Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 36 (1991) (Pécs, 1992)
Régészet - Kiss, Attila: Zur Zeitstelling des „münzdatierten” awarischen Fürstengrabes von Kunágota
ZUR ZEITSTELLUNG DES „MUNZDATIERTEN" AWARISCHEN FÜRSTENGRABES VON KUNÁGOTA Attila KISS Das im Jahre 1857 beim Ausheben einer Grube aufgefundene und freigelegte Reitergrab — wegen der unsachgemässen Bergung kann man bis heute nicht entscheiden ob es wirklich ein Einzelgrab war oder zu einer Familiengräbergruppe gehörte — mit seinen hervorrangenden Funden, u. a. einem Solidus des Justinians (527—565), hat lange Zeit die ungarische archäologische Forschung beschäftigt. 1 Für die frühmittelalterliche Forschung des Karpatenbeckens war der wenig abgenutzte — der neuesten Bestimmung nach — zwischen 545—565 geprägte sog. leichte Solidus 2 des Justinians in der zweitön Hälfte des 19. Jhs. bei der Bestimmung des awarenzeitlichen archäologischen Fundgutes ein wichtiges Hilfsmittel. 3 Die Datierung des Grabfundes von Kunágota ist bis heute umstritten. 4 Jetzt, da a) nach den kritischen Untersuchungen von I. Bona klar geworden ist, welche Fundstücke wirklich zum Grabfund von Kunágota gehören; 5 b) É. Garam die münzdatierten früh- und mittelawarenzeitliche Gräberfunde veröffentlichte; 6 c) É. Garam die kritische Ausgabe des Grabfundes von Kunágota vorbereitet; 7 d) die archäologische Forschung mehr als 130 Jahre nach der Entdeckung des Grabes ausreichendes Vergleichsmaterial besitzt und schliesslich; e) auch die Methoden der archäologischen Forschung weiterentwickelt sind, sollte man untersuchen, wie gemäss den heutigen Kentnissen das Grab von Kunágota chronologisch beurteilt werden kann. Das ist desto mehr begründet, weil in den letzten zwei Jahrzehnten über die Datierung des Grabes mehrere, voneinander sehr abweichende Meinungen veröffentlicht wurden. I. Bona hat 1968 — dann 1976 in unveränderten Form —so formuliert: „Wer war eigentlich der „Fürst" von Kunágota? Was kann man ihm nicht absprechen: er ist einer der frühesten Représentantes der aus Asien stammenden Führungsschicht, Teilnehmer der byzantinischen Feldzüge, der in den ersten Jahrzehnten der awarischen Landnahme, für auf alle Fällen 1 Bona 1982—83 88—98, 139—140 2 Bona 1982—83 97 'Pulszkyim 4 Die älteren Meinungen bezüglich der Datierung des Grabfundes siehe: Bona 1982—83 90, 97 'Bona 1982—83 88—98, 139—140 6 Garam 1989 7 Garam 1990 noch im 6. Jh. schon in der neuen Heimat bestattet wurde." 8 Zum selben Thema hat I. Bona in seinem zusammenfassenden В ericht über die Ergebnisse der 25jährigen archäologischen Forschung (1945—1969) in Ungarn so formuliert: „der Verfasser [d. h. Bona] glaubt, der hier [d. h. Kunágota] Bestattete wohl ein 'Tarkán' des Bajan Zeitalters war." 9 É. Garam hat 1976 in der Studie 'zu den archäologischen und historischen Fragen der mittleren Awarenzeit und der awarischen Fürstengräber' folgendes geschrieben: „Dieses Grab [d. h. Kunágota] ist — aufgrund der Münze des Justinians (527—565)—von der Forschung als frühawarenzeitliches Fürstengrab betrachtet worden." 10 Sie hat ihren Zweifel über diese Datierung — weil das nicht zum Hauptthema der Studie gehörte — in einer Fussnote so formuliert: „Die frühawarenzeitliche Datierung des Grabfundes von Kunágota hat man mit der Herstellungszeit der byzantinischen Goldplatten des Schwertes bzw. der Gebrauchszeit der fransenverzierten Pferdegeschirrbeschläge begründet. Einige andere Stücke des Grabfundes stellen jedoch diese anscheinend unterschütterliche Datierung in Frage. Zahlreiche Gegenstände des Fürstengrabes zeigen Verwandschaft in Form, Verzierung entweder mit dem Kreis von Bocsa oder Tótipuszta. Die Form, das Muster, die Technik der gepressten Gürtelbeschläge entspricht fast den Gürtelbeschlägen des Fürsten von Tótipuszta. Die Schleife mit Ring ist auch im Fund von Bocsa, 11 Igar und Szeged — Átokháza zu finden. Die Fingerringe mit gepresstem Rundkopf kommen im Gräberfeld von Kiskőrös — Vágóhíd und im Grabfund von Igar vor. Silbergefässe mit Kerbschnift-Inschriften sind nur aus dem Kreis von Tótipuszta bekannt. Die Ausstattung des Schwertes ist identisch mit der Ausstattung der Schwerter von Bocsa, Csepel, 12 Kecel und M. Perescepina." 13 Weil aus der Sicht der Studie diese Frage ein Nebenthema ist, hatÉ. Garam die Datierung des Grabes expressis verbis nicht genauer gegeben, aber man kann feststellen, dass sie den Zeitpunkt der Be*Bóna 1968/1976 134/141 9 Bona 1971308 10 Garam 1976 144—145 1 ' Versehen: im Grabfund von Bocsa kommt dieser Gegenstand gar nicht vor. 12 Versehen: das Schwert von Csepel gehört gar nicht zu dieser Gruppe, vgl. Tabelle 3 13 Garam 1976 145, Anm. 66 A Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 36 (1991): 67—84. Pécs, Hungária, 1992.