Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 37 (1992) (Pécs, 1993)

Régészet - G. Sándor Mária: A pécsi püspökvár feltárt középkori egyházi és világi épületei

114 Die freigelegten mittelalterlichen kirchlichen und weltlichen Bauten der Pécser Bischofsburg Mária G. SÁNDOR Pécs war in der römischen Zeit und im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Transdanubiens. Die Pécser Bischofsburg wurde an der nordwestlichen Kante des Friedhofes der ehemaligen Stadt Sopianae angelegt. Auf unserem Freilegungsgebiet nördlich des Doms sind aber bislang noch keine römischen Denkmäler "in situ" gefunden worden. Die mittelelterliche Stadt Pécs, die die heutige Innenstadt bildet, war eine fast regelmäßig ange­legte, mit Mauern umrandete Stadt, in deren nordwestli­cher Ecke die ebenfalls mit Mauern verstärkte Bischofs­burg stand. Die Bischofsburg und der Dom existierten bereits im 11. Jahrhundert. Außer des Doms wird in den Urkunden im 13. Jahrhundert - 1217 - zum ersten mal erwähnt die Kapelle des Gemeindekapitels Johannes der Täufer. Die Kapelle wird 1687 auf dem Stadtplan von Haüy, sowie 1754 auf dem von Hermanng ebenfalls markiert. Bei Wiederver­wendung des Baumaterials der Ruinen dieser Kapelle wurde im 18. Jahrhundert das heute noch stehende ehemalige Hofmeisterhaus errichtet. Im Laufe der Freilegung wurde die romanische Kapelle gefunden, die parallell mit der Längstachse des Gebäudes angelegt war, und die in zwei verschiedenen Bauphasen einen rundbogenförmigen Chorabschluß erhielt. Der mehreckig-kantige Chorabschluß wird wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein. In der mit Mauern und Basteien verstärkten Burg wurde auf dem Gebiet hinter dem Dom die von Bischof Miklós gestiftete Goldige Mariakapelle erbaut. Die Reste der Kapelle .sind durch die Freilegungen in der kürzeren Vergangenheit bekannt geworden, und konnte mit der aus Urkunden bereits bekannten Kapelle indenti­fiziert werden. Die Absis der Kapelle wird mit drei Seiten eines Achtecks abgeschlossen, an der nördlichen und südlichen Seite waren Nebenkapellen angeschlossen. Im Laufe der Freilegung der Kapelle kam ein ausge­mauertes Bestattungsgrab zum Vorschein, der aber durchwühlt und ausgeraubt war. In dem Grab sind hervorragende Werke der ungarischen gotischen Skulp­turenkunst und Architekturplastik gwefunden worden. Die einzelnen Stücke des Skulpturenfundes stammen aus verschiedenen Epochen. Die erste Gruppe bilden die bemalten Skulpturentorso, deren Alter zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestimmt werden konnte. Die zweite Gruppe bilden die aus dem 15. Jahrhundert stammenden unbemalten Figürlichen Darstellungen. Östlich der Goldigen Mariakapelle - südlich der Linie der inneren Stadtmauer - wurden als Resultat einer seit mehreren Jahren andauernden Freilegung bedeutenden Teile des Gebäudes der 1367 gegründeten ersten ungari­schen Universität sichtbar. Das ursprünglich einstöckige Gebäude der Universität nördlich des Doms war ein ganz unabhängiges Gebäude, das mit seiner Längstachse ostwestlich angelegt wurde. Im Erdgeschoß gab es einen großen Saal, die "magna aula", dem von Norden her ein breiter Gang der Längste­seite des Gabäudes entlang angschlossen war. Dem östlichen und westlichen Abschluß des großen Raumes wurden je ein kleinerer angebaut. An der südlichen und nördlichen Seite ist das Gebäude mit Fenstern durchbro­chen, die zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bes­timmt werden konnten. Die nördliche Fassadenmauer des Universitätsgebäudes wurde 1664 während des Winter­feldzuges von Zrinyi gesprengt. Diese Explosion vernich­tete auch das Gebäude selbst, dessen Ruinen dann die Türken auffüllten und als Kanonenbank benutzten. In Kenntnis dieser Erfahrungen ist es dann verständlich, warum der französische Kriegsingenieur, Haüy 1687 nichts von dem Gebäude sehen konnte und daher einen weißen Fleck auf seinem Stadtplan markierte. Die freigelegten Reste des Gebäudes stehen fast ganz bis zum Ansatz des oberen Geschossen erhalten. Die Indentifizierung des freigelegten Gebäudes als das der 1367 gegründeten ersten ungarischen Universität war jedoch nicht nur durch die Anlage und durch die stilkriti­sche Analyse der "in situ" gefundenen Bauelemente und die zeitgenössischen Aufzeichnungen des Evlia Tschelebi gerechtfertigt, sondern auch durch jenen, im Laufe der Freilegung in der "magna aula" unter der türkischen Niveau gefundenen Wappenstein aus dem 14. Jahhrhun­dert, der der Universität, bzw. dem die Universität gründeten Bischof Vilmos gehörte. Im Schutzgebäude über den Ruinen der mittelalter­lichen Universität wird die Ausstellung "Die mittelalterl­iche Stadt Pécs und ihre gotischen Skulpturen" eingerich­tet.

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