H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Hier soll vermerkt werden, daß wir die offensicht­lich aus Fundkomplexen des 8. Jh. stammenden Wetzsteine absichtlich nicht in unsere Untersuchung einbezogen haben. Erwähnen möchten wir hingegen die aus dem Grabfund von Szentes-Derekegyhäza stammenden mehreren kleinen Wetzsteine unter­schiedlicher Form,650 die mit Sicherheit zu dem im Grab gefundenen Meißel mit Hornschaft, zu Schnitz­werkzeugen gehörten, und so eine andere Funktion halten als die Wetzsteine, die in den Gräbern zum Vorschein kamen. Keinerlei Parallelen fanden wir jedoch unter den gleichaltrigen Fürstenfunden aus Südrußland, ja auch unter den bekannteren verwandten Funden von Rang nicht. Auf solche stießen wir aber - auch in diesem Fall wieder - in Asien, so z.B. in den Gräbern 19 und 23 des Hügel-Gräberfeldes von Tomsk.651 Im Kurgan Nr. KE—2 von Kokel kam aus dem Reitergrab mit aufgeschirrtem Pferd ein Wetzstein zum Vor­schein, ebenso wie aus dem Grab eines älteren Man­nes des Kurgans 23, der mit Ohrgehänge, Holzgefäß und mit seinen beiden Pferden bestattet war.652 Im ausgeraubten Erdkurgan von Orlowka fand man im Grab eines älteren Mannes seine drei Pferde und neben sonstigen Funden Steigbügel, Zaum, einen beschlagenen Gürtel und einen Wetzstein.653 Üllő enthielt außer dem Wetzstein unregelmäßiger Form mit ausgebrochenen Seiten und durchbohrtem Ende ein Bronze­ohrgehänge mit großem Ring und einen Eisenring (CS. SÓS: 1955, 197, Tat. LX. 12). Aus dem Männergrab 13 des Gräberfel­des Boly kamen neben dem flachen, breiten Wetzstein, des­sen Ende ausgebrochen ist und Bohrungsspuren zeigt, nur eine Eisenschnalle, ein Eisenmesser und Feuerstein zum Vor­schein (PAPP: 1962,172, Taf. VI. 26). Im Grab 660 von Alattyán waren ein eiserner Gürtelbeschlag, ein längliches Eisenmesser und ein pyramidenstumpfförmiger Wetzstein (KOVRIG: 1963, 56, Taf. XLII. 660, 3), im Grab 203 des gleichen Gräberfeldes fand man neben der Eisenpinzette einen rhombusförmigen, quadertartigen Wetzstein (KOVRIG: 1963, 25, Taf. XVII. 203, 6). Die Funde des Grabes 19 aus dem Gräberfeld Tápé-Olajos út — darunter ein quaderförmiger, in der Mitte vertieft abge­nutzter Wetzstein - sind ähnlich ärmlich (MFM - nicht publi­ziert). Aus dem Frauengrab 90 des Gräberfeldes Kisköre kam neben einem Eisenmesser ein flacher Wetzstein mit schildför­mig abgerundetem Ende (GARAM: 1979, 23, Taf. 16, 90, 20), im gestörten Frauengrab 63 des Gräberfeldes Kiskörös-Város alatt ein großer quaderförmiger und aus dem Frauengrab 107 ebendort ein Eisenmesser sowie ein quaderförmiger, am obe­ren Ende durchbohrter Wetzstein zum Vorschein (HORVÁTFI T.: 1935, 41, Taf. XXXVI. 3, 43, XXVIII. 20). Im Kindergrab 91 des Gräberfeldes Üllő fand man ein Eisenmesser und einen an beiden Enden abgerundeten, flachen Wetzstein (HORVÁTFI T.: 1935, 17, Taf. XVIII. 25). 650. CSALLÁNY: 1939, 116-120. 651. ERDÉLYI: 1982, 66-67. 652. ERDÉLYI: 1982, 67. KENK: 1982, Bd. 4, 84, Abb. 31, 4. 653. ERDÉLYI: 1982, 69. Der Wetzstein ist also im allgemeinen nicht ty­pisch, weder für die einheimischen, noch die südrus- sischen Fürstenfunde, und auch keine notwendige Begleiterscheinung unserer frühawarenzeitlichen Schwert-Gräber von Rang. Unter den heimischen Grabfunden taucht dieser Brauch zur Mitte des 7. Jh. auf, in erster Linie in den Gräbern der waffentragen­den awarischen Mittelschicht, und im letzten Drittel des Jahrhunderts wird der Wetzstein immer mehr zum Charakteristikum der Männer— und vereinzelt auch Frauengräber mit bescheideneren Beigaben. TRINKGEFÄßE TRINKHÖRNER AUS GOLD UND GOLDBESCHLAGE­NEM HORN (Kat. 20, 37, 60) Bevor das Khagangrab von Kunbábony zum Vor­schein kam, kannten wir aus dem einheimischen Fundmaterial die aus Gold gefertigten Trinkhornbe­schläge des Fürstengrabes von Bocsa (Abb. 68.5.),654 aus dem Grabfund von Szeged—Átokháza (Abb. 68.2.) aber ein silbernes Trinkhorn mit abgewinkeltem Schaft.655 Neben diesen Parallelen, und im Zuge einer Revision der Fürstenfunde des 19. Jh., erlangte auch das im Schriftmaterial des Fundes von Ozora er­wähnte, aber bei der Aufnahme zerstörte Trinkhorn Bestätigung.656 Ähnliche Beobachtungen konnten wir im Falle des 3. Männergrabes im Gräberfeld Kunpe- szér—Felsőpeszéri út machen, in dem wir in der Nähe des goldbeschlagenen Schwerts eine von Silberoxid verursachte grau-weiße Verfärbung wahrnahmen und kleinere Oxidblättchen fanden, die zu Staub zerfielen. Ausgehend davon nehmen wir an, daß man dem mit Goldschwert und Silbergürtel usw. Bestatte­ten auch ein Trinkhorn aus Silber oder eher silberbe­schlagenes Horn mitgegeben hatte.657 In jüngster Zeit konnte die Reihe der Parallelen des gläsernen Ry- thons von Kiskőrös aus authentischen Grabfunden bzw. zusammenfassenden Publikationen erweitert werden.658 Auf dieser Grundlage gelang es, den Be­654. LÁSZLÓ: 1955, Taf. XLII. 1 a-b. 655. CSALLÁNY: 1946-1948, 358. 656. PULSZKY: 1897, 102. HAMPEL: 1905, Bd. II. 266-268. CSALLÁNY: 1946-1948, 353-358. BÓNA: 1982-1983, 113. 657. H. TÓTH: 1987. (Manuskript) 658. LÁSZLÓ: 1955, 26, Taf. II. 12. DIMITRIEVIC-KOVACEVIC-VINSKI: 1962, Taf. XIX. CARAM: 1973, Taf. 39. Awaren in Europa. 1985, 40, Abb. 31. Aus der Ausgrabung von Erika Wicker - unveröffentlicht. 174

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