A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 4. (Szeged, 1998)

A KELET-EURÓPAI STEPPE ÉS A KÁRPÁT-MEDENCE TÖRTÉNETI KAPCSOLATAI AZ 5-12. SZÁZADBAN - NAGY Margit: Ornamenta Avarica I. Az avar kori ornamentika geometrikus elemei

koptischen Klosters zu Bawit sichtbaren Schlingenmustern (HOLMQVIST 1939, 34-35, Abb. 5; Gruppe 32, 66, Abb. 99). Der Zusammenhang der herzförmigen Ornamente mit dem aquitanischen Diagonalgeflecht ist offensichtlich. Die Gruppierung der awarischen geometrischen Muster wird mit den verschiedenen Varianten der Herakles­Knoten abgeschlossen (Abb. 43. 11, A-D; HOLMQVIST 1939, Gruppe 33,66-67, Abb. 100). (Über den Zusammenhang der awa­rischen Geflechte mit den Herakles-Knoten s.: BOTT 1976,268­272.) Aufgrund des Herakles-Knotens sind nämlich auch die sonst unauslegbar scheinenden Geflechtdetails erkennbar. Mit Hilfe einer seiner Formen kann auch das Muster der Nebenriemenzunge von Halimba (Abb. 38. B, 9) gedeutet werden. Im allgemeinen lohnt es sich, auf die hervorgeho­benen Gefelchtdetails aufzupassen. Die Ähnlichkeit zwi­schen der Flechtkreuzung des Riemenverteilers von Veszkény (Abb. 5. 2b) und dem, auf dem Beschlag von Budakalász dargestellten Geflechtdetails (Abb. 38. 10) ist auffallend. Beide sind gewiß auf die gemeinsame Her­kunft, auf das als Pars pro toto hervorgehobene Detail des Herakles-Knotens zurückzuführen. Über die Herkunft der Geflechtmuster wurden zahlreiche Ansichten veröffentlicht, da ihr Auftauchen in der frühmit­telalterlichen germanischen Kunst eine bedeutende Ände­rung zur Folge hatte (spätrömisch, orientalisch, koptisch usw.). Die Geflechtmuster spielten auch in der awarischen Ornamentik eine bedeutende Rolle: Es wurde schon früher klar, daß sie im Gegensatz zu den zoomorphisierten Varian­ten eine zeitliche Priorität genießen und das bezieht sich auch auf die Komposition (NAGY 1992, 37). Faßt man die Meinungen zusammen, sind die folgenden festzustellen: Heute schon sind die Forscher darin einig, daß auch die Geflechtornamentik von byzantinisch-antiker Herkunft ist, und sie ca. gleichzeitig bei den Nordgermanen auf der Skan­dinavischen Halbinsel, bei den Langobarden in Oberitalien und in fränkisch-alemannischem Gebiet in der Rheinge­gend erschien (ROTH 1986,139-140). Das neue Erscheinen der Geflechtmuster im Ravenna-Stil wurde von Günther Hase­loff aufgrund der Personennameninschrift des Chorgitters der San-Clemente-Kirche in Rom zwischen 533 und 535 datiert (HASELOFF 1981 n, 596). Aus der Verzierung der lan­gobardischen Fibeln mit Geflechtmuster geht es hervor, daß die Langobarden schon in Pannonién, sicherlich vor 568 die mediterrane Geflechtornamentik kennenlernten (die Fußplatte des im Grab 56 von Szentendre vorgekommenen Fibelpaares und die Fibelgruppe von Várpalota 19 - Kâpol­násnyék, Grab 1: BÓNA 1993,137-138). Aufgrund dessen wäre es sehr einfach zu sagen, daß die Awaren von den pannonis­chen Langobarden die Geflechtmuster übernahmen, es gibt nämlich in der awarischen Ornamentik viel mehrere Vari­anten. Vor der Mitte des 6. Jahrhunderts wurde die Geflech­tornamentik in der gepidischen Goldschmiedekunst — unseren bisherigen Kenntnissen nach — nicht angewandt. Man muß untersuchen, ob eine Schicht orientalischen, asi­atischen Ursprungs in der Geflechtornamentik der Awaren nachzuweisen ist, oder sie mit der spätantik-byzantinischen, orientalisch-mediterranen Ornamentik übereinstimmt. Auf die letztgenannte Möglichkeit weist es hin, daß die Mehrheit der von Holmqvist bestimmten byzantinischen Gruppen im awarischen Gebiet aufzufinden ist. Es ist aber vollkommen klar, daß das Vorkommen der zahlreichen antik-byzantini­schen Motive — noch dazu nach der gegenwärtig gültigen Chronologie in jeder Periode und in jedem Gebiet der Awarenherrschaft — kaum zufällig ist. Bernhard Salin, die größte Persönlichkeit der Forschung der Ornamentik schri­eb 1904 in seinem Werk über die Kunst der awarischen gegossenen Gürtelgarnituren: „Das Volk, welches diese ei­genartige Ornamentik ausgebildet hat, gleichviel welches es gewesen, unter einer starken Einwirkung der antiken Kultur gestanden, ist ausser Zweifel und obschon ich keine Gelegen­heit gehabt die Sache zu untersuchen, erscheint es mir doch am glaubwürtigsten, dass wir hier mit einer verhältnismäßig späten Ausstrahlung der orientalisch klassischen Kultur zu rechnen haben." (SALIN 1904,149). In Transdanubien, in manchen Werkstätten arbeite­ten Meister Anfang der Awarenzeit, die fähig waren, echte Kompositionen zu entwerfen, und diese in gegossener Technik zu produzieren. Die Darlegung der Frage über die ethnische Zugehörigkeit der Meister (HASELOFF 1990; STADLER 1996) würde zu weit führen, und diese Problema­tik ist vorläufig wahrscheinlich nicht zu lösen. Meiner Meinung nach ist die Lösung glaublich, wonach die antiken Werkstätten nicht zerstört wurden, sondern sie nach dem Abzug der Langobarden weiterhin funktionier­ten, in diesen Werkstätten die Metallbeschläge und Schmucksachen nach wie vor hergestellt wurden, die An­sprüche der awarenzeitlichen wohlhabenden Bevölkerung befriedigend. Daraus folgt, daß die Form und Verzierung des Gegenstandes von den Auftraggebern bestimmt wurden, und es ist gar nicht sicher, daß sich der Anspruch und die ethnische Zugehörigkeit des Auftraggebers zu­sammentrafen. Ich würde sagen, daß die Gegenstände, die man für „germanischen" Charakter hält (Zahnschnitt, Ge­flechtornamentik), in den meisten Fällen nicht einem Be­sitzer „germanischen" Ethnikums angehört haben könnte, wie z. B. die Möglichkeit eines pannonisch-römischen oder eines byzantinischen Ursprungs beim Awaren von Szeged­Sövényháza nicht auftaucht, dessen Riemenzunge mit Ro­settenfries vorgeführt wurde (Abb. 15, 6). Nach der Römerzeit muß man mit Modewellen rechnen, die die ma­terielle Kultur über einem gewissen Niveau für einheitlich machten. Zusammenfassend: Wie in der Renaissance im 16. Jahrhundert, ist das Auftauchen der Motive der Antiqität vom 6. bis 8. Jahrhundert die Widerspiegelung des, sich an der römischen Nachlassenschaft anschließenden „Zeitgei­stes". Als manche antike Gemmen Hauptzierden von fürstlichen Schmucksachen, sogar von goldenen Reli­quienschreinen waren (ROTH 1986, 263, Taf. 6), wurde die

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