Schematismus für das k. u. k. Heer und für die k. u. k. Kriegs-Marine 1900 (Wien, 1899)

Anhang

123Í2 Orden, Ehren- und Erinnerungszeichen Orden vom Goldenen Vliese Gestiftet am 10. Jänner 1429 vom Herzog Philipp dem Guten von Burgund, mit der Be­stimmung, dass nach dem Aussterben seines Geschlechtes in männlicher Linie der Gemahl der Tochter und Erbin des letzten Souveräns Oberhaupt des Ordens sein solle. Dieser Ver­fügung entsprechend, gelangte Kaiser Maximi­lian I. durch seine am 19. August 1477 ein­gegangene Vermählung mit Maria, Erbtochter des letzten Herzogs von Burgund, Carls des Kühnen, zu dieser Würde. Nach seines Enkels, Carl V.. Thronentsagung blieb die österreichisch-spani­sche Linie im Besitze des Ordens. Als diese Linie mit Carl II. 1700 ausstarb, fiel die Succes­sion auf den spanischen Thron, nebst der Souve­ränschaft des Ordens an Carl III., den nach­maligen Kaiser Carl VI. *) Der jeweilige Kaiser von Österreich, als Souverän des Ordens, ernennt die Ritter, welche namhafte und tadellose Edelleute von altem Adel und katholischen Glaubens sein müssen. Der Kronprinz von Österreich wird nach seiner Geburt, die übrigen Erzherzoge werden bei erreichter Großjährigkeit zum Ritter dieses Ordens ernannt. Das Ordenszeichen besteht aus einem goldenen Widderfelle (Vlies), das in der Mitte von einem goldenen Ringe umfasst, entweder an einer um den Hals und Uber beide Schultern hängenden goldenen Kette (Collane) auf der Brust, oder an einem Feuersteine, mit beider­seits hervorschlagenden, roth geschmelzten Feuerflammen, befestigt wird. Der Feuerstein ist an einer, einem Feuerstahle ähnlichen goldenen Agraffe angebracht, deren unterer Theil auf gol­denem Grunde den Kampf Jasons mit dem Drachen darstellt, während in beiden aufwärts gekehrten und dunkelblau geschmelzten Hand­haben in goldener Schrift der alte Wahlspruch des Hauses Burgund : „Pretium laborum non vile“ (Kein geringer Preis der Arbeit) erscheint. Das Ganze hängt an einem, feuerrothen, durch einen blau geschmelzten goldenen Schieber gezogenen Bande und wird um den Hals, auf die Brust herabhängend, getragen. Militärischer Maria Theresien-Orden Gestiftet von der Kaiserin-Königin Maria Theresia. Nach dem ruhmvollen Siege des Feld­marschalls Leopold Grafen Daun bei Kolin wurde der 18. Juni 1757 als Stiftungstag fest­gesetzt. Die von Seiner Maj estät dem Kaiser Franz I. am 12. December 1758 erlassenen Ordens­statuten und die kaiserl. Verordnungen vom 21. October 1878 und 8. März 1895 mit Erläute­rungen und Ergänzungen der Statuten sind im „Anhänge zum Dienst-Reglement für dask. u. k. Heer“ enthalten. Der jeweilige Regierer des Erzhauses Österreich ist Chef, Oberhaupt und Großmeister dieses Ordens. In diesen können alle Officiere, ohne Rücksicht auf Rang. Religion und andere Umstände, für militärische Verdienste aufge­nommen werden. Der Orden soll aus so vielen Großkreuzen und Rittern — seit 1765 auch Com- mandeuren — bestehen, als sich für diese Classen würdig machten. Anspruch auf den Orden begründen nur jene herzhaften Thaten vor dem Feinde, die jeder Officier von Ehre, ohne den geringsten Vorwurf, hätte unterlassen können, die aber dennc ch mit ausgezeichneter Klugheit, Tapferkeit und aus freiwilligem An­triebe unternommen wurden. Gleichen Ansptuch begründen kluge, für den Kriegsdienst ersprieß­liche Rathschläge, welche Ofliciere nicht nur gegeben, sondern auch mit vorzüglicher Tapfer­keit ausführen geholfen haben. Die selbst ge­schilderte That muss von Augenzeugen bestätigt werden. Die Aufnahme in den Orden erfolgt in der Regel über Antrag des Ordens-Capitels oder durch den Großmeister. Die Aufnahme in den Orden verleiht, wenn der Betreffende nicht adelig ist, den österreichischen oder ungarischen Adel; über Einschreiten erhält der Ordensritter den erblichen Freiherrenstand. Die Decoration besteht aus einem gol­denen, weiß geschmelzten Kreuze. Seine Vorder­seite deckt ein kreisrunder rother Mittelschild, den ein weißer Querbalken durchzieht (das alte österreichische Wappen darstellend). Diesen Mittelschild umgibt ein weiß geschmelzter Reif mit dem Ördens-Wahlspruclie in Gold: „FORTITUDINI“ (Der Tapfeikeit). Die Bückseite des Mittelschildes zeigt die verschlungenen Buchstaben M T und F. (Maria Theresia, Franz). Das Ordensband ist rothweißrolh. Die Bitter tragen den Orden auf der linken Brustseite, die Commandeure um den Hals, die Großkreuze an einem 10 cm breiten Bande von der rechten Schulter an der linken Hüfte; zu letzterer Decoration gehört auch noch der „Stern“, welcher ohne Band auf der linken Brustseite getragen wird. Derselbe hat die größer gehaltene Form des Ordens­kreuzes. statt des weißen Emails Brillantierung und hinter den Kreuzesarmen zeigt sich ein goldener, grün geschmelzter Lorbeerkranz. Die Ordensritter und deren Witwen er­halten Ordenspensionen. *) Carl konnte sich zwar nicht im Besitze der spanischen Monarchie behaupten, blieb aber Oberhaupt des Ordens. König Philipp V. von Spanien bestritt dieses Vorrecht und erklärte sich ebenfalls zum Oberhaupte des Ordens. Seit jener Zeit wird der Orden daher auch von Seite Spaniens aufrecht erhalten.

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