Horváth Attila szerk.: Cumania 7. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1982)
Bóna I.–Nováki Gy.: Alpár. Eine bronzezeitliche und mittelalterliche Burg
mittelalterlichen Burgen des mittelalterlichen Ungarns. So wurden mehreretausendjährige Erdbauten zu „Zeugen" der Geschichte der nahen Vergangenheit. Dasselbe geschah auch in bestimmten Gegenden Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Krieg, aus den prähistorischen Erdwerken der verwüsteten Landschaften wurden gewöhnlich Schwedenschanz, Schwedenhügel usw. Die Meinung also, daß die bronzezeitliche Erdburg von Alpár vor den Ungarn die Burg der Bulgaren war, war offenbar schon im 11—12. Jh. eine Ausgeburt der örtlichen Volksphantasie. Diese Tradition blieb auch dann erhalten, als im letzten Viertel des 11. oder zu Beginn des 12. Jh. diese bronzezeitliche Erdburg eine Gutsbesitzerfamilie der Umgebung gründlich umbauen, die Erdwälle erhöhen und darüber eine wahre Befestigung aus Balken errichten ließ. In der neuen Burg haben die Ortsbewohner nur den erneuerten Nachfolger der alten Burg erblickt, der sich bis zu dieser Zeit schon untrennbar die bulgarische Tradition angehaftet hat. Anonymus hat also nichts anderes getan, als die Volksüberlieferung übernommen. Den Namen des bulgarischen Burgherren hat er aus dem Namen der Burgbesitzer selbst ersonnen. Der von Anonymus angeführte Name Salan(us) (Aussprache auf Grund der Orthographie von Anonymus Schalan oder Tschalan) ist nichts anderes als eine Verlesung oder absichtliche Veränderung des Sippennamens Chalan (die zeitgenössische Aussprache konnte ebenfalls SchalanTschalan gewesen sein). Wir sind der Meinung, daß unsere archäologischen und historischen Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Fabeln und der „geschichtsschreiberischen Methode" des Anonymus nicht nur für Alpár und den Heerführer Salanus eine Gültigkeit haben. Im großen und ganzen kann die Lage auch mit den Burgen Titel, Bihar, Zemplén ähnlich sein, von welchen wir ausnahmslos wissen, daß sie ursprünglich prähistorische (bronzezeitliche, früh-und späteisenzeitliche) Erdwerke waren. Ihren Umbau hat der ungarische Staat im allgemeinen erst an der Wende des 10—11. Jh. begonnen, zu einem solchen Zeitpunkt, als die örtliche Volksphantasie schon eine Fabel um sie gesponnen hat. Anonymus bereicherte die Volksüberlieferung mit solchen feindlichen Führern, die er selbst erdichtete, im allgemeinen aus geographischen Namen bildete. Und wie es auch der Fall mit Alpár beweist — gar nicht allzu sehr einfallsreich. 118