Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 4. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1976)
H. Kolba J.: Sigillium civitatis de Kechkemeth
JUDIT H. KOLBA SIGILLUM CIVITATIS DE KECHKEMETH 1810 wurde in einem der ältesten Stadtteile von Kiskunhalas, im Hof eines Wohnhauses, beim Grubengraben einscheinbar unansehnlicher Fund: ein Messing- siegel von 3 cm Durchmesser zutage gebracht. (Abb. 1.) Das Siegel kam 20 Jahre später in den Besitz der Stadt Kecskemét. Eine langwierige Forschungsarbeit begann, um die Authentizität des Stückes festzustellen, bis dann das kleine Denkmal, das im Stadtarchiv aufbewahrt wurde, während des zweiten Weltkrieges verloren ging. Heute stehen uns lediglich Abdrücke zur Verfügung (Abb. 2.), wir versuchten deshalb aufgrund von diesen unsere Bemerkungen über die Authentizität des Siegels zu machen. Von einer, durch eine doppelte Perlenreihe umrahmten Umschrift: „S(igillum) CIVITATIS DE KECHKEMETH" war das Siegelbild umgeben: der hl. Nikolaus im Bischofsornat, vorne mit einem großen Kreuz versehen, in einer Hand einen Bischofsstab haltend, welcher in einem Ziegenkopf endete, in der anderen ein großes Buch. Die Buchstaben der Aufschrift entsprechen in Form jenen der Petschaften und Münzen, die im 14. Jahrhundert in den königlichen Werkstätten verfertigt worden waren (Abb. 5—6), was eine Datierung unseres Siegels um die Mitte, bzw. auf das dritte Viertel des 14. Jahrhunderts erlaubt. Daß größere Problem war jedoch die inhaltliche Analyse, d.h. die Deutung des im Text vorkommenden Wortes „civitas". Dies hatte im ungarischen wie auch europäischen Gebrauch immer die Bedeutung,, Stadt"; in Ungarn verfügten königliche, bzw. bischöfliche Städte, wie auch Bergstädte über ein Stadtrecht. Weiters wurden auch Siedlungen mit einer wichtigen Handelstätigkeit auf den Rang einer Stadt erhoben. Ums Ende des 13. Jahrhunderts war Kecskemét bereits die bedeutendste Station der Handelsstraße Buda—Szeged, ein wichtiger Rastplatz der Viehherde auf dem versumpten Alföld. Obwohl die Stadt Urkunden aus den Jahren 1368 bzw. 1391 noch als „oppidum" erwähnt wird, konnte es zu dieser Zeit schon vorkommen, daß eine selbstbewußte Handelsgemeinde sich den Namen „civitas" noch bevor der königlichen Verleihung vorausnahm. Beachtenswert ist es weiters, daß das Wort KECHKEMETFI im lateinischen Text in ungarischer Sprache, fast in der heutigen Form vorkommt. Ein weiteres wichtiges inhaltliches Kennzeichen des Siegels ist die Gestalt des heiligen Bischofs. Die Verehrung des heiligen Nikolaus war während des ganzen Mittelalters sehr verbreitet. Besonders in Handelsstädten, an Handelsstraßen, an wichtigeren Rastplätzen waren es die zur Ehre des Heiligen errichtete Kirchen, welchen den Kern späterer Städte bildeten. (Die Untersuchungen der deutschen Stadthistoriker Planitz und Blaschke ergeben diese Resultat für das ganze Europa, s. Anm. 40—46). Der Entstehung west-östlichen Handelsrouten folgten den Straßen entlang errichteten, dem hl. Nikolaus geweihten Kirchen, in deren Reihe sich auch ungarische Kirchen fügten, wie jene zu Esztergom, Galgóc, Eperjes, Eger; zahlreiche Handelssiedlungen Westungarns bauten Kirchen zu Ehren des Heiligen. So wurde auch zu Kecskemét, im Zentrum der mittelalterlichen Stadt eine St. Nikolauskirche errichtet, die im 14. Jahrhundert schon mit Gewißheit stand; der Haupt-, bzw. Marktplatz der Stadt nahm um sie Platz. 35 Heute können wir es zwar nur aufgrund späteren Angaben behaupten, daß die mittelalterliche Kirche zu Ehren des hl. Nikolaus errichtet wurde; unser kleines Petschaft, wie auch der starke St. Nikolauskult der zeitgenössischen Handelsstädte unterstützen jedoch diese Annahme. Noch im 17. Jahrhundert wurde der größte Altar der neuen, am Platz 326