Veres László: Magyar népi üvegek (Borsodi Kismonográfiák 28. Miskolc, 1989)
gegenstände unter die Volkskunst eingereiht. Diese Arbeit macht als erste den Versuch die in den verschiedenen Sammlungen zu findenden volkstümlichen Glasartikel mit dem Anspruch auf Vollständigkeit zu erfassen. Sie ist auch darum bemüht, aufgrund der Eigenarten der Formen und Verzierungen die Produkte zu typisieren und ihren Platz und ihre Rolle in der europäischen Glaskunst zu bestimmen. Die in den europäischen - aber hauptsächlich in den westeuropäischen Ländern unter der Bezeichnung Waldglas bekannten Glasartikel des allgemeinen Gebrauchs sind in Ungarn mit verschiedenen Bezeichnungen bedacht worden. Die häufigsten Benennungen waren rustikales Glas und Bauernglas. Die im XVII-XIX. Jahrhundert gegründeten und produzierenden ungarischen Glashütten haben überwiegend solche Produktarten hergestellt. Die Herausbildung der spezifischen ungarischen Glasindustrie spiegelt die charakteristischen Merkmale der ungarischen Industrialisierung wider. Im Lande gab es im Mittelalter bis zum XVI. Jahrhundert eine entwickelte Glasindustrie. Die ersten Glashütten wurden in der Nachbarschaft der bedeutendsten Gold und Silbergruben Europas geschaffen, wo in erster Linie die zur Lagerung des für die Trennung von Gold und Silber unentbehrlichen Königswassers benötigten Glasgefäße hergestellt wurden. Aber auch die herrschaftlichen Ansprüche befriedigende Anfertigung von Gebrauchs- und Zierglas war bedeutend. Die den venezianischen Einfluß widerspiegelnde Glasindustrie wurde aber aufgrund der Verwüstungen durch die Türken am Ende des XVI. Jahrhunderts vollständig vernichtet. Als in der Geschichte der europäischen Glasherstellung der Epochenwechsel zwischen der venezianischen und der tschechischen Glasherstellung geschah und das böhmische Kristallglas seinen Eroberungsfeldzug in Europa antrat, wurden die ersten Versuche zur Wiederbelebung der ungarischen Glasindustrie unternommen. Die neuerliche Entfaltung der ungarischen Glasindustrie hatte natürliche wirtschaftliche Gründe. Die über eine gewaltige Ausdehnung verfügenden Herrschaftsgüter des Adels versuchten solche Industriezweige anzusiedeln, die für die Nutzung des Holzes der Wälder geeignet waren. Eine derartige Möglichkeit ergab sich mit der über einen außerordentlichen Holzbedarf verfügenden Glasherstellung. Die in der Zentren der herrschaftlichen Besitze des 143