Historische Blaetter 1. (1921)

Otto Cartellieri: Der Pas de la Dame Sauvaige am Hofe Herzog Karls des Kühnen von Burgund

und auf der Kruppe des Pferdes Schellen anbringen lassen. Auch Veilchen gab es zu sehen, in Gold und Silber auf schwarzen Samt ge­stickt. Beliebt waren auch die Verzierungen aus Gold und Silber und aus Edelsteinen. Als Herzog Karl am Sonntag mit großem Gefolge ein­traf, hatte er ein goldstrotzendes Gewand angelegt. Sein Pferd trug einen »Harnisch ganz aus Perlen und Edelsteinen«1; zwei schwarze Straußen­federn krönten die Roßstirn. Als zum letzten Male die Trompete erklungen war, erschienen die Wilden Männer wieder, sowie die Trompeter und die Bannerträger mit den Zeltern, denen man die gleichen Decken wie dem Pferde des Ritters aufgelegt hatte. Die beiden Wilden Frauen hatten den Schild und das Armband in Händen. In ihrer Mitte begab sich Claude de Vaudrey vor die Richter. Währenddes stürzten sich die Diener und der Tross auf die Samtdecken, ein jeder versuchte, ein Stück zu erhaschen. Nachdem die Preise den Rittern abgeliefert waren, erbaten sich die Damen und Vaudrey den blauen Schild mit den Namen der Teilnehmer, die der Wilden Herrin mitgeteilt werden sollten, und verabschiedeten sich von den Richtern. Sie bedankten sich bei dem Herzog für die erwiesene große Ehre und das gerechte Urteil und baten dann, sich beurlauben zu dürfen. In feierlichem Zuge begab sich Vaudrey in sein Zelt zurück. Abends im Stadthaus die Schlußfeier: ein Bankett fand statt, zu welchem der Magistrat geladen hatte. Herzog Karl erschien mit seiner Gemahlin und Tochter, mit ihnen der ganze Hofstaat und der Adel. Nach dem Souper wurde getanzt und Mummenschanz getrieben. Zwei ehrwürdige Ritter nebst »zwei schönen Fräulein« verteilten an die Sieger den Dank. Nachdem Gewürze und Wein gereicht worden waren, zog sich das Herzogspaar zurück. Der Pas d’Armes zu Ehren der Wilden Herrin war zu Ende, um von einem anderen abgelöst zu werden. Am Sonntag, noch bevor Vaudrey dem letzten Partner gegenübergetreten war, hatte der Herold Charolais bereits verkündet, daß binnen einem Monat vier Ritter von der Tafelrunde des Königs Artus zu einer Tjost aufforderten. In ununterbrochener Kette reihte sich am burgundischen Hofe Waffenspiel an Waffenspiel. 54 1 Nebenbei sei darauf hingewiesen, daß »Henry Vosyagher marchant de Norem- bergh«, »ung fin hobergon d’acier«, »trois paires de gosselez« und »deux gorgerins* Herzog Karl dem Kühnen lieferte; vgl. die Quittung vom 25. Jan. 1472 (1473?) für bezahlte 200 livres 16 sols; de Laborde Les dues de Bourgogne II, 2 (Paris 1851) 426 f. — Den Herren, die mir manchen wertvollen Wink gaben, spreche ich meinen ver­bindlichsten Dank aus.

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