Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Zsigmond Csoma: Beschaffung von weichem Bauholz (Nadelholz) in Mittel-Transdanubien

Abb. 4.: Hauptbalken [mit Monogramm NMI, (N=Adelige) aus dem Jahre 1859], der Stube eines Hauses mit Rauchküche in Siget in der Wart 18. Jh. Dachwerk aus Fichtenbrettern und -latten, 1981 Bei längeren Fahrten — etwa nach Zalaegerszeg, Körmend, Sárvár, ins Balatoner Oberland, in Gegenden östlich der Donau oder gar der Theiß — verbrachten die Fuhrleute selbstverständlich viel mehr Tage unterwegs. Da die Händ­ler auf dem Holzmarkt nur niedrige Preise bezahlten, ließ der Fuhrmann, der seine Ware nicht loswerden konnte, diese bei Bekannten, um eine günstigere Preislage abwar­­ten zu können. Derartiges konnten sich freilich nur kapi­talkräftige Fuhrhalter leisten; andere — unter bescheidene­ren materiellen Verhältnissen — konnten nach mißlunge­nem Holzverkauf nicht das nötige Geld aufbringen, um Getreide kaufen zu können. Nicht nur auf der Landstraße, sondern auch bei den Sägewerken waren die Holzfuhrleute solidarisch miteinan­der. Sie halfen einander, die Latten, Bretter und das Bau­holz aufzuladen, die Wagenrunge herabzunehmen und nach erfolgter Verladung zurückzusetzen. Nach Ausbau des Bahnnetzes beschränkte sich ihre Tätigkeit hauptsächlich auf die Strecke vom Sägewerk bis zum Bahnhof. Bei der Einwaggonierung in Oberwart waren die Zigeuner behilflich; diese wohnten im Zigeuner­viertel (Cigányszer) oder im Mühlviertel (Malomszer) und wurden schlechterdings Verlader (berakó) genannt. An die Waggonseiten legten sie zwei größere Balken als Rampe und schoben darauf die Holzware in die Waggons. Gegend Ende des 19. Jh. konnte die Eisenbahn den bäuerlichen Holztransport noch nicht völlig zugrunde richten, obwohl dessen monopolbedingte Rentabilität erheblich zusammenschrumpfte. In den kleinen Dörfern Mittel-Transdanubiens war es für die Baueigentümer noch immer einfacher, das notwendige Bauholz beim Fuhrmann zu bestellen, der es dann an Ort und Stelle brachte, als den Eisenbahntransport mit Umladungen und dazu die örtli­chen Frachtspesen mit in Kauf nehmen zu müssen. Den Fernverkehr zwischen Oststeiermark bzw. Oberwart und Mittel-Transdanubien stellte erst die von Trianoner Frie­densvertrag gezogenen neue Staatsgrenze ein. Allerdings fiel der Zeitpunkt dieses Ereignisses mit den Anfängen der vervollständigten Motorisierung zusammen so, daß die Pferdegespanne ihre Bedeutung im Fernhandel am Anfang des 20. Jh. ohnehin verloren hätten. Wärter Latten fahrer in den Dörfern des Balatoner Oberlandes In Transdanubien suchten die Oberwarter Holzfuhrleute auch die Dörfer des Káler Beckens im Balatoner Oberland auf. Obwohl sie ihre ungarische Muttersprache auch in­mitten der umliegenden deutsch- und kroatischsprachigen Dörfer bewahrten, vermochten die Ungarn des Káler Beckens sie von den west-transdanubischen Hienzen oder den steierischen Weinhändlern nicht zu unterscheiden. Ungarische Worte konnten nämlich ebensogut von einem deutschstämmigen Fuhrmann mit dem gewissen fremden Akzent ausgesprochen werden, der einst — im Interesse des Tauschhandels von Holz gegen Wein und Getreide — als Tauschkind irgendwo in der Gegend ungarisch lernen sollte (Csorna 1982, 319—325). Die Oberwarter Ungarn, die seit dem 16. Jh. eine Sprachinsel bildeten, sprachen meist nur daheim ungarisch, denn in den Nachbardörfem oder auf ihren Fahrten in der Oststeiermark konnten sie sich nur in deutscher oder kroatischer Sprache verständigen. Aufgrund der in ihren Äußerlichkeiten anscheinend gleichen Merkmale, die aber in jedem Falle vom Orts­üblichen wesentlich abweichen (Kleidung, Tracht, Arbeits­geräte, Geschirr, Sprache usw.), wurden auch die Oberwar­ter Ungarn mit allen anderen nichtungarischen Fuhrleuten gleichgestellt. Ihre merkwürdige Mundart wurde in der Zeitschrift Magyar Nyelvőr bereits im Jahre 1885 in einem Gespräch von zwei Fuhrleuten aus Őrisziget (Siget in der Wart) festgehalten (Magyar Nyelvőr 1885, XIV. 518). Die Dorfkinder liefen nicht selten den sehenswürdigen Wärter Holzwagen nach und riefen: „Schaut mal die Hien­­zer, wie stark sind ihre Pferde und wie lang ist ihr Wagen!“ Natürlich verstanden die Fuhrleute, was die Kinder riefen, doch wollten sie — vielleicht aus geschäftspolitischer Über-231

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