A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 11. (Szeged, 2005)

LŐRINCZY Gábor – STRAUB Péter: Újabb adatok az avar kori szűrőkanalak értékeléséhez III

NEUE ANGABEN ZUR BEWERTUNG DER A WARENZEITLICHEN SIEBLOFFEL III Gábor LŐRINCZY- Péter STRAUB In unserer Studienreihe wurden 22 Sieblöffel — großen­teils neue Funde — von elf Fundorten in ihrem Fundkon­text vorgeführt (LÖRINCZY-STRAUB 2003; LŐRINCZY­STRAUB 2004). Die neulich veröffentlichten Sieblöffel unterstützen die Feststellungen von Bendegúz Tobias über die Verbreitung der einzelnen Gruppen dieses Gegenstandstyps, obwohl wir eine ein wenig abweichende typologische Verteilung vorschlagen (s. den Anhang). Auch ferner ist der im Kar­patenbecken im weiten Kreis verbreitete Typ C Variante B am beliebtesten, während die Varianten des Typs A (Abb. 2) mit Ausnahme eines Streufundes von Környe, Ada und eines Bruchstückes von Kölked nach wie vor östlich der Theiß, in der südlichen Tiefebene auftauchen (TOBIAS 2001,165). Die räumliche Verteilung der Gruppe C des Typs C (Abb. 3. 1) ist der der vorher erwähnten ähnlich, aber in Transdanubien gibt es keinen einzigen Fundort (TOBIAS 2001, 172). Das ist die Lage auch im Falle der Variante A des Typs D (Abb. 3. 2). Es ist auffällig, dass die Sieblöffel im westlichen Transdanubien vollkommen fehlen und das ist auch in der oberen Theißgegend zu beobachten. In seiner neuen Studie hält Max Martin seine frühere Meinung aufrecht, wonach die frühmittelalterlichen Fil­terlöffel (colatoria) sowohl in der Römer- als auch in der Völkerwanderungszeit zum Sieben von Würzweinen dien­ten (MARTIN 2002, 180; MARTIN 2002a, 297-298). Obzwar Keramikgefäße als Grabbeigaben im Drittel der awaren­zeitlichen Bestattungen mit Sieblöffel im Karpatenbek­ken vorkommen, sind sie keine für Weinspeicherung geigneten Metallgefäße, Amphoren oder Krüge, sondern viel mehr Töpfe. Bei der Bestimmung der Funktion ist es wichtig, dass die absolute Mehrheit der zur Verfügung stehenden An­gaben (10) gewiss dafür spricht, dass die Sieblöffel als Grabbeigaben ausgesprochen von jungen Mädchen oder Kindern, und nicht von Erwachsenen, zum Vorschein ka­men. Außerdem ist es ebenfalls wichtig, dass hohle, am oberen Ende mit Kappe mit Flängeöse versehene Tuben, bzw. Silber- oder Bronzespachtel mit langem Stiel in der Vergesellschaftung der awarenzeitlichen Sieblöffel in großer Zahl vorkommen. Die Funktion der vorigen wurde von Bendegúz Tobias beleuchtet (TOBIAS 2001, 171). Die auf römische Vorbilder zurückzuführenden völker­vvanderungszeitlichen Spachtel werden nach Max Martin häufig als Nagel- oder Zahnstocher gedeutet (MARTIN 1984, 130). Bei den awarenzeitlichen, besonders großen Exempla­ren ist das fraglich und es ist wahrscheinlicher, dass diese Gegenstände viel mehr für Vermischung, bzw. Dosierung von Stauben oder Salben dienen konnten (GRÜNEWALD 1988, 97). Dadurch können sie mit der Funktion der Filter­löffel in enger Verbindung stehen (GARAM 2001, 165). Da auch andere Toilettengegenstände in den Grabkom­plexen mit Sieblöffel in großer Zahl vorkommen (Tabelle 2), ist es höchstwahrscheinlich, dass die in den awarischen Gebieten vorkommenden Sieblöffel viel mehr zum Sieben einer Art Puder gedient haben könnten. Der Puder wurde dann mit Hilfe eines Pinsels auf das Gesicht aufgetragen. Auch die zur Speicherung des Puders oder von sonstigen Stauben, eventuell Salben, dienenden Pyxides oder Holz­schachteln sind in den verschiedenen osteuropäischen und mittelasiatischen Kulturen wohl bekannt, die völker­wanderungszeitlichen Analogien dieses Gegenstandstyps wurden in dem Karpatenbecken vor kurzem abgesondert. Bei den Sarmaten weisen die in einigen Bestattungen des Gräberfedes von Madaras erhalten gebliebenen winzigen Eisenhaken (VÖRÖS 2005) und im Fundmaterial des 7. Jahrhunderts die — überwiegend paarweise — vorkom­menden Beinplättchen auf ihr einstiges Dasein hin (BONA 2000, 148-150). Es gibt awarenzeitliche Grabkomplexe mit Sieblöffel, in denen beide Gegenstände ans Tageslicht ka­men: Im Grab 7 des Gräberfeldes Kiszombor O kam ein Eisenhaken vor (LŐRINCZY-STRAUB 2003, Abb. 6. 7), der mit den Pyxiszubehören von Madaras vollkommen über­einstimmt, und auch der Holzabdruck ist zu beobachten. Die Beinaufsätze von Holzschachteln sind in Grä­bern, in denen auch Sieblöffel vorkamen, in Péterréve (KOVACEV1C 1972, 68) und Szeged-Fehértó (MADARAS 1995, Pl. 9. la-b) bekannt. Die Angaben der Arbeiten über das osteuropäische Vorkommen der Sieblöffel aus dem 5. bis 7. Jahrhundert (BÁLINT 1993, 272-273; KNAUT 1993, 103) konnten mit einigen Fundorten ergänzt werden, aber es gibt keinen Typ, dessen Analogien im Karpatenbecken nicht vorkämen. Dementsprechend ist es ganz gewiss kein Zufall, dass die in der Vergesellschaftung der awarenzeit­lichen Sieblöffel vorkommenden Pinsel der Form nach mit den zylindrischen, in der Kaukasusgegend bekannten Exemplaren und nicht mit den konischen Stücken der me­rowingischen Bestattungen eine auffallende Ähnlichkeit aufweisen. Auch in Kenntnis der großen Anzahl der nord­kaukasischen Fundorte und der kulturellen Verbindung dieses Gebietes scheint es wahrscheinlich zu sein, dass man als Folge der indirekten byzantinischen Wirkung mit dem Auftauchen, dann der Verbreitung der Sieblöffel im Kreis der Awaren rechnen muss, und das kann bei vielen anderen Gegenständen beobachtet werden. Gegenwärtig ist keine Toilettengarnitur mit Sieblöffel in den Grabkomplexen der ersten Generation, d. h. aus dem 6. Jahrhundert bekannt. So viel ist es sicher, dass die in der ersten Hälfte der Seriationstabelle angegebenen Gräber mit Sieblöffelbeigabe mit Hilfe von zahlreichen gut datierbaren Begleitfunden in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts zu datieren sind (Tabelle 1). Die chrono-

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