr. 7/8 zöllig für 80 Kr., Verkaufspreis: 101 Kr. Klebpfosten ” 15 Kr., Verkaufspreis: 20 Kr. Bei anderer Gelegenheit ließ er im Revier Hosszúvölgy bei Oberwart 2 1/2 Klafter Scheitholz, 334 St. Bauholz, 18 St. Stämme, 72 St. Klebpfosten und 23 St. „betrafa“ (?) zurichten; das Bauholz wurde von Zimmerleuten bearbei­tet. Einmal übernahm er 1010 m geheiltes Holz, das er dann nach Ungarn beförderte. Der Weinhändler Sámuel Zámbó (1867—1947) fuhr­werkte nach und von Transdanubien bis 1921 ; dabei halfen ihm sein jüngerer Bruder, zwei Fuhrleute und später auch sein Sohn Sándor (1902—). In der Ost-Steiermark hatte er sich einen Wald gekauft und lieferte fortan das eigene Holz. Um die Jahrhundertwende galt (wegen der Riesenmenge) der Weinpfahl als das beste Geschäft im Fuhrwesen. Zur Unterscheidung von den Oberwarter Landwirten ähnlichen Namens hatten die Fuhrleute meist einen Vor­namen, der ihre Tätigkeit als Holzlieferanten andeutete. So wurde z. B. der eine „fa“ (= Holz) Imre Samu Varga genannt. Dieser — ebenso wie János Gángó — kaufte sich einen Wald, wo die Weinpfähle zugerichtet wurden; die fertige Ware lieferte er auf Bestellung, hausierte aber damit auch unterwegs. Zu Hause hatten beide ein umfang­reiches Holzlager: fa Imre Samu Varga jenseits seines Hauses, an der Pinka, János Gángó in seinem Garten. Auch der sonst als Landwirt tätige János Fülöp er hatte 5 Pferde — transportierte „abwärts“ (ung. : le) Holzwaren und Wein auf dem Rückweg. Mit dem Wörtchen „le“ wurde gewöhnlich die Richtung nach Transdanubien be-229

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