H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

des Jahrhunderts in Tépe zum Vorschein gekomme­nen Funden von G. Supka publiziert wurden.180 Auf­grund der auf der Schnalle von Tépe befindlichen Palmettenblatt-Motive, der Rahmenverzierung mit Kugelreihe und der eigenartig gewölbten Schildform findet er den Ursprung dieser Kunst in der frühen sassanidisch-persischen Hinterlassenschaft, „zumin­dest aber auf einem für seine Goldschmiedekunst berühmten Gebiet, auf das die persiche Kunstpraxis Einfluß gehabt haben muß". Ausgehend von den Kamuntaer Parallelen meint er, daß auch die Schnalle von Tépe in den Goldschmiedekreis der Krimgegend gehört, allerdings unter starkem persischen Einfluß, und so vermutlich auf der gegenüberliegenden Seite, in der Nordregion des Kaukasus hergestellt wurde. Den Fund von Tépe ordnet er eindeutig dem Kreis der awarischen Funde zu und datiert ihn verhältnismäßig sicher aufgrund des Fundes von Pusztatóti. Auf der Grundlage der zwischenzeitlich bekannt gewordenen Funde aus Südrußland und der Pseudo­schnallen von Bocsa verwies Nándor Fettich - die Sammlung Maculevics' ergänzend — auf den hunnen­zeitlichen Ursprung dieses Schnallentyps sowie den auf einem großen Gebiet wirksam werdenden Einfluß der mit dieser Fundgruppe verwandten Martinovka- Kultur.181 Als Alter der von Südrußland nach Ungarn „gewanderten" massiven goldenen Pseudoschnallen gab er die erste Hälfte des 7. Jh. an, und hielt es angesichts der Funde sowie der großen Zahl der hier gefundenen Goldschmiedeprodukte für denkbar, daß ein Teil davon hier hergestellt wurde. Im Zuge der Aufarbeitung des Fundes von Bocsa kam Gyula Fászló aufgrund der Gürtel mit goldenen Pseudoschnallen zu der Annahme, daß in dem sich auf Osteuropa erstreckenden Awarischen Reich ein Doppelkönigtum bestanden hat. Anfangs maß er neben dem östlichen Herrschaftszentrum von Poltava dem durch die Funde von Tépe gekennzeichneten, angenommenen sitz des Khagans jenseits der Theiß eine führende Rolle bei. (Später neigte er dazu, diese seine frühere Meinung zu korrigieren.) Diese Epoche datierte er in die Jahre zwischen 630 und 670 und machte gleichzeitig darauf aufmerksam, daß die ge­preßten Imitationen der in beiden Khaganzentren gefertigten Gürtel mit Pseudoschnallen auch in unse­rer einheimischen Greifen-Ranken-Umgebung auf­tauchen.182 Zu o. g. hätten wir nur soviel anzumer­ken, daß von der sowjetischen Forschung der Gedan­ke verworfen wurde, der Kreis der osteuropäischen Goldpseudoschnallen-Fürstenfunde sei slawischen 180. SUPKA: 1913, 395-408. Abb. 4. ALFÖLDI: 1934, 297. 181. FETTICH: 1937, 122, 136, 280, 193, Taf. CXIX. 182. LÁSZLÓ: 1955, 283-284. Charakters; gleichzeitig akzeptierte sie weder deren awarische, noch bulgarische bzw. türkische oder cha- sarische Identifizierung einstimmig, sondern ist bezüg­lich dieser Frage aufgrund gewichtiger Argumente außerordentlich gespalten.183 Zuletzt brachte J. Wer­ner den Fund von Maloje-Perescepino mit dem bul­garischen Khagan Kuvrat in Verbindung, der seiner Ansicht nach um die Mitte des 7. Jh. in das Grab von Poltava gelangt sein könnte.184 Um uns eine Meinung bilden zu können, müssen wir zunächst die bekannten einheimischen und osteuropäischen Gold-Pseudoschnallenbeschläge miteinander vergleichen. Soweit wir sehen konnten, wurden sie meist aus analogen Elementen bzw. auf den Exemplaren mit in der Regel unterschiedlichen Abmessungen mit proportionell angewandten, sich wiederholenden kannelierten, perlenbesetzten, ge­rippten Bändern und ähnlichen Zellen gefertigt. Den Schildkörper der Pseudoschnallen umrahmt eine sich der Abmessung des Beschlags anpassende Reihe massiver, vereinzelt hohler Kugeln, und am Gürtel befestigt wurden sie grundsätzlich mittels der bereits erwähnten aufgelöteten Schlaufe mit breitgeboge­nem Fuß. Die beiden erhalten gebliebenen Pseudoschnallen des Fundes von Kunbábony (Abb. 46. 1.) stechen unter den ähnlichen einheimischen Funden in erster Finie durch ihre verhältnismäßige Größe, ihr ansehnli­ches Gewicht, ihre sorgfältige Ausführung und doch auch wieder durch ihre maßvollen eleganten Verzie­rungen hervor. Auf ihrem in gewissenhafter Gold­schmiedearbeit zusammengefügten, von 17 Kugeln eingerahmten schildförmigen Feld prangt eine dreifa­che perlenbesetzte und mit kanneliertem Draht ge­rahmte Fassung, in der ein makellos geschliffener, pupurner Almandin sitzt. Auf dem Dorn ihrer gegos­senen Öse findet man eine kreisförmige Fassung die jener der Schnalle des Fundes von Kudnjetow ent­spricht,185 darin eine durchscheinende, grünliche Glas­einlage. Die Öse der genannten Schnalle kann als unmittelbarer Form-Vorläufer des Anhängerteils un­seres Beschlags angesehen werden, obwohl seine Verzierung durch zusätzliche Fassungen bereichert wurde. Bei unserem Fund ist die doppelbögige Schnallenöse - die in ihrem Zentrum befindlichen Zellen ebenso wie das Grundblech des Schnallenkör­pers — von kanneliertem Draht eingerahmt. Am nächsten stehen den Stücken von Kunbábony die 6 Pseudoschnallen aus dem Grab von Bocsa.186 (Abb. 46. 2.) Von den auf die gleiche Werkstatt hin­183. ERDÉLYI: 1982, 36. 184. WERNER: 1984, 43. 185. FETTICH: 1953, Taf. XXXVIII. 10. 186. LÁSZLÓ: 1955, Taf. 220-224; XXXVI-XXXVII. 1-6. 105

Next

/
Oldalképek
Tartalom