Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 1. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1972)

E. B. Thomas: Koracsászárkori Victoria-szobrocska a barbarikumból

vollen Statuette mit dem ergänzenden Glied misst insgesamt 29 cm. Nike, die Siegesgöttin der Griechen erscheint in Rom schon sehr früh als Victoria. Ihr Tempel auf dem Palatinus ist bereits 294 v. u. Z. bekannt, jedoch reicht ihre Verehrung auf noch ältere Zeiten zurück. 6 Es gibt keine zweite Götterfigur in der römischen Mythologie, deren Beziehungen zu der Poli ik und den geschichtsformenden kriegerischen Handlungen so eng gewesen wären. Daraus folgt unmittelbar auch die Beziehung der Victoria zum Kaisei. Die figürlichen Darstellungen der Victoria knüpfen sich stets an gegebene politische Konzeptionen. Die Siegesgöttin erscheint stets als eine aktuelle Begleite­rin der Ereignisse, weshalb das Auftreten der einzel­nen Typen sich an konkrete Ereignisse knüpft. Bei der Interpretation einer Victoria-Statuette ist das We­sentliche, festzustellen wann und zu welchem Zwecke es zur figürlichen Darstellung der Siegesgöttin ge­kommen ist. Um die Denkmäler, auf welchen sich Victoria­Darstellungen befinden, in entsprechender Weise interpretieren zu können, ist vor allem die Kenntnis des Wesens der Göttin nötig. Schon die Benennung birgt die Frage in sich, ob wir unter diesem Namen eine göttliche Figur oder bloss einen Begriff verste­hen. Auf diese Frage erhalten wir die eklatanteste Antwort erst dann, wenn wir die Fragenreihe von T. Hölscher, dem besten Kenner dieses Themas anfüh­ren, die in ihrer bündigen Form auch die Antworten enthält: „Ist Victoria eine Eigenschaft einzelner Menschen, eine „Siegeskraft", die wir etwa Virtus als göttliche Macht erfahren und aus dem Menschen als Gottheit „herausprojiziert" worden wäre? Oder ist sie ihrem Wesen nach eine ausserhalb des Men­schen stehende Göttin? Und wenn eine solche eigen­ständige Göttin: Welches sind ihre Funktionen? Ist sie eine Gottheit? Die dem Sieger im Kampf beisteht, ihm den Sieg erringen hilft ? Oder verkörpert sie den Sieg selbst, ist also die Göttin des vollendeten Sieges? Ist sie eine alte italische oder eine von den Griechen übernommene Gottheit? Oder, wenn sich in ihr verschiedene Elemente vereinigen: Was ist an ihr griechisch, was römisch? Ihre äussere Gestalt und viele Darstellungstypen sind aus der griechischen Kunst übernommen. Aber bleibt damit auch der Inhalt der gleiche oder werden die alten Formen mit neuem, römischem Sinn erfüllt? Und wenn Unter­schiede bestehen: Sind sie im Wesen der beiden Gottheiten begründet oder hat nur die Verschieden­heit der griechischen und der römischen Welt dazu geführt, dass dieselbe Göttin jeweils verschiedene Aspekte zeigt? Doch Victoria ist nicht nur selbständige Göttin, sondern auch Götterbotin, sogar Göttergeschenk." 7 „Denn Victoria verkörpert nicht die Siegeseigen­schaft, sondern den Sieg selbst. Sie ist keine Fähigkeit des M nschen, sondern eine ausserha b seiner stehen­de Gottheit, die ihn beschütz';." 8 Die Darstellungen der Siegesgöttin Victoria kön­nen wir in vier grosse Typen einreihen. Innerhalb der Typen können sich bezüglich der Anbringung der Attribute und in den Bewegungen geringe Abwei­chungen ergeben, doch verändern diese die Darstel­lungen nie in einem solchen Masse, dass der Typus, zu dem die fragliche Statue oder Abbildung gehört, sich verwechseln liesse. Die Haupttypen der Victoria-Darstellungen sind die folgenden : Victoria auf dem Globus, Victoria bei Adventus und Profectio, Victoria beim Triumph, Victoria mit Schild. Victoria war eine jener Gottheiten, deren Macht und Geschenke Octavianus in seine gegen Antonius geführten Schlachten für sich selbst zu sichern trach­tete. Die bedeutendste von diesen war die von Actium. Die im Jahre 31 v. u. Z. geprägten Münz­serien, die diesen Sieg feiern, stellen zum ersten Male Victoria in der römischen Kunst, auf dem Globus schwebend, als Siegesgöttin dar. 9 Victoria eilt mit grossem Schwung einem Globus entgegen, ihr langer Peplos wird vom Wind nach hinten gebläht. Diese schwebende Bekleidung er­schliesst die Möglichkeiten für die künstlerische 6 Über die Göttin haben wir aufgrund der ausgezeichneten und ausführlichen Arbeit von T.Hölscher: Victoria Romana (Mainz 1967) berichtet. 7 T.Hölscher: a.a.0.4— 5. 8 T.Hölscher: a.a.0.157,173. 9 T.Hölscher: a.a.0.6. 63

Next

/
Oldalképek
Tartalom