Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 33 (1988) (Pécs, 1989)
Régészet - Kiss, Attila: Die Frage der geographischen Lage des früh- und mittelawarenzeitlichen Herrschaftszentrums
84 ATTILA KISS a) Wenn die Jankovich-Pseudoschnalle (Nr. 56) zusammen mit den anderen „JankovichGoldgegenständen" (Nr. 49—51) aus demselben Grab (und vermutlich von demselben Inhaber aus dem 19. Jahrhundert) stammen würde, warum war dann die Pseudoschnalle nicht auf dasselbe „byssum" (Seidenstücke) angenäht? b) Wenn das Inventarbuch der „JankovichSammlung" die Funde in „thematischer" Ordnung, d. h. nach Gegenstandtypen gruppiert, wie Bona behauptet, 75 und deswegen die Pseudoschnalle an anderer Stelle angeführt wird, warum fehlt dann gerade hier, im Falle der Pseudoschnalle Nr. 56, die Benennung des Fundortes? Er wird doch bei anderen Fundorten im allgemeinen benannt! (Das Fehlen des Fundortes der Funde Nr. 49—51 bzw. das des Fundortes der Nr. 56 kann nicht einen gleichen [„unbekannten"] Fundort bedeuten!) c) Wenn wir die auf stilkritischer Basis liegende chronologische Bestimmung von I. Bona — das letzte Drittel des 6. Jhs. 76 — bezüglich der „Jankovich-Goldgenestände" (Nr. 49—51) akzeptieren würden und sie mit der chronologischen Lage der Gräber mit Pseudoschnallen (Bocsa: um die 660-er Jahre, 77 erste Hälfte des 7. Jhs.; 78 Kunszentmiklos — Bábony, Grab 1: „between 630 und 670", 79 Ende des mitteleren Drittels des 7. Jhs., 80 zweites Viertel des 7. Jhs.; 81 das Grab von Malája Perescepina, 82 das mit dem Grab des „um 650" gestorbenen Khagans Kuvrat identifiziert wurde) vergleichen, dann kann die Hypothese über die Verknüpfung der Orn. Jnk. Nr. 56 Pseudoschnalle an die „Jankovieh-Goldgegenstände" aus chronologischen Gründen nicht akzeptiert werden, denn zwischen den beiden Fundgruppen besteht eine 30—50 Jahre chronologische Differenz. d) Wenn wir aber der Hypothese Bónas, die Ableitung der Orn. Janik. 49 und 56 aus demselben Grab, nahetreten, dann mu/5 I. Bona auf Grund der obigen Datierung der goldenen Pseudoschnallen das Datum vom letzten Drittel des 6. Jhs. der Jankovich-Goldgegenstände (Nr. 49—51) aufgeben, bzw. das Datum der Jankovich-Goldgegenstände (Nr. 49—51) mu/? näher an die Datierung der goldenen Pseudoschnallen herangeführt werden (z. B. zum ersten Drittel des 7. Jhs.). Auch I. Bona rechnete mit dieser Möglichkeit („erste Hälfte des 7. Jhs." 83 ), lehnte sie aber schließlich wieder ab. Die Datierung der Jankoviich-Goldgegenstände (Om. Jank. Nr. 49—51) in das I. Drittel(?) des 7. Jhs. — unabhängig von der Pseudoschnalle-Hypothese Bónas — wird auch dadurch begründet, daß nach den Forschungen von H. Roth und G. Haseloff 84 das Auftreten des Tierstils II. auch in Italien nicht vor dem letzten Jahrzehnt des 6. Jhs. stattgefunden haben kann (und mit dem Entfallen der Frühdatierung des Arnegundis-Grabes 85 ) und folglich das Erscheinen der Kairpatenbecken-Abart des Tierstils II. (dem sog. Zahnschnitt) auch nicht früher als an die Wende vom 6. zum 7. Jh. datiert werden kann. Die „Jankovich-Goldgegenstände" können daher auch nicht vor cca. 600 entstanden sein. Die obengenannte Hypothese von I. Bona wird also weder durch die inneren Gesetzlichkeiten des Jankovich-Inventarbuches, noch durch die chronologischen Angaben bekräftigt. 86 7. Ungarn, unbekannter Fundort 87 Der Verkäufer des Bruchstückes der goldenen Pseudoschnalle (Gewicht: 11,30 g), das am 5. November 1878 unter der Inv. Nr. 124/1878 im Ungarischen Nationalmuseum inventarisiert wurde, hieß Ármin Redlich. Der Wohnort des Verkäufers geht sich aus den Unterlagen des Ungarischen Nationalmuseums nicht vor, das Ungarische Nationalmuseum führte nämlich mit ihm keine Korrespondenz. Laut dem Kassabuch von 1879 erfolgten an ihn drei Auszahlungen gegen Quittung. Nach der Eintragung Nr. 48/1879 des Inventarbuches war er ein Antiquitätenhändler, der wahrscheinlich in Budapest tätig war. Der Fundort dieser Pseudoschnalle kann also nicht festgestellt werden. Liste 2 Die frühawarenzeitlichen goldbeschlagenen Schwerter (Abb. 2, Tabelle 1) 1. Bocsa, 88 2. Budapest, XX. — Csepel — 75 Bona 1982—83, 83. 76 Bona 1982—83, 85/139. 77 László 1955, 232 = László 1976, 106. 78 Garam 1979, 18b, Nr. 105. 79 Tóth 1972b, 156—157. 80 Bona 1984, 324. 81 Kiss 1986, 118—119, Tabelle 1, Nr. 42. 82 Werner 1984, 43. 83 Bona 1982—83, 85. 84 Roth 1973, 292, und Tabelle 1; Haseloff 1984, 115, 117; Roth 1986, 270. 83 Roth 1986. 80 Nur im Falle von Tépe, Bocsa, und KunszentmiMós—Bábony ist das genaue Fundjahr bekannt. Im Falle der anderen Funde wissen wir lediglich, wenn sie zum ersten Mal erwähnt worden. Die Auffindung der wohl bedeutend umfangreicheren Grabinventare mag um ein wesentliches früher erfolgt sein. 87 Fettich 1937, Taf. 119:5; László 1955, Taf. 57:6. 88 László 1955, 219—232, Taf. 35—50; László 1976.